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Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Gilbert. »Ich würde an deiner Stelle kein allzu großes Lager teurer Stoffe anlegen in der Hoffnung, dass der König und die Seinen sich an diese kleine Episode in Epping Forest und an dich erinnern. Ich will dich nicht kränken, Jonah, aber geh lieber davon aus, dass sie dich längst vergessen haben.«
    Jonah antwortete nicht sofort. Es war nicht der König, an den er dachte, sondern Philippa. Er hoffte inständig, dass die Königin ihn nicht gleich wieder vergessen würde, nachdem sie ihr Versprechen erfüllt hatte. »Ich halte mich vorerst an meine Schneider«, sagte er schließlich.
    Gilbert nickte zufrieden. »Ich habe keine Zweifel, dass du es richtig machen wirst. Sag, Jonah, kann ich weiterhin auf deine Mitwirkung bei den Weihnachtsspielen rechnen? Jetzt, da du ein ehrwürdiger Kaufmann bist?«
    Jonah lachte. »O ja, Vater. Und wenn ich Warden oder Alderman würde, Ihr könnt auf mich rechnen.«
     
    Auch Martin Greene befragte ihn am folgenden Sonntag nach seinen geschäftlichen Absichten.
    »Ihr solltet nicht vernachlässigen, was Eure Großmutter begonnen hat, Jonah«, riet er. »Der Handel mit billiger Ausschussware ist sehr lukrativ, wenn man ihn groß genug aufzieht.«
    Jonah nickte überzeugt und lauschte begierig, als Greene ihm ein paar Beispiele vorrechnete. Er wusste, dass er noch unendlich viel zu lernen hatte, und Greene war sicher ein lohnenderes Vorbild als Rupert Hillock.
    Jonah war am späten Nachmittag zum Haus des Warden gekommen, und der junge Diener, der Mitte der Woche bei ihm gewesen war, hatte ihm geöffnet. Nie zuvor in seinem Leben hatte Jonah ein so luxuriöses Haus von innen gesehen: Im Hof gab es keine Mietwerkstätten, Viehställe oder Gemüsebeete, sondern einen blühenden Garten. Man atmete unwillkürlich tief durch, wenn man ihn betrat. Der betörende Duft der vielen Blumen und Sträucher war eine wohltuende Erholung vom allgegenwärtigen Gestank der Stadt, die Blütenpracht und die großzügigen Flächen ein Augenschmaus. Doch Jonah dachte insgeheim, dass es andererseits doch eine sträfliche Verschwendung war, so viel Platz, den man Gewinn bringend hätte nutzen oder verpachten können, einfach mit Blumen zu füllen. Das schien ihm ein beinah sündhafter Luxus zu sein, der eher zum Adel als zu einem Kaufmann passte. Vermutlich hatte Martin Greene in seinem langen Geschäftsleben schon mehr Geld verdient, als er je ausgeben konnte, aber das war für einen richtigen Kaufmann doch noch lange kein Grund, damit aufzuhören.
    Durch die breite Haustür betrat man eine geräumige Vorhalle, hinter der, wie er später herausfand, eine Kapelle lag. Eine breite Treppe führte in die Halle hinauf, die drei- oder viermal so groß war wie Ruperts. An der langen Eichentafel fanden sicher zwanzig Menschen Platz, und die Fenster, erkannte Jonah fassungslos, waren verglast. Der Dielenfußboden war nicht, wie bei den meisten Leuten üblich, mit Stroh ausgelegt, sondern sauber gefegt und auf Hochglanz poliert. Das musste eine ganze Armee von Mägden in Schach halten. Auf dem feinen Tischtuch standen polierte Silberleuchter.
    Greene hatte ihn an der Tür zur Halle begrüßt und seiner Familie vorgestellt.
    »Master Durham, meine Frau Agnes, Lady Greene.«
    Jonah verneigte sich tief. Er wusste, dass Greene mehrmals zum Alderman gewählt worden, also für seinen Stadtbezirk Cordwainer im Stadtrat gewesen war, daher war seine Frau berechtigt, diesen Titel zu führen. Aber es war das erste Mal in seinem Leben, dass Jonah einer »Lady« vorgestellt wurde. Siewar eine hübsche, zierliche Frau um die vierzig in einem schlichten, aber sehr eleganten Kleid, und sie hieß Jonah herzlich willkommen, wenn auch mit förmlicher Höflichkeit. Sie hatten zwei Söhne, Adam und Daniel, die Jonah beide aus der Lehrlingsbruderschaft kannte, und drei Töchter. Die vielleicht achtjährige Anne und Kate, das Nesthäkchen, gingen gleich nach der Begrüßung folgsam mit der Amme hinaus.
    »Und das ist unsere Bernice«, sagte Greene schließlich mit unverhohlenem Stolz und schob seine älteste Tochter einen Schritt vor.
    Bernice war ein vielleicht dreizehn- oder vierzehnjähriges Mädchen mit nussbraunen Locken und einem recht hübschen Gesicht, solange sie nicht lächelte und ihre großen vorstehenden Hasenzähne entblößte. Sie knickste anmutig und sah Jonah für einen kurzen Moment in die Augen, ehe sie den Blick senkte.
    Jonah wurde reichlich unbehaglich zumute, als ihm aufging, was hier eingefädelt werden sollte.

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