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Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Ihm war durchaus bewusst, dass er jetzt eine gute Partie war. Er fragte sich entsetzt, ob Martin Greene vielleicht aus diesem Grunde so bereitwillig die kaufmännische Patenschaft für ihn übernommen hatte, während alle anderen gezögert hatten. Aber er ließ sich seine Verlegenheit nicht anmerken, begrüßte auch Bernice mit einem höflichen kleinen Diener und nahm dann den Platz neben ihrem Bruder Adam ein, den Lady Greene ihm wies.
    Martin Greenes Tafel war wesentlich vornehmer als die in Rupert Hillocks Halle. Es gab Eichelhäher, Wachteln und Schweinebraten in köstlich würzigen Saucen, dazu einen fruchtigen Wein vom Rhein, aber hier war es nicht verpönt, bei Tisch zu reden. Greene befragte seine Söhne, die nur sonntags nach Hause kamen, nach ihren Lernfortschritten und dem Befinden ihrer Lehrmeister, Lady Greene ermahnte Daniel nachsichtig, nicht so zu schlingen, und unterhielt sich dann mit ihrer Tochter über verschiedene Nachbarn, die sie morgens in der Kirche gesehen hatten.
    Schließlich wandte sie sich mit einem Lächeln an Jonah. »Ihrmüsst uns verzeihen, Master Durham, wir sind eine redselige Familie. Und nach einer Woche haben wir immer viele Neuigkeiten auszutauschen.«
    Bewundernd und nicht ganz ohne Neid hatte Jonah beobachtet, welch harmonischer, geradezu heiterer Umgangston hier herrschte, wie nahe die Menschen dieser Familie einander standen.
    »Umso großzügiger von Euch, mich zu diesem trauten Familienessen einzuladen, Lady Greene«, erwiderte er.
    Sie winkte ab. »Oh, das ist es nie. Sonntags haben wir das Haus immer voller Gäste, es ist ein reiner Zufall, dass Ihr heute der einzige seid. Letzte Woche hatten wir den Lord Mayor und fast ein halbes Dutzend feiner Gentlemen aus dem Norden hier.«
    »Feine Gentlemen ist gut«, schnaubte Daniel verächtlich. »Ungehobelte Landritter, die ihr Messer am Tischtuch abgewischt haben und mit vollem Mund redeten und auf den Boden spuckten.«
    Greene seufzte und wandte den Blick gen Himmel. »Daniel, wann wirst du lernen, dass man nicht immer unbedingt sagen muss, was man denkt? Die Gentlemen waren vom Lande, wo andere Sitten herrschen als bei uns. Aber sie waren unsere Gäste, denen du Respekt zu erweisen hast.«
    »Ja, Sir«, murmelte der gescholtene Sohn und schnitt eine verstohlene Grimasse.
    Lady Greene verbiss sich mit Mühe ein Lachen. »Ich hoffe, Ihr werdet uns in Zukunft öfter besuchen, Master Durham, vielleicht könnt Ihr meinen flegelhaften Söhnen etwas über gute Manieren beibringen.«
    Jonah deutete ein Kopfschütteln an. »Mir scheint, Ihr wollt den Bock zum Gärtner machen, Lady Greene.«
    Alle lachten, aber Greene dachte bei sich, dass der junge neue Gildebruder in der Tat ein angenehmes Auftreten hatte – wenn er sich dazu entschloss – und untadelige Tischmanieren, die er ganz sicher nicht Rupert Hillock, diesem Rohling, verdankte, sondern allein seiner Großmutter, die eine wahre Dame gewesen war.
    »Lady Greene hat ganz Recht, wir sollten eine ständige Einrichtung aus diesem sonntäglichen Essen machen. Ihr werdet viele Leute kennen lernen, die Euch nützlich sein können. Kommt demnächst eine Stunde eher, und wir besprechen, was es an geschäftlichen Fragen zu regeln gibt.«
    Jonah nickte. »Vielen Dank, Sir.«
    Nach der Mahlzeit, die Jonah beinah übertrieben festlich vorgekommen und doch eine der fröhlichsten war, die er je erlebt hatte, führte Greene ihn in sein Arbeitszimmer, welches an einem Flur hinter der Halle lag, und erklärte ihm, wie ihre geschäftliche Beziehung aussehen sollte.
    »Jede Investition von über zehn Pfund müsst Ihr zuvor mit mir erörtern und dürft sie erst tätigen, wenn ich mein Einverständnis gebe.«
    Jonah erschrak. »Ich fürchte, dagegen habe ich bereits verstoßen.«
    Greene runzelte die Stirn. »Ihr verschwendet keine Zeit, nicht wahr? Was habt Ihr angestellt?«
    Jonah berichtete, dass er eine größere Menge roter Wolle in Salisbury bestellt und angezahlt hatte.
    »Was in aller Welt wollt Ihr mit fünf Ballen?«, fragte der Gildewächter entsetzt.
    »Sie sind schon verkauft, Sir. Der Schneider Graham hat vom Stadtrat den Zuschlag erhalten, die roten Mäntel für die diesjährige Lord-Mayor-Parade anzufertigen. Ich war zufällig in seinem Haus, als die Nachricht kam, und ich weiß auch nicht so recht, wie es passiert ist …«
    Greene lachte leise. »Er hat Euch den Auftrag erteilt? Ihr scheint mir ein Glückspilz zu sein, mein Junge. Ich hoffe, Ihr habt daran gedacht, dass es

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