Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
Vom Netzwerk:
unaufdringlich, aber doch einzigartig. Nach Lavendel und frischem Leinen und etwas anderem, Beunruhigendem, das sie nicht benennen konnte. Metallisch und erdig zugleich.
    Federleicht strichen seine Hände über ihren Rücken, dann legte er die Lippen auf ihre und küsste sie. Annot hatte nicht geahnt, dass ein Kuss so sein konnte, so sanft und spielerisch und voller Versprechungen.
    Er zog sie behutsam näher, und sie spürte seinen muskulösen, straffen Körper, aber ehe sie die Einzelheiten in sich aufnehmen konnte, löste er sich plötzlich und glitt hinter sie. Stoff raschelte,Schleifen wurden geöffnet, Haken aus Ösen gelöst. Er zog ihr Über- und Unterkleid aus, und als sie im Hemd vor ihm stand, legte er die Hände auf ihre Schultern und strich über ihre Haut. Annot stand reglos vor ihm, angespannt und furchtsam, hörte seinen Atem schneller und rauer werden und wartete darauf, dass er irgendetwas Abscheuliches tat, das ihren Argwohn bestätigen und diesem beunruhigenden Spiel ein Ende machen würde. Aber sie wartete vergebens. Cupidos Hände strichen abwechselnd über ihre Haut und das grobe Leinen ihres Hemdes, ließen keinen Zoll aus, und als er schließlich die flache Hand auf ihren Bauch legte und die andere zwischen ihre Beine führte, überkam sie ein höchst merkwürdiges, bislang unbekanntes Gefühl, ein Gefühl von Köstlichkeit, und ihre Schenkel öffneten sich ein wenig.
    Sie hörte sein leises, fröhliches Lachen hinter sich, dann zog er die Hand zurück und streifte die Träger von ihren Schultern. Das Hemd rutschte auf ihre Füße hinab.
    Cupido nahm ihre Hand. »Komm ins Wasser, Annot.«
     
    »Master Jonah, Master Jonah, ein Bote von Master Cornell!«
    Jonah fuhr schuldbewusst aus dem Schlaf auf und saß aufgerichtet am Tisch im Kontor, das Abrechnungsbuch vor sich, als die Magd hereinstürmte.
    »Euer Tuch aus Flandern ist gekommen, Sir!«
    Er nickte ihr zu, scheinbar in seine Zahlen vertieft. »Ich bin doch nicht taub, Rachel. Sag Meurig, er soll anspannen, ich komme gleich.«
    Rachel ließ sich nichts weismachen. Sie stemmte die Hände in die Seiten und sah ihn scharf an. »Es ist doch eine Schande mit Euch, Sir. Ein anständiger Kaufmann verschläft nicht den halben Vormittag im Kontor.«
    Er seufzte. »Und als Nächstes wirst du mir vorhalten, dass ein anständiger Kaufmann sich auch nachts nicht auf den Straßen herumtreibt, richtig?«
    »Stimmt genau. Warum bezahlt Ihr nicht irgendeinen Handwerksburschen und lasst ihn Eure Nachtwachen übernehmen, wie die meisten Eurer Gildebrüder es tun?«
    »Weil ich nicht so reich bin wie die meisten meiner Gildebrüder. Und jetzt sei so gut, lass mich meine Bücher in Ordnung bringen. Sag Meurig, ich komme in ein paar Minuten.«
    Sie nickte versöhnlich und ließ ihn zufrieden.
    Rachel und Meurig waren das junge Dienerpaar, das Mistress Cross ihm vermittelt hatte, und er würde ihr bis ans Ende seiner Tage dankbar sein. Rachel hielt das Haus in Ordnung, kochte weitaus besser als Helen und hatte trotz der späten Jahreszeit im Hof einen Gemüsegarten angelegt, der, so versprach sie, noch diesen Herbst ein paar Bohnen und Kräuter abwerfen würde. Meurig stammte aus einem Dorf irgendwo in den walisischen Bergen, hatte dort irgendetwas ausgefressen und war nach England geflohen – in den Augen der meisten Waliser ein Schicksal, das schlimmer war als der Tod. Meurig ertrug die Verbannung jedoch mit größter Gelassenheit. Er war nach London gekommen, hatte in East Cheap seine Rachel gefunden, ein paar Monate in der Sattlerei ihres Vaters ausgeholfen und sie dann geheiratet. Seither hatten die beiden hier und da in London als Tagelöhner gearbeitet und nun hier ein Zuhause gefunden. Sie waren nur wenig älter als Jonah, und er fand es wunderbar unkompliziert, mit ihnen umzugehen. Sie behandelten ihn respektvoll, aber ohne Unterwürfigkeit. Zusammen mit dem Kater Ginger, der sich zu einem geschickten Mäuse- und Rattenjäger entwickelt hatte, bildeten sie seinen gesamten Haushalt, und Jonah fand nicht, dass hier irgendjemand fehlte. Er hatte ohnehin Zweifel, dass irgendwer einem so unerfahrenen Kaufmann wie ihm einen Sohn als Lehrling anvertraut hätte, aber Meurig war ein williger Gehilfe, der in den wenigen Wochen schon gelernt hatte, die verschiedenen Tuchsorten zu unterscheiden, und dank seiner scheinbar unerschöpflichen Kräfte nahm er Jonah viel der körperlichen Arbeit ab.
    Der junge Waliser hatte die beiden Ochsen schon vor den langen

Weitere Kostenlose Bücher