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Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Holzkarren gespannt und wartete im sonnenbeschienenen Hof, als Jonah aus dem Kontor kam und im Gehen den Inhalt seiner Börse überprüfte.
    Der stämmige Meurig, der einen Schopf dunkler Lockenhatte, die so unbändig waren wie sein Wesen, und ein Paar übermütiger tiefblauer Augen, öffnete das breite Tor, während Jonah auf den Bock kletterte und die immer so träge wirkenden Ochsen ermunterte, indem er die Lederzügel über ihren breiten Hinterteilen knallen ließ. Langsam und unlustig trotteten sie auf die Ropery hinaus.
    Meurig schloss das Tor wieder, holte den Wagen ohne die geringste Mühe ein und sprang auf. »Ich hätte ebenso gut allein hinfahren können, Sir«, bemerkte er.
    Jonah schüttelte kurz den Kopf. Meurig war pfiffig, aber das flämische Tuch war ein Gemisch aus Wolle und Seide, wie Jonah es selbst erst zwei- oder dreimal gesehen hatte. »Ich muss die Qualität prüfen, ehe ich ein Vermögen dafür bezahle.«
    »Ist es das Tuch aus der Wolle, die Ihr in Norwich gekauft habt?«, wollte Meurig wissen.
    Jonah musste lächeln. »Nein. So schnell geht es nicht. Dieses Tuch hier habe ich praktisch über Master Cornell bestellt. Sein Schiff hat es in Sluis abgeholt …«
    »In wo?«
    »Sluis. Das ist der Hafen von Brügge. Cornell hat es dem flämischen Händler bezahlt. Ich muss den Kaufpreis erstatten und für den Transport auf seinem Schiff bezahlen.«
    »Falls wir heute noch hinkommen«, brummte Meurig.
    Die Ochsen waren stehen geblieben; vor ihnen stauten sich Fuhrwerke aller Art, so weit das Auge reichte. Das Gewühl war so dicht, dass auch Fußgänger und Reiter Mühe hatten, sich hindurchzuzwängen.
    »Ganz Cheapside ist für den Verkehr gesperrt«, bemerkte der Waliser. »Sie bauen eine Tribüne vor St. Mary le Bow, und das ganze Straßenpflaster wird mit Sand bedeckt, damit die feinen Rösser der Ritter sich nicht auf die Nase legen. Darum müssen jetzt alle hier lang. Das konnte ja nicht gut gehen. Was denkt der König sich nur dabei, zu seinem Vergnügen die ganze Stadt lahm zu legen?«
    Jonah antwortete nicht. Aber er war der Meinung, dass die Stadt froh sein sollte über das bevorstehende dreitägige Turnier.Praktisch der gesamte Adel, die Ritterschaft und ihr Gefolge mussten untergebracht und beköstigt werden, und sie waren immer hungrig und durstig. Und gerade diejenigen, die aus abgelegeneren Regionen kamen, ließen keinen Besuch in London verstreichen, ohne ihre Garderobe zu erneuern, die Herren ebenso wie die Damen. Der Mayor von London, ein Tuchhändler namens John Pulteney, war der gleichen Ansicht und hatte die Aldermen und die Gilden schließlich überzeugen können, dass die Vorteile die Nachteile überwogen. Außerdem, hatte er angefügt, als er in dieser Sache vor der Tuchhändlergilde sprach, sei es höchste Zeit, dass London dem König seine Treue und Ergebenheit beweise, denn mochte Edward auch ein nachsichtiger Mann sein, hatte er doch ganz gewiss nicht vergessen, dass die Londoner die Entmachtung seines Vaters bejubelt und Mortimers Willkürherrschaft ohne den geringsten Widerstand erduldet hatten.
    »Es spielt keine Rolle, Meurig, wir haben keine Eile. Wenn ich dieses Tuch so gut verkauft bekomme, wie ich annehme, werden wir diesen Monat doppelt so viel verdient haben wie letzten. Das wäre doch ein Grund, uns drei Tage lang dem Müßiggang hinzugeben und das Turnier anzuschauen, was denkst du?«
    Meurigs Augen leuchteten auf. »Ist das Euer Ernst? Ich kann hingehen?«
    »Ja.«
    Auf einmal sah der junge Waliser die bevorstehenden Festivitäten mit ganz anderen Augen, und mit seiner frohen Laune kehrte auch sein Einfallsreichtum zurück. »Hier auf der Ropery geht gar nichts mehr, Sir. Wenn wir hier links abbiegen, kommen wir nach East Cheap. Da kenn ich mich aus. Wir könnten uns durch die Gassen schlängeln und dann runter zum Wool Quay fahren.«
    »Also, worauf wartest du?«
    Doch auch die Schleichwege waren nicht viel besser als die Hauptstraße. Allenthalben mussten sie anhalten, um einen Zug von Rittern vorbeizulassen, deren blank polierte Rüstungen inder Septembersonne funkelten, dass es einen blendete. All jene, die aus Kent und Essex zum Turnier und dem anschließenden Parlament anreisten und durch das Aldgate in die Stadt kamen, kämpften sich durch East Cheap, um den abgesperrten Turnierbereich weiträumig zu umgehen.
    Meurig hielt wieder auf einem kleinen Platz vor einer windschiefen Holzkirche, als ihnen ein neuerlicher Zug entgegenkam, der prächtigste von

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