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Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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der ihr im Grunde ganz und gar fremd war, voller Argwohn. »Und was weiter? Ich habe schon Bekanntschaft gemacht mit dem, wofür du so schwärmst, und konnte nichts daran finden.«
    Cupido ließ sich auf der Bettkante nieder, verschränkte die Arme und sah zu ihr auf. »Nein, Annot, das glaube ich nicht. Du hast Bekanntschaft gemacht mit Rohheit und Hässlichkeit. Aber es hat auch eine andere Seite. Die will ich dir zeigen.«
    Sie schluckte trocken und sagte nichts.
    Er ließ sich zurücksinken und stützte sich auf die Ellbogen. »Wir nennen dies das Haus der Freuden, weißt du. Das hat sich auch Lady Prescote ausgedacht, weil die Franzosen ihre Hurenhäuser gern so nennen. Natürlich geht es vor allem um die Freuden der zahlenden Kundschaft, da wollen wir uns lieber nichts vormachen. Aber bei diesem komplizierten Spiel sollte Freude idealerweise immer eine gegenseitige Angelegenheit sein. Und da du mit der zahlenden Kundschaft noch gar nichts zu tun hast, geht es erst einmal nur um deine Freuden. Also bin ich gekommen, um sie dir zu zeigen.«
    Es war gar nicht so einfach, beim Klang dieser Stimme nüchtern und zynisch zu bleiben. Seine Stimme hatte etwas Verführerisches, war weich und süß wie Honig.
    Doch Annot schüttelte entschieden den Kopf. »Daran habe ich keinerlei Interesse.«
    Er betrachtete sie eindringlich mit seinen großen, graublauen Augen. »Wirklich nicht? Hättest du ein wenig Freude nicht bitter nötig nach deinem schweren Verlust?«
    »Sprich nicht davon!«, fuhr sie ihn an. »Das ist allein meine Sache.«
    »Schön, wie du willst. Du musst mir nicht davon erzählen, obwohl es dir sicher gut täte. Komm her, Annot.« Er klopfte einladend auf den Platz neben sich. »Vor mir brauchst du nun wirklich keine Angst zu haben. Ich schwöre dir, ich werde nichts tun, was du nicht willst. Und wir brauchen heute noch gar nicht anzufangen. Wir haben Zeit. Lass uns reden. Über irgendetwas; es spielt keine Rolle.«
    Sie stand mit verschränkten Armen am Fenster. »Ich weiß, dass du es gut mit mir meinst, Cupido, aber ich will nicht mit dir reden«, sagte sie.
    Er hob leicht die schmalen Schultern. »Na schön. Dann zeig ich dir den Badesaal. Ich wette, du hast ihn noch nicht gesehen, oder?«
    »Ein Badesaal? Nein.«
    Er lächelte wieder so geheimnisvoll. »Verstehst du, offiziell ist dies hier ein öffentliches Badehaus. Darum gibt es auch einen Saal mit Zubern und großen Becken. Manche mit heißem, andere mit eiskaltem Wasser gefüllt. Es ist ein prunkvoller Saal, der mit maurischen Kacheln aus Spanien gefliest ist. Du solltest ihn dir unbedingt ansehen. Um diese Tageszeit ist niemand dort.«
    Halb aus Neugier, halb um ihn nicht zu kränken, willigte Annot ein.
    Er brachte sie die Treppe hinunter ins Erdgeschoss. Dort lag die Halle, wo die Mädchen und übrigen Hausbewohner die Mahlzeiten einnahmen, wo aber auch abends allerhand Vergnügungen stattfanden: Spielleute unterhielten hier beinah täglich die Gäste, manchmal gab es auch Festmähler und Tanz. Das hatte Lilian ihr erzählt; Annot war noch nie abends in der Halle gewesen.
    Cupido führte sie durch die Halle, an der anderen Seite wieder hinaus und einen Korridor entlang, durch welchen sie zu einem angebauten Gebäudeflügel gelangten. Dieser war ein eingeschossiger Bau mit wenigen, schmalen Fenstern, und als sie eintraten, kam es Annot so vor, als sei sie in eine fremdartige Wasserwelt entrückt: In der Mitte des großen, dämmrigen Saales war ein Becken in den Steinboden eingelassen, größer als zwanzig Badezuber. Es war mit Wasser gefüllt, von welchem Dampfschwaden aufstiegen, die einen eigentümlich schweren, betäubenden Duft verströmten. Steinerne Wannen standen hier und da neben bequemen Liegebänken im Raum verteilt, hinter dicken, weinroten Vorhängen verbargen sich große, hölzerne Zuber. Die Wände glänzten und funkelten im schwachen Licht.Die blauen und goldenen Kacheln waren mit maurischen Mustern und springenden Delphinen geschmückt.
    Annot schloss die Augen und sog zögernd, ein wenig argwöhnisch den betörenden Duft ein.
    »Wonach riecht es hier?«
    »Nach Moschus und ein paar arabischen Kräutern. Sie duften nicht nur, sie reinigen auch das Wasser«, erklärte Cupido.
    »Und hierher kommen die … Gäste?«
    »Oft, ja. Manche kommen tatsächlich, um nur zu baden. Aber das ist eher die Ausnahme.«
    Annot fuhr mit dem Finger die kostbaren Wandfliesen entlang. An manchen Stellen hatte sich die warme Feuchtigkeit wie ein feiner

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