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Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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hast doch weiß Gott das Glück des Teufels. Dieser junge Schwachkopf Stephens erzählt im Gildehaus herum, du hättest der Königin beim Einsturz der Tribüne das Leben gerettet und seiest bei ihr im Tower gewesen. Stimmt das? Und was sonst musstest du für sie tun, damit sie dir einen Kontrakt verschafft, he?« Er stützte die Hände auf den Tisch und beugte sich vor. Seine dunklen Augen funkelten. »Mir kannst du ’s ruhig erzählen«, raunte er im Verschwörerton. »Sie sagen, sie hat ein heißblütiges Temperament, unsere Philippa.«
    Ruperts lüsternes Grinsen bereitete Jonah beinah körperliche Übelkeit. »Ich glaube, du vergisst, von wem du sprichst.«
    Rupert trank aus seinem Becher und rülpste ungeniert. »Was für ein steifer kleiner Heuchler du doch bist. Also, zurück zu deinem Kontrakt. Worum geht es?«
    »Um Tuch mittlerer Güte, Beverly Brown oder vergleichbare Ware. Fünfzig Ballen bis März zu einem garantierten Abnahmepreis von zwei Pfund pro Ballen. Ich biete dir an, die Hälfte zu übernehmen. Je günstiger du sie beschaffst, desto größer ist natürlich dein Gewinn, aber ich nehme an, dreißig Shilling pro Ballen sind realistisch. Sagen wir, vierzig Pfund. Ich strecke sie dir vor, und du belieferst mich heute in sechs Wochen.«
    Rupert saß stockstill. Ohne Jonah aus den Augen zu lassen, fragte er leise: »Warum besorgst du dir dein Tuch nicht selbst?«
    »Das braucht dich nicht zu kümmern.«
    »Und welchen Anteil willst du von meinem Gewinn? Die Hälfte, nehme ich an.« Er sagte es im Brustton der Entrüstung, als wolle Jonah ihn betrügen statt ihm eine Chance zu eröffnen, von der er nie zu träumen gewagt hätte.
    »Keinen Penny, Rupert.«
    Sein Vetter grunzte ungläubig und leerte seinen Becher. »Das wäre zu gut, um wahr zu sein. Die Sache muss einen Haken haben.Hältst du mich für einen solchen Narren, dass ich dir glaube, du tust es aus familiärem Pflichtgefühl?«
    Jonah gestattete sich ein kleines ironisches Lächeln. »So wie die Dinge zwischen uns stehen, wollen wir von familiären Banden wohl lieber nicht reden. Ich will kein Geld von dir, sondern etwas anderes.«
    »Was?«, fragte Rupert barsch.
    »Ich will Crispin.«
    Rupert sah ihn einen Augenblick fassungslos an, ehe er wieder in sein ohrenbetäubendes Gelächter ausbrach. »Für diesen schwatzhaften kleinen Tagedieb willst du mir einen Profit von …«, er rechnete kurz, »zehn Pfund überlassen?«
    Jonah lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. »Überleg es dir. Aber ich will deine Antwort sofort. Und ich nehme ihn gleich mit, solltest du einverstanden sein.«
    Rupert winkte ab. »Du bist ja nicht bei Trost. Warum sollte ich ihn hergeben? Er ist mein Lehrjunge. Was würde sein Vater dazu sagen? Und die Gilde?«
    »Sein Vater ist einverstanden, die Wardens auch.«
    »Ach, es ist von langer Hand geplant, ja?«, fuhr Rupert auf. »Du schreckst wohl vor nichts zurück, um meinem Ansehen zu schaden, du verfluchter Bastard!«
    Jonah erhob sich ohne Eile. »Ganz wie du willst. Leb wohl.«
    »Nein, warte, Jonah!«
    Er drehte sich wieder um.
    Rupert hob beschwörend die Linke und raufte sich dann damit die Haare, sodass sie ganz zerzaust aussahen. Sein Gesicht war feuerrot, die Augen schienen plötzlich seltsam klein. »Schön, meinetwegen.« Er unterbrach sich kurz, ehe er hervorstieß: »Ich kann mir nicht leisten, dein Angebot abzulehnen, wie du zweifellos weißt.«
    Jonah erwiderte seinen Blick. Es kostete ihn Mühe, eine ausdruckslose Miene zu bewahren. Das triumphale Hohnlächeln wollte unbedingt heraus. Doch er beherrschte sich.
    »Aber der Junge bleibt hier, bis du mir die vierzig Pfund gezahlt hast«, verlangte Rupert angriffslustig. Es war, als wolle erden letzten Rest seiner Würde retten, indem er diese sinnlose Bedingung stellte.
    Jonah hatte damit gerechnet. Wortlos kam er an den Tisch zurück und zog zwei kleine Geldbeutel aus der Kleidung. Er hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, größere Werte gleich auf der Haut unter dem Wams zu tragen. »Hier.«
    Rupert lachte verächtlich. »Wohl kaum vierzig Pfund. Das wäre eine Truhe voll.«
    »Es sind florentinische Goldmünzen. Zweihundert Stück, jede vier Shilling wert. Wenn du mir nicht glaubst, geh in die Lombard Street zum Bankhaus Bardi, dort habe ich sie eingetauscht, dort tauscht man sie dir zurück. Willst du nachzählen?«
    Ruperts Finger zitterten, als er die Schnur an einem der Beutel löste und hineinspähte. Das Gold funkelte im schwachen Schein

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