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Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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getaucht.
    Auch Rachel hieß Crispin willkommen. »Hier, setz dich, mein Junge, da neben Master Jonah ist dein Platz. Später zeig ich dir deine Kammer. Ich weiß erst seit gestern, dass du kommst, aber ich hab es dir nett hergerichtet, du wirst dich schon wohl fühlen. Aber zuerst wollen wir essen, ja?«
    »Ja sicher … vielen Dank«, stammelte der Junge, völlig verwirrt über so viel Freundlichkeit, und sank matt auf den Stuhl nieder, den sie ihm angewiesen hatte. Gleich darauf hörten sie Meurig auf der Treppe, und Rachel holte das Essen herauf. Sie füllte die Zinnteller mit dem dampfenden Eintopfgericht, dem ein verlockender Duft nach Speck, Zwiebeln und Knoblauch entstieg, und verteilte sie.
    Crispin schnupperte hingerissen. »Hm … Mönchsbohnen!«
    Rachel lachte zufrieden. »Ich hab mir sagen lassen, die isst du besonders gern.«
    Meurig reichte die Wasserschale zum Händewaschen herum und füllte dann Ale in vier Becher, ehe auch er sich an seinen Platz setzte.
    Crispin faltete die Hände und senkte den Kopf, während Jonah ein kurzes Tischgebet sprach, und er spürte einen Kloß in der Kehle, der ihm faustdick vorkam.
     
    Jonah verließ die Halle mit einem knappen Gruß, ohne zu sagen, wohin er wolle oder wann sie ihn zurückerwarten könnten. Die anderen schwiegen, bis sie die Haustür zufallen hörten.
    »Er hat kaum etwas gegessen«, bemerkte Meurig kritisch.
    »Ich hoffe, es lag nicht an meinen Bohnen«, sagte Rachel.
    »Bestimmt nicht«, murmelte Crispin schüchtern. »Sie waren himmlisch.«
    Sie belohnte ihn mit einem strahlenden Lächeln und schob ihm Jonahs Teller hin. »Dann iss noch etwas, Junge, mach mir die Freude.«
    Das ließ Crispin sich nicht zweimal sagen. Er senkte den Kopf und schaufelte auch die zweite Portion des schlichten, aber so schmackhaft gewürzten Bohnengerichts in sich hinein.
    Meurig verteilte den Inhalt aus Jonahs ebenfalls fast unberührtemBecher auf ihre drei. »Wär eine Schande, das gute Bier umkommen zu lassen. Das sieht ihm gar nicht ähnlich. Was ist ihm nur so auf den Magen geschlagen?«
    »Was schon«, brummte Rachel. »Sein Vetter natürlich. Gott allein weiß, was sie sich wieder an den Kopf geworfen haben.«
    Obwohl Jonah die Hillocks nie auch nur mit einem Wort erwähnt hatte, wussten Rachel und Meurig doch ganz genau Bescheid. Mistress Cross, die sie an den jungen Master Durham vermittelt hatte, hatte ein paar aufschlussreiche Andeutungen gemacht, und den Rest hatten sie beim Einkaufen oder in der Schenke von den Dienstboten anderer Tuchhändler erfahren.
    Crispin schnaubte unwillkürlich. »Wenn Streit mit Master Rupert oder der Mistress ihm den Appetit verderben könnte, wäre Jonah längst verhungert. Das lässt ihn völlig kalt, glaubt mir.«
    Das Dienerpaar sah überrascht auf. »Nein, das glaube ich nicht«, widersprach Rachel entschieden. »Gerade du solltest ihn doch besser kennen. Und es ist sehr undankbar von dir, so von ihm zu sprechen, nach allem, was er für dich getan hat, mein Junge.«
    Meurig hob Crispin seinen Becher entgegen und sagte: »Da. Jetzt kennst du auch die Rachel, die jedem hier Respekt einflößt. Mit einer Ausnahme natürlich«, fügte er hinzu, als Ginger auf Crispins Schoß sprang.
    Der Junge spürte für einen Moment die scharfen Krallen durch den dünnen Stoff seiner Beinlinge und verzog schmerzlich das Gesicht, begann aber gleichzeitig, den kleinen Katzenkopf zu kraulen, und Ginger ließ sich schnurrend nieder.
    »Bist du denn nicht froh, hier zu sein?«, wollte Rachel wissen.
    Crispin sah sich verstohlen in der Halle um. Sie war größer als Ruperts und mit besseren, wenn auch offenbar alten Möbeln ausgestattet, der Kamin qualmte weniger, Jonah war nicht so geizig mit Kerzen wie sein Vetter, und die getrockneten Lavendelblüten im Stroh gaben jedes Mal ein angenehmes Aroma ab, wenn man mit den Füßen darin scharrte. Aber das alles machtenicht den wesentlichen Unterschied aus. Wesentlich anders war, dass man hier kein dringendes Bedürfnis verspürte, die Halle möglichst schnell wieder zu verlassen, dass man bei Tisch sitzen konnte, ohne ständig einen Angstknoten im Bauch zu spüren. Er dachte an die kurze, hässliche Abschiedsszene vorhin. Master Hillock hatte ihm natürlich unterstellt, er habe gemeinsame Sache mit Jonah gemacht und sei eingeweiht gewesen, hatte dem Jungen nicht einmal zugehört, und Crispin war geflohen, als Rupert Anstalten machte, ein letztes Mal auf ihn loszugehen.
    »Doch. Ich bin froh«, gestand

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