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Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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er. »Aber er hat es nicht für mich getan, Rachel, sei versichert. Jonah Durham verfolgt mit allem, was er tut, einen Plan, auch wenn man es oft gar nicht merkt. Das hat er von seiner Großmutter«, fügte er hinzu, offenbar selbst von dieser plötzlichen Erkenntnis überrascht.
    Rachel schüttelte ungehalten den Kopf, stand auf und sammelte die Teller ein.
    Meurig leerte seinen Becher, erhob sich ebenfalls und winkte einladend. »Komm. Ich zeig dir dein Bett.«
    Crispin hob Ginger auf den Arm, doch der eigenwillige Kater sträubte sich, sprang auf den Boden und zog seiner Wege.
    Meurig nahm ein Öllicht vom Tisch und führte den Jungen aus der Halle einen kurzen, dunklen Flur entlang zur letzten Tür. »Hier«, sagte er und stieß sie einladend auf.
    Neugierig trat Crispin ein. Der Raum war nicht groß. An der linken Wand stand ein Bett, ohne Baldachin oder Vorhänge, aber doch sehr viel besser als ein Strohsack am Boden. Unter dem Fenster, welches mit einem soliden Laden verschlossen war, befand sich eine niedrige Truhe. An der Wand neben dem Fenster hing ein schlichtes Holzkreuz.
    »Hier soll ich schlafen?«, fragte Crispin ungläubig. »Eine Kammer ganz für mich allein?«
    Meurig grinste breit. »Genieß es, solange es währt. Wenn er erst einmal Frau und Kinder und Gehilfen hat, wirst du vermutlich im Tuchlager einquartiert. Jetzt sieh in die Truhe.«
    Langsam trat Crispin ans Fenster, bückte sich und klappte den wurmstichigen Holzdeckel auf. Rosmarinduft schlug ihm entgegen.Ordentlich zusammengefaltet lag obenauf ein Wams aus Leinen. Selbst im schwachen Lampenlicht sah man den Grauschleier, und Crispin hatte den Verdacht, dass sein neues Wams vor nicht allzu langer Zeit noch ein altes Bettlaken gewesen war, aber es war frisch gewaschen und wunderbar weich. Darunter lag ein Paar Beinlinge aus feiner blauer Wolle, gefolgt von einem passenden Kittel, der einen Ton dunkler war. Diese Kleidungsstücke, erkannte sein geschultes Auge, waren flammneu. Es war das erste Mal in seinem Leben, dass Crispin ein Gewand bekam, das nicht zuvor jemand anders getragen hatte. Der Mantel stellte jedoch alles in den Schatten. Crispin erkannte ihn wieder: Jonah hatte ihn im September am Tag des Unglücksturniers getragen. Doch er war neu eingefärbt worden, wodurch die Flecken verschwunden waren, und der dünne Sommerstoff war mit einer zweiten Lage aus dickerer, dicht gewalkter blauer Wolle gefüttert worden, aus welcher auch die dazugehörige Kapuze gearbeitet war.
    Der Mantel glitt Crispin aus den Fingern und fiel unordentlich zurück in die Truhe. Mit weichen Knien sank der Junge auf den Schemel unter dem Kruzifix, hielt den Kopf tief gesenkt und wischte sich beschämt die Augen. »Oh, Jonah …«, murmelte er. »Du verfluchter Bastard.«
    Meurig lehnte mit verschränkten Armen am Türrahmen. »Tja, Junge. Vielleicht liegen die Dinge doch nicht ganz so, wie du geglaubt hast. Er hat Himmel und Hölle bewegt, um dich da rauszuholen, weißt du. Schon im Herbst hat er angefangen, diese Sachen für dich machen zu lassen. Und er hat Rachel zweimal dran erinnert, dass sie heute Mönchsbohnen kochen soll. So was hat’s noch nie gegeben, dass er irgendwas öfter als unbedingt nötig sagt, ehrlich. Und dass er nicht in der Lage ist, dir dieses Zeug hier selber zu geben, sondern sich lieber verdrückt, ändert ja nichts an den Dingen, oder?«
    »Nein«, flüsterte Crispin.
    Meurig nickte zufrieden. »Also dann. Gute Nacht, Crispin. Wasser zum Waschen findest du morgen früh in der Küche, oh, und der Abort ist links vom Haus im Hof.«
    Der Junge räusperte sich entschlossen und sah auf. »Gute Nacht, Meurig. Und vielen Dank.«
    »Keine Ursache. Ach, eins noch. Es geht mich ja nichts an, aber vielleicht denkst du mal drüber nach, ob es richtig ist, dass du ihn weiterhin einfach Jonah nennst. Er würde ja nie was sagen, weil er die Nase über all solche Regeln rümpft, aber manchmal macht es das Leben einfacher, sie zu befolgen, he?«
    »Ich werd drüber nachdenken«, versprach Crispin.
    Meurig ließ ihn allein, und der Junge tastete sich in der plötzlichen Dunkelheit vorsichtig zur anderen Seite des fremden kleinen Raumes vor, streifte die Schuhe ab und legte sich auf sein ungewohnt komfortables Bett. Es war weich genug für einen Prinzen, stellte er fest. Aber es dauerte trotzdem lange, bis er einschlafen konnte.
     
    Jonah entdeckte sie sofort.
    Am Eingang der Halle war er erst einmal stehen geblieben, um in Augenschein zu nehmen,

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