Der Koenig der Schmuggler
während der Geschichte jemand eintrat und sich neben ihn stellte, er drehte sich jedoch nicht um, um den Neuankömmling zu betrachten.
Michs Erzählung war lang – und abenteuerlicher denn je. Es ging um einen fühlenden Baum, der einst ein mächtiger Zauberer war, und um eine Rasse, die ihre Lebensessenz auf Kampfdroiden übertrug, um sich so in eine vollkommene Streitmacht zu verwandeln. Schließlich ging Mich der Stoff aus, und Han schüttelte den Kopf. »Mich, das war echt ein Hammer. Du solltest all deine Geschichten aufschreiben und an die SD-Produzenten verkaufen. Die sind immer auf der Suche nach so verrücktem Material für ihre Sendungen.«
Chewie tat begeisterte Zustimmung kund.
Mich grinste Han an, dann machte er sich eifrig daran, ein Glas zu polieren, und widmete sich dem neuen Gast. »Und was wünschen Sie, schöne Dame?«
Han warf unwillkürlich einen Blick über die rechte Schulter, um die Person in Augenschein zu nehmen, die Mich angesprochen hatte – und erstarrte vor Schreck. Bria!
Im ersten Moment redete er sich ein, einer Vision aufgesessen zu sein oder daß es sich nur um eine zufällige Ähnlichkeit handelte, doch dann hörte er sie mit ihrer tiefen, ein wenig heiseren Stimme sprechen, an die er sich so gut erinnerte. »Nur etwas Vishay-Wasser bitte, Mich.«
Sie ist es. Bria. Sie ist es wirklich. Sie wandte langsam den Kopf, und ihre Blicke trafen sich. Hans Herz schlug wie ein Hammer, obwohl er sich ziemlich sicher war, daß er seine Gesichtsmuskeln unter Kontrolle hatte. Zahllose Sabacc-Partien hatten ihn einiges gelehrt.
Sie zögerte, dann sagte sie: »Hi, Han.«
Er befeuchtete sich die Lippen. »Hi, Bria.« Er starrte sie an, dann erinnerte ihn eine unvermittelte Bewegung Chewies an die Anwesenheit seines Partners.
»Ich grüße dich, Chewbacca«, sagte Bria vorsichtig. Sie sprach ein recht passables Wookiee – offenbar hatte Ralrracheen sie unterrichtet. »Es ist mir eine Ehre, dich kennenzulernen.«
Der Wookiee gab einen unbestimmten Gruß von sich. Anscheinend beschäftigte ihn die Frage, was hier vorging.
»Äh«, machte Han, »lange nicht gesehen.«
Sie nickte ernst angesichts der lächerlichen Untertreibung. »Ich bin wegen dir hier«, erklärte sie. »Könnten wir uns eine Minute hinsetzen und reden?«
Han empfand, um das mindeste zu sagen, widerstreitende Gefühle. Ein Teil von ihm sehnte sich danach, sie in die Arme zu schließen und zu küssen, bis ihr die Luft wegblieb, ein anderer Teil wollte sie schütteln und Verwünschungen und Anklagen gegen sie ausstoßen. Ein weiterer Teil hätte sich am liebsten einfach umgedreht und wäre davongegangen, um ihr so zu beweisen, daß sie ihm nichts mehr bedeutete – nichts!
Statt dessen nickte er. »Klar.« Als er eine Bewegung machte, um sein Glas zu nehmen, legte Chewie ihm eine Pranke auf den Arm und knurrte leise. Han blickte zu seinem Partner hinauf. Er war dankbar für Chewies Feinfühligkeit. Er würde tatsächlich lieber allein mit Bria reden. »Okay, Kumpel, wir sehen uns zu Hause, später.«
Chewie nickte Bria zu und verließ das ›Blaulicht‹.
Han nahm sein Glas Ale und führte Bria zu einer Nische im hinteren Teil der nur trübe beleuchteten, fast leeren Bar. Während er Bria beobachtete, wie sie näher trat und seitlich auf die andere Seite des Tisches glitt, konnte er sie zum ersten Mal richtig sehen. Sie trug eine militärisch geschnittene braune Kombination, die indes keinerlei Insignien oder Rangabzeichen aufwies. Ihr Haar war so streng nach hinten gekämmt, daß Han nicht zu sagen vermochte, ob es kurzgeschnitten oder nur zu einem festen Knoten gebunden war. Sie trug keinerlei Schmuck. An ihrem rechten Oberschenkel ruhte ein abgegriffener BlasTech-DL-18 (Hans Waffe erster Wahl war der schwerere DL-44) in einem tiefgeschnallten Holster, weit unten, so wie er selbst seine Waffe am liebsten trug. Ihr Waffengurt war mit zusätzlichen Energiemagazinen gespickt und barg außerdem einen Vibrodolch in einer Scheide. Han hätte darauf gewettet, daß die leichte Ausbuchtung im Schaft eines ihrer Stiefel eine verborgene Reservewaffe verriet.
Während sie dasaß und ihn betrachtete, rang Han um Worte, aber alles, was er zustande brachte, war, sie einfach nur anzuschauen. Er war kaum dazu in der Lage, für wahr zu halten, daß sie wirklich hier war, daß dies nicht nur ein Traum war – oder gar ein Alptraum.
Sie sah ihn unentwegt an, ihre Augen prüften sein Gesicht. Bria war die erste, die sprach. Sie
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