Der Koenig geht tot
gehabt.«
Ich wollte mich einfach nicht zufriedengeben. »Die Ermittlungen dauern doch noch keine Woche an. Mir erscheint das ausgesprochen kurz«, warf ich ein.
»Christophs Chef geht am Samstag in Urlaub«, erklärte Max. »Er will den Fall vorher abschließen.«
»Verdammt!« Ich blieb abrupt stehen und hielt mir die Seite.
Max hielt ein paar Schritte vor mir. »Es ist zwar ärgerlich«, meinte er, »aber kein Grund, deshalb einen Herzinfarkt zu kriegen.«
»Mach dir meinetwegen keine Sorgen«, erwiderte ich zynisch, während ich mir die rechte Seite hielt. »Soviel ich weiß, ist das Herz eher auf der anderen Seite zu finden.«
Inzwischen waren wir am Ufer des kleinen Sees angekommen, der von den Stadtbewohnern gerne zum Sonntagsspaziergang genutzt wurde. Wir gingen halb um das Gewässer herum und ließen uns auf eine Bank fallen, die einen wunderbaren Blick auf das Biotop erlaubte. Links neben uns stand eine geschnitzte Skulptur, angstvolle Menschen, Opfer eines Krieges. Es war totenstill. Die Hundebesitzer waren schon wieder zu Hause angekommen, Mütter mit Kinderwagen rückten meist erst am Nachmittag an.
Inzwischen hatten die Stiche sich gelegt, außerdem atmete ich wieder ganz ruhig. »Eigentlich hätte ich nicht schlecht Lust, den gesamten Stichlingser Schützenverein aufzumischen«, sagte ich plötzlich aus einer Laune heraus.
Max sah mich verwundert an.
»Es liegt doch nahe, daß jemand, der das Ansehen der Bruderschaft schützen wollte, Wilfried König unter Druck gesetzt hat. Wie Alexa mir erzählt hat, ist es geschiedenen Schützen untersagt, am Vogelschießen teilzunehmen. König war zwar nicht geschieden, war aber trotzdem ein ungeliebter Kandidat, weil er quasi getrennt lebte, nachdem er eine heiße Affäre gehabt hatte, über die jede Stichlingser Hauskatze Bescheid wußte. Außerdem hätte seine Frau Moni womöglich vor aller Ohren als Schützenkönigin abgelehnt ein Skandal im Sauerland. Ich darf gar nicht daran denken. Die Zeitungen hätten sich darauf gestürzt, und Stichlingsen wäre über mehrere Schützenfestsommer hindurch in aller Munde gewesen. Es liegt doch nahe, daß es Leute gibt, die das verhindern wollten. Leute, denen die Bruderschaft am Herzen liegt.«
Max blickte mich nachdenklich an. »Du vermutest diese Leute im Dunstkreis des Vorstandes, nehme ich an.«
»Dunstkreis ist das richtige Wort!«
»Würdest du mitmachen, wenn es darum ginge, auf eigene Faust weiterzuwühlen? Christoph Steinschulte wird vielleicht doch noch weitermachen, wenn sein Vorgesetzter ihm freie Hand läßt. Darüber hinaus könnten wir selber weiterforschen!«
»Das halte ich für keine gute Idee«, wehrte ich ab. »Heute ist mein erster Ferientag, und ich habe nicht vor, mir meine Ferien durch sogenannte private Ermittlungen zu versauen. Außerdem kommt Robert am Wochenende, und vermutlich düsen wir Mitte nächster Woche gemeinsam nach Griechenland.« Ich stand auf, Max folgte mir. Wir liefen am Teich entlang Richtung Grillplatz und taperten dann die paar Meter unter den Bäumen durch zu dem Parkplatz, wo ich mein Auto abgestellt hatte.
Max griff das Gespräch wieder auf. »Robert kommt? Na, der wäre doch für unser Team eine echte Bereicherung.«
»Ich glaube, das sieht er anders, wobei ich ihm ausnahmsweise recht geben würde.«
Robert, mit dem ich zusammen in Köln studiert hatte und der jetzt noch dort in der Abteilung für Alte Geschichte arbeitete, hatte uns bei der Aufklärung unseres letzten Falls ein wenig geholfen. Allerdings hatte er seinen damaligen Einsatz als »verdeckter Ermittler« bis heute noch nicht richtig verarbeitet.
Max überlegte einen Augenblick. »Auf jeden Fall werde ich in Kürze noch einmal zu Jupp Baumüller fahren. Er wird zu deinen Überlegungen sicherlich mehr sagen können. Hättest du nicht Lust mitzufahren?«
»Meinst du ich bin blöd? Ich lasse mich doch nicht schrittweise in die Sache reinziehen. Nein danke!«
»Ich dachte nur«, murmelte Max. »Sollte ich nicht vorm Wochenende noch einen Blick auf deine Zündkerzen werfen? Das hätte ich dann bei der Gelegenheit machen können!« Ich bemerkte ein ganz leichtes Zucken an Max rechter Augenbraue. Ansonsten war ihm nichts anzusehen.
»Seh ich aus, als wäre ich erpreßbar?« sagte ich trotzig. »Ich krieg mein Auto schon alleine wieder flott. Außerdem bekomme ich tatsächlich Geld dafür, daß ich als Lehrer arbeite. Vielleicht reicht mein letztes Monatsgehalt sogar für eine Autowerkstatt.«
Ich
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