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Der Koenig geht tot

Der Koenig geht tot

Titel: Der Koenig geht tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Heinrichs
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spreche ich gar nicht. Aber denken Sie nur: Der Unfall von Wilfried König war aller Wahrscheinlichkeit nach ein Mord. Die Polizei hat das meiner Freundin erzählt. Der Moni. Die wird weiterhin von denen heimgesucht, als hätte sie den Mord eigenhändig verübt. Stellen Sie sich das vor! Die Moni – ein Mord! Aber was noch hinzukommt: Die Polizei weiß jetzt auch, daß die Moni und der Bernhard Schnell ein Techtelmechtel hatten. Ist ja auch kein Wunder. Das ganze Dorf wußte Bescheid. Da mußte die Polizei ja irgendwann drauf kommen. Und jetzt ist der Bernhard natürlich auch verdächtig. Sehr verdächtig sogar. Jedenfalls hat die Polizei schon zweimal mit ihm gesprochen. Und der Bernhard hat wie die Moni kein Alibi. Kein direktes jedenfalls. Ist das nicht unangenehm?«
    Alexa hatte inzwischen im Knien den Verband abgewickelt und betrachtete das Bein. »Das ist wirklich schrecklich«, sagte sie, als spräche sie mit dem Bein. »Vor allem, wenn Bernhard Schnell wirklich nichts damit zu tun hat.«
    Beate Kleinert guckte irritiert. »Sie sagen das so-, Sie glauben doch nicht im Ernst?«
    »Ich glaube gar nichts«, antwortete Alexa, während sie den Verband zur Seite legte. »Ich kenne Bernhard Schnell nicht die Bohne. Wie soll ich wissen, ob er einen Mord begehen könnte?«
    Beate Kleinert schien nun ihrerseits abzuwägen. Schließlich hatte sie sich eine Meinung gebildet. »Gut, der Bernhard war in früheren Jahren ziemlich jähzornig. Als der noch für den SV Stichlingsen stürmte, da gab es angeblich nach einer umstrittenen Schiedsrichterentscheidung jedesmal Zoff in der Umkleidekabine, weil Bernhard sich mit der gegnerischen Mannschaft fetzte. Aber diese Zeiten sind lange vorbei.«
    Alexa dachte an Max’ blaues Auge. So ganz schienen die Zeiten doch noch nicht vorbei zu sein.
    »Inzwischen spielt der Bernhard gar kein Fußball mehr«, sinnierte Beate weiter. »Und insgesamt ist er viel ruhiger geworden. Auf eine Prügelei läßt er sich heute erst recht nicht mehr ein. Glaube ich jedenfalls«, fügte Beate etwas leiser hinzu. »So oder so finde ich es klasse, daß er sich nach der Trennung um die Moni gekümmert hat. Er hat sie richtig wiederaufgebaut, und er selbst hat dadurch auch gewonnen. Ja, ich glaube fast, durch Monis Einfluß ist der Bernhard ausgeglichener geworden.«
    Alexa stellte fest, daß sie mittlerweile kaum noch Zwischenbemerkungen machen mußte. Einmal angestoßen, quasselte Beate Kleinert wie ein holländischer Radiosender.
    »Wenn der Bernhard nicht gewesen wäre, dann hätte die Moni ganz bestimmt nicht so gut den Absprung von ihrem »Ex« geschafft. Dann würde sie womöglich heute noch dessen Hemden bügeln. Mit Bernhard wird Moni zwar nicht gerade Schützenkönigin, aber dafür hat sie wenigstens einen vernünftigen Mann an ihrer Seite.«
    »Nun, vielleicht macht ihr Bernhard Schnell ja im nächsten Jahr die Freude«. Alexa versuchte ihre wahren Gedanken hinter einer leutseligen Fassade zu verbergen. »Dann wird sie doch noch Schützenkönigin.«
    »Das wär was«, schwärmte Beate. »Und unser ganzer Kegelclub im Hofstaat. Unter dem Aspekt müßten wir ja fast dankbar sein, daß der König nicht mehr unter uns ist.«
    Alexas Kopf schoß nach oben. »Was sagen Sie da?« Beate Kleinert wurde sofort puterrot.
    »Das- das war natürlich nicht so gemeint«, stotterte sie. »Aber natürlich dürfte die Moni nicht Königin werden, wenn sie geschieden wäre.«
    Alexa guckte ungefähr so quadratisch wie das verstaubte Fenster, durch dessen fast blinde Scheibe ein wenig Sonne fiel.
    »Das müssen Sie mir aber jetzt mal erklären.«
    Beate Kleinert erholte sich gerade von ihrem verbalen Ausrutscher. Sie war froh, daß sie jetzt ein paar Erklärungen geben konnte. »Nun, daß wir hier ein Schießverbot für Geschiedene haben, das wissen Sie doch, oder?«
    »Ich glaub’, ich weiß nur, daß eine Schützenkappe meistens grün ist«, sagte Alexa resigniert. »Aber unter welchen katholischen Grundvoraussetzungen man sie tragen darf, ist mir unklar.«
    »Ganz einfach, ein geschiedener Mann wird einfach gar nicht unter die Vogelstange gelassen. Genauso wenig darf eine geschiedene Frau Schützenkönigin werden.«
    »Ist das immer schon so?«
    »Vor ein paar Jahren gab es in der Umgebung ein paar Präzedenzfälle«, erklärte Beate. »Danach haben die meisten Schützenvorstände grundsätzlich über diese Frage eine Entscheidung getroffen. Und in Stichlingsen hat man sich eben im Sinne der strengkatholischen

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