Der Koenig geht tot
Auslese entschieden.«
Plötzlich schoß Alexa eine Idee in den Kopf. »Wie sah es dann eigentlich mit Wilfried König aus? Seine Frau wollte sich von ihm trennen. Er aber wollte trotzdem König werden. War das ein Problem?«
Beate Kleinert stutzte einen Moment. »Unter dem Aspekt habe ich das noch gar nicht gesehen«, murmelte sie dann. »Im Grunde hätte man ihm noch nichts anhaben können. Die Scheidung war noch nicht durch. Insofern konnte man sich auf nichts berufen. Andererseits hat er ganz offiziell diese Affäre mit der Tussi aus Kuhschiß-Hagen gehabt. Ein richtiger Lieblingskandidat wird er daher sicher nicht gewesen sein.«
Alexas Augen funkelten plötzlich in einem leuchtenden Grün. »Sieh mal einer an«, brabbelte sie aufgeregt vor sich hin. »Vielleicht ist das schon ein Grund für einen Königssturz.«
Beate Kleinert hatte bereits das Thema gewechselt, als Alexa aus ihren Gedanken auftauchte. Auf Schützenfeste kam sie erst wieder zu sprechen, als Alexa bereits im Auto saß. Das Fenster war bei der Hitze weit geöffnet, und Beate winkte freundlich ins Wageninnere hinein.
»Vielleicht sehen wir uns ja am Wochenende!« rief Beate fröhlich.
Alexa guckte erstaunt. Eine weitere Kontrolluntersuchung war fürs Wochenende gar nicht vorgesehen.
Beate lachte ausgelassen. »Aber diesmal nicht im Pferdestall. Diesmal auf dem Brechlingser Schützenfest.«
Alexa lächelte gequält. Nach allem würde sie lieber das gesamte Wochenende den Stall ausmisten als den Brechlingser Schützen beim Feiern zugucken.
19
»Warum auf einmal?« Beim Joggen fiel mir das Sprechen absolut schwer, auch wenn sämtliche Jogging-Päpste sich einig waren, daß man dabei ganze Bücher rezitieren müsse, um wirklich entspannt zu sein. Wenn ich beim Laufen versuchte, ein paar Sätze rauszuschnaufen, bekam ich in der Regel Seitenstiche, die ich die ganze Zeit nicht mehr los wurde. Ich fühlte daher nach diesen drei Worten in mich hinein. »Warum auf einmal?« schien eine Sequenz zu sein, die mein Körper ganz offensichtlich ohne Nebenwirkungen beim Laufen produzieren konnte.
»Keine weiteren Indizien!« sagte das Phänomen, das neben mir trabte. Das Phänomen war Max. Ein Raucher, der ganze Nächte und halbe Tage in seinem Taxi herumhing, keinen Schritt zu Fuß ging, aber wenn es sein mußte, seine Joggingschuhe anzog, loslief und dabei auch noch ganze Vorträge halten konnte. Nun ja, ganze Vorträge waren bei Max Mentalität eher unwahrscheinlich. Aber immerhin machte es ihm nichts aus, ob er seine Sätze im Stehen, Sitzen oder Laufen herausbrachte und das, obwohl er überhaupt nicht im Training war.
»Wie – keine Indizien?«
»Außer den weißen Fädchen am Reißverschluß und den Autospuren in der Nähe des Tatorts gibt es halt keine Hinweise auf ein Gewaltverbrechen«, erklärte Max lässig. »Und für Fädchen und Reifenspuren gibt es natürlich auch hundert harmlose Erklärungen. Da braucht man nicht auf einen Mord zu bestehen.«
»Das gibt’s doch gar nicht«, schnaufte ich. »Die waren sich doch so sicher.«
Noch bevor Max antwortete, wußte ich, daß es passiert war. Das Ziehen kam heftig, und ich wußte sofort, daß ich es damit nicht lange würde aushalten können.
»Christoph ist es auch nicht so ganz wohl, wenn der Fall auf diesem Wege abgeschlossen wird. Andererseits weiß er nicht, wie es weitergehen soll. Ihm sind die Ideen ausgegangen.«
Mein Lauf würde sowieso jeden Moment beendet sein. Jetzt konnte ich die Unterhaltung auch ungeniert fortsetzen. »Es gibt doch genug Leute mit einem Motiv. Denk nur an Bernhard Schnell, Königs Kontrahenten! Was ist außerdem mit diesem Kassenführer? Die Spuren sind doch noch warm. Warum geht man denen nicht nach?«
»Man hat alle Verdächtigen ausgequetscht wie eine Zitrone, behauptet Christoph. Angeblich ist man auf keine verhärtenden Verdachtsmomente gestoßen. Die aufgenommenen Reifenspuren passen zu keinem Auto eines Verdächtigen. Andere Hinweise, die belastend sein könnten, hat man nicht auftreiben können. Das Ergebnis der Obduktion hat ebenfalls keine neuen Erkenntnisse gebracht. König ist an seiner Kopfverletzung gestorben, die durch einen Aufprall verursacht wurde, und zwar genau dort, wo wir ihn gefunden haben. Folglich ist er auf den Stein geknallt, der unter seinem Kopf lag. Der Crash ist etwa zehn Minuten vor unserem Eintreffen passiert. König hat Pech gehabt. Wäre schon früher ein Auto vorbeigekommen, hätte er vielleicht eine Chance
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