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Der Koenig geht tot

Der Koenig geht tot

Titel: Der Koenig geht tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Heinrichs
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hochgradig verarscht, um seiner Tussi eine kostspielige Haustür zu finanzieren und einen steinernen Fisch in den Vorgarten zu setzen. Wenn das dem Schützen-Motto »Glaube, Sitte, Heimat« entspricht, werde ich der Nachfolger des Papstes.«
    Jupp Baumüller sagte nichts mehr. Und Max hatte den Eindruck, daß diese Konfrontation seinen Freund mehr angestrengt hatte, als gut für ihn war.
    »Jaja, du könntest recht haben«, stotterte Baumüller nach einer Weile. »Du könntest recht haben.« Dann sagte er nichts mehr.
    »Denk mal drüber nach!« sagte Max, als er sich nach Minuten des Schweigens verabschiedete. »Vielleicht fällt dir dazu ja jemand ein.«
    Jupp nickte nur und hob die Hand zum Abschied. Dann sagte er wohl doch noch etwas, aber da war Max schon aus der Tür.

28
    Als ich mich in das Polster des Busses fallen ließ, war mir schon ein wenig mulmig. Nicht nur, weil die aufgestaute Hitze im Bus meinen Blutdruck in die Höhe schießen ließ. Nein, es war natürlich eine völlig verrückte Idee gewesen, das Angebot der Mittelstandsvereinigung zur Betriebsbesichtigung der Firma Osterfeld wahrzunehmen. Aber ich hatte keine andere Möglichkeit gesehen, an den großzügigen Geschäftsmann heranzukommen, ohne Aufsehen zu erregen. Und daß ich ihn genauer unter die Lupe nehmen wollte, hatte einen einfachen Grund. Wilfried König und Jürgen Hebel waren beide bei Osterfeld angestellt gewesen. Außerdem war Osterfeld ganz offensichtlich der große Gönner der Schützenbruderschaft. Der Name Osterfeld war im Zusammenhang mit den beiden Toten einfach zu oft gefallen. Ich wollte einen Eindruck von ihm haben, ihn einschätzen können. Und vor allem: Ich wollte gerne seine Stimme noch einmal hören, um zu entscheiden, ob es dieselbe war, die Wilfried König vor über einer Woche davon hatte überzeugen wollen, daß er besser nicht Schützenkönig werden sollte.
    »Ein neues Gesicht! Wie schön!« Darauf hatte ich nur gewartet. Ich hatte nicht hoffen können, daß man mich unbeachtet und unbehelligt auf diese Tour mitnehmen würde.
    »Haben Sie über die Zeitungsmeldung von unserer Betriebsbesichtigung gehört?« Der Mann, der mich angesprochen hatte, strahlte mich an und ließ sich gesellig auf den Sitz neben mir fallen. Er war um die fünfzig, trug ein kurzärmliges, hellblaues Hemd und hatte die Haare zu einer Frisur gekämmt, die mich entfernt an Elvis erinnerte, auch wenn die Tolle an der Stirn nicht so ausgeprägt war.
    »Genau! Ich habe in der Zeitung darüber gelesen«, antwortete ich wahrheitsgemäß. »Da bin ich natürlich sofort neugierig geworden.«
    »Wir freuen uns immer sehr über interessierte Mitbürger. Darf ich fragen, in welcher Branche Sie tätig sind?«
    Ich hatte mir alles so gut zurechtgelegt. Von dem engagierten Lehrer, der die heimische Wirtschaft kennenlernen möchte, um das Thema in den Politik-Unterricht einflechten zu können. Von den ökonomisch-politischen Strukturen, die ich den Schülern näherzubringen versuche. Ich kann wirklich nicht im entferntesten sagen, was mich ritt.
    »Ich befinde mich derzeit noch im Schuldienst, stehe aber unmittelbar davor, mich in Kürze selbstständig zu machen.«
    Mein Sitznachbar hob interessiert die Augenbrauen. »Tatsächlich? Ein ungewöhnlicher Schritt für einen abgesicherten Staatsdiener, wenn ich mir diese Bemerkung erlauben darf.«
    »Ja, die Absicherung ist nun mal nicht alles«, gab ich weise von mir. »Was mich persönlich reizt, ist die ständige Herausforderung und das Gefühl, das Heft ganz allein in der Hand zu halten.«
    , ›Da haben Sie natürlich recht!‹’ brachte Elvis der Zweite hervor. »Aber diese durchgearbeiteten Nächte, dieser permanente Streß, den jeder Selbstständige ertragen muß – das sind Sie doch als Lehrer gar nicht gewohnt.«
    Ich wollte gerade zu einer Verteidigungsrede meines Standes ansetzen, doch mein Mittelständler kam mir zuvor. »Als was möchten Sie sich denn überhaupt selbstständig machen?«
    Ich zögerte keine Sekunde. »Ich habe da an ein Beerdigungsunternehmen gedacht«, purzelte es aus mir heraus. »Eins der wenigen Gewerbe, das man ohne handwerkliche oder kaufmännische Ausbildung beginnen kann.«
    »Aha!« Elvis sah mich an, als hätte ich es auf ihn als meinen ersten Kunden abgesehen.
    In der Tat hatte ich mal mit meinem Religionskollegen Michael Brunner während einer langweiligen Lehrerkonferenz die Gründung eines Beerdigungsunternehmens geplant. Michael wollte zu diesem Zwecke seine grüne

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