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Der Koenig geht tot

Der Koenig geht tot

Titel: Der Koenig geht tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Heinrichs
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alle Laborberichte beisammen, aber dennoch ist die Polizei so unter Druck, daß sie bald der Presse die vorläufigen Untersuchungsergebnisse vorlegen muß. Dabei hatte Hauptkommissar Hartmann noch vor zwei Tagen die Ermittlungen im Fall König einstellen wollen.«
    Jupp grübelte einen Augenblick. »Jürgen Hebel soll König umgestoßen und nicht die Polizei alarmiert haben – o.k. Ich halte das gar nicht für ausgeschlossen. Hebel war charakterlich nicht der Mann, dem ich das grundsätzlich nicht zutrauen würde. Aber daß Hebel sich selbst ermordet haben soll – das halte ich für mehr als unwahrscheinlich. Es gibt Menschen, die für so etwas in Frage kommen. Mein ganz persönlicher Eindruck ist:
    Jürgen Hebel gehört nicht dazu.«
    Max führte die Fingerspitzen seiner Hände zusammen. »Sicherlich kann man so etwas durch kriminal technische Untersuchungen nachweisen. Ich meine, ob jemand Selbstmord begangen hat oder nicht. Schmauchspuren oder was auch immer da ausgewertet wird. Die endgültigen Untersuchungen laufen ja noch.«
    »Die Sache stinkt!« Als Max Jupp Baumüller mit dieser Bestimmtheit sprechen hörte, überkam ihn eine gewisse Erleichterung. Er selbst hatte schließlich auch ein seltsames Gefühl, daß mit der flotten Aufklärung etwas nicht in Ordnung war. Plötzlich war alles so schnell und klar gewesen, konstruiert könnte man vielleicht sagen. Max war froh, daß Jupp seine Gedanken aussprach.
    »Dieses Geständnis, der Selbstmord – das alles erscheint mir höchst dubios.«
    »Ehrlich gesagt, bin ich froh, daß du es auch so siehst«, gestand Max ein. »Dabei hatte ich vermutet, du seist froh, daß jetzt endlich Ruhe einkehrt – geklärte Verhältnisse eben.«
    »Geklärte Verhältnisse sind dann gut, wenn sie wirklich geklärt sind«, philosophierte Jupp. »Aber solange in meinem Kopf weiter Gespenster herumspuken, sehe ich wirklich keinen Fortschritt. Im Gegenteil: Die Vorstellung, daß mit Jürgen Hebel nicht der wahre Täter gestorben ist, ist ja wohl mehr als bedrohlich.«
    »Der Mörder lebt also noch unter uns?« Max stellte fest, daß seine Frage irgendwie pathetisch klang. Dabei meinte er es bitterernst. »Vincent und ich sind der Meinung, daß der Mörder tatsächlich sehr eng mit dem Schützen verein verbunden sein muß. Jedenfalls sehen wir darin ein passendes Motiv.«
    Jupp blickte irritiert angesichts Max’ ungelenker Darstellungsweise.
    »Vielleicht sollten wir nach einem Saubermann Ausschau halten. Nach einem, der den Sumpf des Schützenvereins trockenlegen will. Jemand, der als Meister Propper von St. Sebastianus agiert, um wieder Zucht und Ordnung in das Vereinsleben zu bringen.«
    Jupp sah immer noch nicht viel schlauer aus. Immer noch trug seine Stirn schwere Falten, und seine Augenbrauen bildeten ein wohlgeformtes Fragezeichen.
    »Schon seit Tagen will ich dir erzählen, daß Vincent auf dem Stichlingser Schützenfest ein Gespräch belauscht hat. Er hat dabei die Stimme von Wilfried König erkannt, der eine Auseinandersetzung mit einem Schützenbruder hatte.« Max gab den Schlagabtausch wieder, so gut er ihn im Gedächtnis behalten hatte. Jupps Augenbrauen zogen sich zu einer Wolkenfront zusammen, die für ein baldiges Donnerwetter stand.
    »Liegt nicht der Schluß nahe, daß jemand aus den Reihen der Schützen König vom Schießen abhalten wollte? Aller Wahrscheinlichkeit nach hielt man es für moralisch zweifelhaft, daß jemand, der in Trennung lebte, in einer katholischen Schützenbruderschaft den Vogel runter holen wollte. Geschiedene sind schließlich vom Schießvergnügen ausgeschlossen, bei Getrenntlebenden wird es bislang wahrscheinlich keine Absprache geben, so daß die Sache auf einer anderen Ebene geregelt werden mußte.« Max faltete die Hände, als wolle er eine Andacht halten. »Ein Beispiel für die andere Ebene dürfte das Pinkelgespräch gewesen sein. Vielleicht aber auch eine Auseinandersetzung mit schweren Folgen – ich meine Wilfried Königs Tod.«
    Jupps Mund hatte sich zwischenzeitlich zu einem geraden Strich entwickelt. Im Kontrast zu den balkenähnlichen Augenbrauen stellte er kein rechtes Gegengewicht mehr da. »Und bei Hebel, meinst du–«
    »Jürgen Hebel müßte einem moralischen Verfechter von St. Sebastianus-Werten doch in besonderem Maße ein Dorn im Auge gewesen sein. Der Mann hat das Vertrauen der gesamten Mannschaft mißbraucht. Er hat sich auf Kosten des einfachen, ehrlichen Schützenbruders bereichert. Er hat den gesamten Verein

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