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Der Koenig geht tot

Der Koenig geht tot

Titel: Der Koenig geht tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Heinrichs
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Vier Augen starrten sie an.
    »Hallo!« sagte Alexa. »Ziemlich drückend heute, nicht? Na, dann wollen wir mal endlich die Fäden ziehen!«

30
    Max hielt an, um sich etwas zu trinken zu besorgen. Diese verdammte Hitze im Auto machte ihm zu schaffen. Er sollte sich darauf beschränken, nur nachts unterwegs zu sein. Tagsüber war es in den letzten Tagen kaum zum Aushalten gewesen. Und heute war die trockene Hitze auch noch einer unbeschreiblichen Schwüle gewichen. Gott sei Dank hatte der kleine Lebensmitteladen im Dorf noch auf. Max ließ die Tür seines Taxis einfach offenstehen. Er wischte sich mit dem Arm den Schweiß von der Stirn, als er die Tür zum Laden öffnete. Vor der Kühltheke, wahrscheinlich dem angenehmsten Ort im ganzen Raum, stand Thomas Ehringhaus. Aber er war nicht allein. Er sprach mit – klar, wie konnte es anders sein bei Max’ Glück?- mit Bernhard Schnell, und zwar in einem ziemlich aufgeregt flüsternden Ton. Thomas sagte etwas und der Hobbyfähnrich fuhr herum.
    Max grinste zynisch. »Na, Bernhard, heute wieder in Topform?«
    Schnell brummelte etwas, das kaum zu verstehen war.
    »Wirklich keine Lust auf einen Angriff von hinten?«
    »Ich mach sowas auch nicht alle Tage«, beteuerte der Schützenbruder. »Ich bin einfach ausgerastet.«
    »Das beruhigt mich«, Max hatte den Eindruck, daß man den Fall damit auf sich beruhen lassen sollte. Dann kam ihm plötzlich eine Idee.
    »Vielleicht könntest du mir als Entschädigung ein paar Informationen geben.«
    Bernhard Schnell guckte mißtrauisch, sagte aber nichts. Thomas Ehringhaus schwieg ebenfalls, wahrscheinlich in freudiger Erwartung, bald Gesprächsstoff für den morgigen Tag geliefert zu bekommen.
    »Tu mir einen Gefallen und besorg mir schon mal ein paar Flaschen Wasser!« wandte Max sich an den Ladenbesitzer. Thomas guckte beleidigt, machte aber einen Abgang. Bernhard Schnell verschränkte prompt die Arme vor der Brust. Sein Gesicht drückte aus, daß er sich nichts gefallen lassen würde.
    »Tatsächlich interessiert mich nach wie vor, wer Wilfried König und Jürgen Hebel auf dem Gewissen hat. Ich weiß nicht warum, aber um ehrlich zu sein, traue ich dir diesen Coup nicht zu. Aber glaub bloß nicht, daß das mit deinem ehrenvollen Auftritt von letzter Woche zu tun hat. Der zeugt eher von geistiger Verwirrtheit als von souveräner Gelassenheit gegenüber den Ermittlungen.« Bernhard guckte weiter motzig, hielt aber den Mund.
    »Ich persönlich glaube, daß jemand dahintersteckt, der die Moral der Schützenbruderschaft wahren möchte. Jemand, der allen Ärger vom Verein fernhalten will.«
    Der Fahnenoffizier sah nicht gerade so aus, als hätte er Max’ Worte in letzter Konsequenz verstanden, aber er schwieg weiter, wahrscheinlich einfach froh, daß er selbst nicht verdächtigt wurde.
    »Kannst du mir sagen, wer in St. Sebastianus in besonderer Weise die Werte aufrechterhält?« Max sah an Bernhards Gesichtsausdruck, daß er seine Fragen präzisieren mußte.
    »Wer regt sich in Sitzungen auf, wenn es um Grundsatzfragen geht? Wer hat durchgesetzt, daß geschiedene Schützenbrüder nicht den Vogel schießen dürfen? Wer plädiert für die brüderliche Gemeinschaft im Verein? Wer pocht auf »Glaube, Sitte, Heimat«? Fällt dir dazu nichts ein?«
    Bernhard Schnell sah endlich so aus, als würde er nachdenken. Max konnte an seinem abwesenden Blick regelrecht ablesen, wie er sich Situationen vergegenwärtigte und abwog.
    »Mal der eine, mal der andere«, antwortete er dann. Max’ Hoffnungen rutschten in den Keller.
    »Als hier im Ort noch der Pastor Reckenscheidt war, war der natürlich unser Präses. Der hat das Thema mit den Geschiedenen und dem Schießen öfters draufgehabt. Der hatte da eine ganz klare Meinung. Aber seitdem wir von Brechlingsen aus mitversorgt werden, sieht das etwas anders aus. Jetzt sind es vor allem zwei Schützenbrüder, die immer mal wieder mit »Glaube, Sitte, Heimat« anfangen. Manchmal denk ich, die haben dem Pastor sein Erbe angetreten. Aber das sind ja auch zwei ganz alteingesessene Schützenbrüder. Von denen kann man’s wirklich sagen, daß die ihr Herz dem Verein gewidmet haben.«
    Max hing jetzt mit voller Erwartung an Bernhards Lippen. Er spürte eine Spannung in sich, die er selbst kaum erklären konnte.
    »Und?« fragte er aufgeregt. »Wen meinst du?«
    In Schnells Augen war zu lesen, daß er zögerte, ob er die Namen nennen sollte. Ihm war klar, daß er sie damit Verdächtigungen aussetzte. Schließlich

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