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Der Koenig geht tot

Der Koenig geht tot

Titel: Der Koenig geht tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Heinrichs
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Familienkutsche als Leichenwagen umspritzen. Außerdem war er als studierter Theologe natürlich ein echter Hit auf unserer Visitenkarte. Vielleicht konnten wir zusammen mit unserer Musikkollegin noch einen originellen Akzent auf dem Friedhof anbieten: Das Violinspiel als letzten Gruß oder die Trompete als musikalischen Abschied. » Auf der Vogelwiese steht der Franz … « wäre unter Schützenbrüdern ganz sicherlich ein Knaller. Leider hatten wir unser Projekt nicht weiter besprechen können, da auch die längste Lehrerkonferenz irgendwann einmal endet.
    »Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt«, startete mein Sitznachbar jetzt eine offizielle Begrüßung. »Ewald Schulte. Erster Vorsitzender der Mittelstandsvereinigung im hiesigen Ortsverband.«
    »Vincent Jakobs!« Ich verkniff mir den Zusatz »Bald Jungunternehmer!«
    »Jakobs? Jakobs?« Ewald Schulte runzelte die Stirn. »Aber Sie sind doch nicht etwa am Elisabeth-Gymnasium tätig?«
    Ich hätte heulen können. So mußte es ja kommen. Ich war ein Trottel.
    »Dann sind Sie sicher der Lehrer meiner Tochter Judith. Die erzählt doch immer von ihrem neuen Lehrer Jakobs.«
    Schulte strahlte mich an. Ich war verloren. Konnte man denn selbst in den Ferien nicht mal in Ruhe einen Scherz machen?
    »Judith hat mir gar nicht erzählt, daß Sie nicht mehr lange–« Der Bus hielt mit einem Ruck an. »Oh, jetzt muß ich mich aber kümmern.« Ewald Schulte stand entschuldigend auf.
    »Ich weiß ja auch noch gar nicht sicher–« versuchte ich noch hinter ihm herzurufen. Vergeblich. Ich war ein Trottel. Und ich würde es immer bleiben. Ich würde es nicht einmal als Beerdigungsunternehmer weit bringen.

29
    Ehrlich gesagt war Alexa froh, daß sie heute zum letzten Mal nach Stichlingsen kommen mußte. Ein weiteres Gespräch, in dem sie sich als Beate Kleinerts bester Kumpel präsentieren müßte, würde sie nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren können. Alexa atmete tief durch. Mittlerweile war es ziemlich schwül geworden. Die Autofahrt hatte ihr ein durchgeschwitztes T-Shirt beschert. Hoffentlich ging es im Stall jetzt schnell!
    Auf dem Hof stand zwar ein Auto, aber als Alexa mit ihrer Tasche in den Stall marschierte, war dort niemand zu sehen. Nur die vier Pferde standen ruhig in ihren Boxen und spähten bei ihrem Eintreten neugierig über die Absperrungen. Natürlich hätte Alexa sofort beginnen können, die Fäden zu ziehen, aber sie wollte lieber die Halterin dabeihaben. Alexa wollte gerade »Hallo!« rufen, als sie aus einem Nebengebäude Stimmen hörte. Es mußte aus dem kleinen Aufenthaltsraum kommen, der sich im rechten Winkel an den Stall anschloß. Alexa ging wieder nach draußen und schaute, ob sie mit ihrer Vermutung recht gehabt hatte. Bei dem sommerlichen Wetter standen alle Fenster offen, so weit sie sich öffnen ließen. Daher drang das Gespräch gut hörbar nach draußen.
    »Wie stellst du dir das denn vor?« hörte sie klar und deutlich Beate Kleinerts Stimme. »Wie willst du denn damit leben?«
    »Ich habe die Sache selbst zu verantworten«, kam jetzt eine andere Stimme, ebenfalls von einer Frau, nur nicht ganz so durchdringend.
    »Aber doch nicht du allein!« war jetzt wieder Beate Kleinert zu hören. »Bernhard hat doch genauso den Mist verbockt.«
    »Es ist mir egal, was Bernhard macht«, sagte die Frauenstimme trotzig. »Ich kann nur für mich sprechen. Und ich bin bereit, zu dem zu stehen, was ich gemacht habe!«
    »Du bist verrückt!« schimpfte Beate nun. Alexa konnte förmlich sehen, wie sie sich fassungslos die Hand vor die Stirn hielt. »Noch hast du alle Möglichkeiten. Es weiß doch kein Mensch davon.«
    »Mag sein, daß ich verrückt bin.« Die andere Stimme sprach mit einer außerordentlichen Klarheit. »Aber es gibt für mich keine Alternative. Ich kann sonst einfach nicht weiterleben.«
    Alexa spürte, daß ihr trotz sommerlicher Schwüle ein Schauer über den Rücken lief. Sie hatte eine dunkle Ahnung und wurde fast getrieben von der Neugier, sie bestätigt zu wissen. Sie war jetzt nur noch einen Meter von dem ersten geöffneten Fenster entfernt.
    »Denk doch mal nach! Was du jetzt tust, kannst du nie wieder rückgängig machen. Du wirst deine Freiheit verlieren – und das für viele Jahre!«
    Alexa ging einen kleinen Schritt vor. Tatsächlich. Sie war es. Alexa konnte es mit eigenen Augen sehen. Moni König stand da und hatte gerade ein Geständnis abgelegt. Alexa fühlte sich wie gelähmt. In diesem Moment schossen zwei Köpfe herum.

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