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Der König ist tot: Roman (Fortune de France) (German Edition)

Der König ist tot: Roman (Fortune de France) (German Edition)

Titel: Der König ist tot: Roman (Fortune de France) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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erschweren?«
    »Er erschwerte sie, leider! Bei der Neuverhandlung von 1648 erhöhte er die Paulette auf vier Jahresgehälter des Amtsträgers.«
    »Vier Jahresgehälter! Das heißt ja Ungerechtigkeit auf Ungerechtigkeit häufen! Die verlangte Summe übersteigt jedes Maß!«
    »So ist es, in der Tat. Und weil die Königin sich seitens der Richter auf Zähneknirschen und Aufschreie gefaßt machte, nahm sie diese listig von der Bestimmung aus. Betroffen waren nur drei andere Kammern, unter anderen die Rechnungshöfe. Unglücklicherweise schlug die List fehl. Nicht nur daß der Oberste Gerichtshof sich mit den genannten Kammern solidarisierte, er ging noch viel, viel weiter: am dreizehnten Mai 1648, nachdem man sich mit den Betroffenen beraten hatte, verfaßte man einen Erlaß, genannt Erlaß der Einigkeit, in welchem die verschiedenen Krongerichte sich zu einem zusammenschlossen.
    Und dies war ein revolutionärer Beschluß. Das hieß eine Art Republik innerhalb der Monarchie errichten. Das hieß die königliche Autorität einschränken, wie das englische Parlament es vorgemacht hatte. Und diese Revolte der Krongerichte gegen die königliche Macht war genaugenommen der erste Akt jenes verhängnisvollen und traurig berühmten Ereignisses, das man die Fronde nennt.«
    »Die Fronde? Und woher der Name?«
    »Fronde heißt Schleuder, jene Schleudern nämlich, mittels derer die Gassenjungen sich mit Steinen beschießen. Doch verbirgt sich hinter diesem übertragenen und verharmlosenden Namen eine sehr bedrohliche Wirklichkeit für die Regentin und den jungen König.
    Anna von Österreich und Mazarin geraten in Unruhe. Vor ihren Augen haben sich die verschiedenen Krongerichte gegen die königliche Macht verschworen.
    Die Königin fordert die Vertreter der Krongerichte auf, ihr den Erlaß zu bringen. Da sie im voraus wissen, was die Königin damit vorhat, erscheinen sie vor Ihrer Majestät ohne die Urkunde, und weil die Königin diese nun nicht verbrennen kann, begnügt sie sich damit, ihnen einen geharnischten Sermon zu halten, den unsere Scheinheiligen gesenkten Kopfes anhören. Schließlich ist die Regentin eine Frau, und Frauen können in Zorn geraten, diesen hat man geduldig und höflich über sich ergehen zu lassen. Aber ein Narr, wer ihm die geringste Bedeutung beimißt. Man hat ja nicht mehr Richelieu vor sich.
    Aber sie sind zu weit gegangen. Ein alter Gerichtsrat, Pierre Broussel, wird verhaftet. Nun ist Broussel in seinem Viertel, jain ganz Paris, beim Volk sehr beliebt. Er ist ein bescheidener Mann, der zu Fuß durch die Straßen geht, jedem Antwort gibt, der sich an ihn wendet, und alle wissen, daß er entschieden gegen die Steuern ist. Als die Nachricht von seiner Verhaftung bekannt wird, läuft das ganze Viertel zusammen und will die Kutsche anhalten, in der die Gendarmen ihn wegführen wollen. Tatsächlich zertrümmern sie die Achsen, doch es wird eine zweite Kutsche geholt und Broussel trotzdem ins Gefängnis gebracht. Bei dieser Nachricht schließen die Läden und Werkstätten. Bewaffnete Gruppen tauchen auf mit dem Ruf: ›Laßt uns unseren Vater!‹ Allmählich greift die Erregung auf die ganze Stadt über. Der Koadjutor Paul de Gondi, ein großer Freund Broussels, geht selbst auf die Straße hinunter und bemüht sich, die Gemüter zu beschwichtigen, doch ohne Erfolg. Sei es schlechtes Gewissen, sei es doppeltes Spiel, nachdem er seine Ermahnungen beendet hat, begibt er sich ins Palais Royal, wobei er unterwegs beobachtet, daß die Aufständischen Ketten über die Straßen spannen, um der königlichen Reiterei den Durchlaß zu verwehren.
    Kaum bei der Königin vorgelassen, berichtet Gondi, was er gesehen hat, und zu seiner großen Überraschung nimmt der Hof es nicht ernst. Das habe gar nichts zu sagen, nur eine kleine Meuterei. Da brauche Marschall de La Meilleraye sich nur zu zeigen, und alles kehre zur Ordnung zurück. Und wieso sollten die Höflinge sich auch beunruhigen lassen? Sie befinden sich in einem soliden Palast, hinter dicken Mauern und Fensterläden. Sie werden von den Garden der Königin, den französischen Garden, von der Reiterei des Marschalls und notfalls von La Meilleraye selbst beschützt. Wenn das Volk länger meutert, wird eine Abteilung Reiterei es bald zur Räson bringen. Nun beharrt aber Gondi darauf, daß die Sache ernst zu nehmen sei. Das sei keine Meuterei, sondern ein Aufstand. Doch Anna von Österreich in ihrer Verblendung will nichts hören, und plötzlich zornig, schreit sie

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