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Der König und die Totenleserin3

Der König und die Totenleserin3

Titel: Der König und die Totenleserin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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ich sehe ihnen an, dass sie es kaum erwarten können, sich dem Auftrag des Königs zu widmen.«
    Er führte sie aus der Küche. Alle folgten – Bruder Titus nur widerwillig und nicht ohne zuvor das Essen auf dem Tisch abgedeckt zu haben, um bis zu seiner Rückkehr die Fliegen davon fernzuhalten.
    Als sie sich der zerstörten Kirche näherten, stieg die Spannung. Die Feindseligkeit Mansur gegenüber war nahezu mit Händen greifbar. Die Brüder Titus und Aelwyn wurden noch mürrischer. Bruder James flehte seinen Abt hysterisch an, nicht zuzulassen, dass heilige christliche Knochen von einem Sarazenen berührt werden.
    Vor allem Hilda war beunruhigt. »Das sind die Knochen von Arthur und Guinevere, das weiß doch jeder«, sagte sie wieder und wieder, als würde es wahrer, wenn sie es oft genug aussprach.
    Nur Abt Sigward behielt die Ruhe. Sie hatten nicht gewusst, was sie mit den Skeletten machen sollten, sagte er. »Sie verdienen eine bessere Unterbringung als unsere Küche, also haben wir dort, wo die Marienkapelle war und die Heilige Jungfrau hoffentlich über sie wacht, eine provisorische Hütte aus Weidenruten für sie errichtet.«
    »
Zwei
Hütten wären schicklicher gewesen«, sagte Bruder Aelwyn.
    »Mein Lieber, das haben wir doch besprochen«, erwiderte der Abt müde. »Dieses Paar hat all die Zeit hindurch Seite an Seite gelegen. Ich wollte sie jetzt nicht trennen.« Plötzlich zwinkerte er. »Schließlich waren Arthur und Guinevere ordentlich verheiratet, wenn man der Legende glauben darf.«
    Er blieb kurz vor der Hütte stehen, erteilte Rhys die Erlaubnis, den Friedhof zu besuchen, und beugte sich dann zu Allie hinunter. »Du solltest jetzt loslaufen und spielen, Kleines«, sagte er zu ihr. »Alte Knochen sind nichts für Kinder.«
    Allie öffnete den Mund, um ihm von ihren Erfahrungen mit Knochen zu erzählen, doch Gyltha versetzte ihr einen kräftigen Stups und sagte: »Wir schauen uns hier mal um, ja? Mal sehen, was wir alles finden.« Und an den Abt gewandt: »Das Kind mag Tiere.«
    »Oben auf der Weide steht ein hübsches Pferdchen«, sagte Sigward freundlich.
    »Das ist ein Maultier«, stellte Allie klar, ließ sich dann aber wegziehen.
    »Erklärt es, Mylord«, drängte Bruder James den Abt. »Erzählt diesem Sarazenen von Arthurs Abnormität, die gewöhnlichen Menschen nicht gewährt wird.« Er sah Adelia zum ersten Mal an. »Erklärt das Eurem Herrn, Weib. Erklärt ihm, dass Arthur sechs Rippen hatte, eine Gnade, die Unser Herr nur Helden schenkt.«
    Oje, dachte Adelia, schon wieder dieses Ammenmärchen! Sie sagte: »Ich denke, Sir, Master Mansur würde Euch unterweisen und davon in Kenntnis setzen, dass Frauen und Männer exakt dieselbe Anzahl Rippen haben – sechs Paar, immer sechs. Die einzige Möglichkeit, ein weibliches Skelett vom Skelett eines Mannes zu unterscheiden, ist der Beckenknochen.«
    »Mich unterweisen?« Die Stimme von Bruder James war hoch und kletterte höher. »Mich unterweisen? Meine Unterweisung ist das Wort der Genesis:
Da ließ Gott der Herr einen tiefen Schlaf fallen auf den Menschen, und er schlief ein. Und Er nahm eine seiner Rippen und schloss die Stelle mit Fleisch. Und Gott der Herr baute ein Weib aus der Rippe, die Er von dem Menschen nahm, und brachte sie zu ihm.
Adam hatte nur fünf Rippen, genau wie alle Männer, bis auf jene, die von Gott eine besondere Gabe erhalten, so wie Arthur sie erhielt.«
    Betasten die denn nie ihren eigenen Brustkorb?, fragte Adelia sich. Wieso zählen sie ihre verdammten Rippen nicht?
    Sie hörte das nicht zum ersten Mal. Wer auch immer die Genesis geschrieben hatte, ein Anatom war er nicht gewesen.
    Verflucht, dachte sie, wie sollen wir unsere Untersuchung vor einem Publikum durchführen, das mit den Nerven am Ende und noch dazu unwissend ist?
    Abt Sigward löste das Problem für sie. »Kommt mit, meine Söhne«, sagte er. »Es ist Zeit für die Sext. Und Hilda, gute Seele, wenn du vielleicht die restlichen Zaunrübenwurzeln zermahlen könntest; die Gelenksteife bereitet Bruder James nämlich wieder Schmerzen …«
    Im Handumdrehen waren alle fort – Hilda voller Eifer, die Bitte des Abtes zu erfüllen.
    Adelia und Mansur blieben allein vor der Hütte aus Weidenruten zurück, einem großen, frischen, duftenden Höcker in dem verkohlten Rechteck, das einst ein erhabenes Heiligtum der Heiligen Jungfrau gewesen war.
    Mansur neigte den Kopf. Adelia kniete nieder, wie sie das immer tat, und bat die Toten hinter dieser Tür, ihr zu

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