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Der König und die Totenleserin3

Der König und die Totenleserin3

Titel: Der König und die Totenleserin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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Rowley hatte ihn und die Brüder Aelwyn, James und Titus zu einer Besprechung mit in den Gasthof gebracht.
    Jetzt saßen die vier Mönche stumm auf einer Seite des riesigen Esstisches, ihre schwarzen Kutten und Kapuzen bildeten einen tristen Gegensatz zu den farbenfroheren Spiegelungen aller übrigen Anwesenden in den blank gewienerten Dielen, besonders zu Adelias Grün.
    Hilda lehnte aus der Küchendurchreiche, wie man sie häufig in Klosterrefektorien antraf, offensichtlich bereit, ihre Meinung kundzutun. Hinter ihr war Töpfeklappern zu hören, und ein köstlicher Duft verriet, dass Godwyn kochte.
    Nur zwei Leute aus dem Gasthof fehlten. Rhys schlief oben, seine Harfe noch immer fest im Griff. Und Millie war von ihrer Herrin nach draußen geschickt worden, um den Hof zu fegen.
    Allie wurde auf den Boden gesetzt, wo sie erneut den Vogel im Käfig studierte, mit ihm redete und ihn mit einigen Leckereien köderte, um herauszufinden, was ihm am besten schmeckte. Ihr leises, lockendes Zirpen lieferte den Hintergrund zu dem schroffen Ton des Mannes, der ihr Vater war.
    Rowley war noch immer in Jagdkleidung, wirkte aber überaus bischöflich und gebieterisch. »Dann sind wir uns also einig. Dem Sheriff wird mitgeteilt, dass dieser Eustace von allen Vorwürfen freizusprechen ist.« Als keine Antwort kam, hakte er nach. »Mylord Abt?«
    Ein Seufzer drang aus Abt Sigwards Mönchskapuze. »Ja, ja. Unbedingt. Das Feuer war ein Unfall.«
    »Ich vermute, genau das war es«, sagte Rowley. »Aber wer hat es verursacht?«
    Abt Sigward machte Anstalten aufzustehen. »Diese Angelegenheit geht nur unser Kapitel etwas an.«
    »Nein, von wegen.« Der Bischof von St. Albans war noch nicht fertig. »Ein Mann wurde fälschlich verdächtigt, Angehörige seiner Zehnschaft nahm man zu Unrecht fest, und nur dank der Bemühungen von Master Mansur konnte ihre Unschuld bewiesen werden. Ein Mönch ist in den Flammen umgekommen. Eine Stadt zusammen mit der Abtei niedergebrannt. Somit ist es auch eine weltliche Angelegenheit, und diejenigen unter uns, die unmittelbar an den Geschehnissen beteiligt waren, haben ein Recht, die Wahrheit zu erfahren.«
    Er weiß es, dachte Adelia. Er weiß, wer es war. Er hat mit dem Laienbruder gesprochen und mit Hilda. Gott steh uns bei, ich glaube, jetzt weiß ich es auch.
    Aus der Durchreiche sagte Hilda trotzig: »Eine alte Falle beweist gar nix. Dieser Nichtsnutz, Eustace, hat das Feuer gelegt. Hat Bruder Aloysius uns doch noch gesagt, bevor er starb, weil er versucht hat, die Flammen zu löschen, die arme Seele.«
    »Das behauptest du.«
    Hilda wurde laut. »Ich hab’s mit eigenen Ohren gehört, jawohl, wo ich Salbe auf die Verbrennungen getan hab. ›Eustace, Eustace‹, hat er gesagt. Die letzten Worte des Ärmsten.«
    »Bruder Peter war dabei, und er hat mir gesagt, die Worte wären nicht so deutlich zu verstehen gewesen.« Die Stimme des Bischofs war leise.
    »Na dann eben nur ›Eu… Eu…‹«, sagte Hilda. »Aber gemeint hat er diesen Nichtsnutz.«
    »Könnte er nicht vielleicht: ›Du … Du …‹ gesagt haben? Und wen hat er dabei angesehen?«
    In der Stille war nur das Gemurmel des Kindes auf dem Boden zu hören: »Süßes Vögelchen, mit deinen weißen Streifen, hübscher Piepmatz.«
    Die letzten Strahlen der Abendsonne fielen durchs Fenster und beschienen die langfingrigen, blau geäderten Hände des Abtes, die gefaltet auf dem Tisch lagen – die Hände eines angespannten alten Mannes. Sein Gesicht war wie das der anderen Mönche von der Kapuze verborgen.
    Auf einen Blick von Adelia hin bückte Gyltha sich und hob Allie zusammen mit ihrem Vogelkäfig hoch. »Der kleine Piepmatz braucht ein bisschen Luft«, sagte sie und trug die beiden nach draußen.
    Die Stille im Raum währte an, schwoll an wie eine Blase bis kurz vorm Bersten.
    Bruder Titus durchbrach die Stille mit einem Aufschrei. »Aufhören! Aufhören! Ich war es. Er hat
mich
angesehen. Heilige Maria Muttergottes, ich war es. Ich war am Wein in der Krypta gewesen, ich war betrunken.« Er fing an, mit der Stirn auf den Tisch zu schlagen.
    Die anderen Mönche rührten sich nicht.
    »Und Ihr habt eine brennende Kerze vergessen?« Rowley war erbarmungslos.
    »Sie ist umgekippt. Hat die Schranke entzündet. Ich hab es nicht bemerkt …« Er wandte sich an den Abt. Seine Stirn war blutig. »Gütiger Gott … wie soll mir verziehen werden … Die ganze Zeit … Ich war in der Hölle mit dem Teufel … Ich habe mich gegeißelt, bis Blut

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