Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der König und die Totenleserin3

Der König und die Totenleserin3

Titel: Der König und die Totenleserin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
Vom Netzwerk:
heiß.«
    Voller Liebe für ihn sah sie seiner würdevollen Gestalt nach, die im Haus verschwand.
    Sie stand auf, warf den Eimer in den Brunnen – dieses hallende, ferne Platschen hatte sie schon immer gern gehört – und zog ihn mit der Kurbel wieder hoch. Das Wasser war kühl. Sie trank ein wenig davon und goss sich den Rest vorne über den Körper.
    Ein Fensterladen flog auf, und als sie nach oben blickte, sah sie Hildas Gesicht, das übellaunig zu ihr nach unten starrte. Das Scheppern der Brunnenkette hatte die Wirtin geweckt.
    Betont langsam hob Adelia das Schwert auf, nahm den schwarz verfärbten Knauf in die Hand und starrte zurück.
    Der Fensterladen knallte zu.
    Gut, dachte Adelia.
    Sie nahm hinter sich eine rasche Bewegung wahr, und schon umhüllte sie der nur allzu bekannte Geruch nach Schweiß und muffiger Kleidung, als jemand sie packte und wegtrug.
    Sie schlug mit der flachen Seite des Schwertes zu und spürte, wie es auf ein Schienbein knallte. »Du lässt mich auf der Stelle runter!«
    Will setzte sie ab, um sich das Bein zu reiben. »Wo habt Ihr denn das verdammte Ding her?«
    »Gefunden.«
    »Nehmt es mit, vielleicht könnt Ihr es brauchen.«
    »Ich gehe nirgendwohin.« Sie war erschrocken und wütend.
    »Ich dachte, Ihr wollt was über Eure Freundin erfahren.«
    Adelias Augen weiteten sich. »Ehrlich? Dann erzähl es mir jetzt! Was ist mit Emma passiert?«
    »Zum Donnerwetter, nicht so laut.« Er zog sie am Arm über den Hof zum Ausgang, und Adelia hörte, wie der Fensterladen erneut aufging.
    Sie versuchte, sich loszureißen. »Ich muss meinen Leuten sagen, wohin ich gehe.«
    Er blieb nicht stehen. »Das habt Ihr doch gerade. Ihr habt’s dem ganzen Land gesagt, verflucht noch mal. Nun kommt schon. Wir haben keine Zeit für dergleichen.«
    Draußen auf der Straße saßen ein paar Männer von der Zehnschaft auf ihren Eseln und hielten einen weiteren am Zügel, bereit loszureiten, nervös. »Geht’s auch etwas schneller?«
    Diesmal waren sie nur zu dritt: Will, Toki und Ollie, der kaum mal ein Wort sagte. »Wo ist Alf?«, fragte sie.
    »Der wartet auf uns. Steigt endlich auf den blöden Esel!« Sie hielt das Schwert mit beiden Händen fest, als sie hochgehoben und hinter Toki gesetzt wurde. Will stieg auf seinen eigenen Esel und ritt voraus die Straße hoch.
    »Wo reiten wir hin?«
    »Jetzt hört mir mal gut zu!«, rief Will über die Schulter, mit einer Stimme, die vor Eindringlichkeit ganz rau war. »Ihr wollt wissen, was mit Eurer Freundin passiert ist? Gut, Ihr werdet’s erfahren, aber keinen Mucks, sonst kriegen wir diesmal alle die Kehle durchgeschnitten. Verstanden? Vergesst Glastonbury oder Wells, das hier ist
sein
Wald und
seine
Straße. Er ist der König von beiden. Er tut uns ’nen Gefallen, und das tut er nicht oft.«
    »Wer? Wer tut uns einen Gefallen?«
    »Er hat uns drei Stunden gegeben, aber er ist launisch – Herr im Himmel, ist der launisch. Wenn er es sich anders überlegt, sind wir alle dran.«
    »Wer?«
    »Kann Euch egal sein. Wir nennen ihn Wolf.«
    »Und er will mir erzählen, was geschehen ist?«
    »Er hat’s uns erzählt. Wir dürfen’s Euch zeigen.«
    Auf der Hügelkuppe angekommen, schlugen sie den Weg nach Wells ein.
    Adelia klammerte sich an Tokis Rücken und sagte ihm leise ins Ohr: »Hat Wolf sie umgebracht?«
    Toki raunte zurück: »Er hat gesagt, er würd heute Nacht drüben auf dem Weg nach Pennard wen überfallen, aber man kann ihm nich trauen, Wolf is launisch, ganz schrecklich launisch, jawohl, das is er.«
    »Leben meine Freunde noch?«
    Doch nun waren sie auf einen schmalen Weg eingebogen, der in den Wald führte, und Will war langsamer geworden, um nach hinten zu schauen. »Toki, spitz die Ohren!«
    »Mach ich ja, mach ich, Will.«
    Die Esel wurden zu Schritttempo gezügelt, sodass ihre Hufe fast lautlos über das verwitterte Laub auf dem Boden trotteten. Ein riesiger gelber Mond, der durch die Äste schien, machte eine Laterne unnötig, doch Adelia vermutete, dass Will ohnehin nicht erlaubt hätte, eine anzuzünden; sie hielt sich noch immer an Tokis Rücken fest und spürte seinen Körper zittern.
    Er hatte Angst, alle drei Männer hatten Angst; sie verströmten Furcht.
    Vor ihnen tat sich eine Lichtung mit einer Köhlerhütte in der Mitte auf – Adelia roch Asche. Man hob sie herunter. Die Esel wurden in die Hütte geführt und eingesperrt.
    »Ab hier geht’s zu Fuß weiter«, flüsterte Will.
    Sie stapften los. Die Männer mochten ja still

Weitere Kostenlose Bücher