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Der König und die Totenleserin3

Der König und die Totenleserin3

Titel: Der König und die Totenleserin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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unten. Er hatte recht, die Treppe war glitschig und sehr steil.
    Sie war in einem großen Keller, der teilweise als Lagerraum für zusätzliche Tische und Bänke genutzt wurde, manche davon reparaturbedürftig. Größtenteils jedoch barg er Ale-Fässer, und sie fragte sich, wie man die die Treppe hinauf- und hinuntergetragen hatte, doch dann bemerkte sie eine Rutsche mit einer Luke am oberen Ende, die sich vermutlich zum Hof hin öffnete, damit der Bierkutscher bequem neue Fässer anliefern konnte.
    Am anderen Ende stand Rowley, das Schwert in der einen, die Laterne in der anderen Hand, und spähte in ein Loch in der Mauer. Er kam zu ihr, blieb am Fuß der Treppe vor einem Regal stehen, das mit unterschiedlich großen Weinflaschen gefüllt war, und inspizierte sie. »Glasflaschen«, sagte er verwundert und nahm eine heraus. »Das ›Pilgrim Inn‹ verwöhnt seine Gäste.«
    Oder bringt sie um. Doch bis jetzt gab es keine Spur, die darauf hindeutete, dass hier ein Mord geschehen war.
    Adelia wandte sich um und sah, dass Millie ängstlich zu ihr herunterstarrte. Sie signalisierte dem Mädchen, dass sie und Rowley weitergehen würden.
    Ein Schlag ertönte, diesmal kein Donner, nicht so laut, aber trotzdem brutal. Millies Augen wurden glasig, und ihr Körper fiel über das Loch. Adelia wollte die Treppe hoch zu ihr eilen. Sie sah noch einen Arm, der Millie an den Haaren wegschleifte, ehe die Steinplatte oben am Eingang zur Treppe auf die Öffnung knallte.
    »Rowley! Oh Gott, Rowley, die haben Millie getötet. Die sperren uns ein.«
    Die Flasche, die er in der Hand gehalten hatte, zerplatzte laut auf dem Boden. Er stieß Adelia beiseite, gab ihr die Laterne und sprang die Treppe hinauf, um die Platte hochzudrücken.
    Sie hörten beide das Schaben, als das Fass wieder darübergeschoben wurde.
    Er stemmte sich dagegen. »Verflucht, da rührt sich nichts vom Fleck.« Er kam wieder nach unten. »Hier lang! Wir kriechen über die Rutsche nach draußen.« Er begann, auf allen vieren die Rutsche hinaufzuklettern, um am oberen Ende die Luke zum Hof zu öffnen.
    Wieder hörten sie ein Schaben, als etwas Schweres darübergeschoben wurde. Fluchend, schreiend stemmte Rowley sich gegen die Luke, wieder und wieder. Sie bewegte sich nicht.
    Nach einer Weile ließ er sich wieder nach unten rutschen. Dann raffte er sich auf und lächelte sie an. »Nun, meine Liebe, dann müssen wir eben den Gang dort erkunden, und zwar schnell, ehe die Kanaillen auch diesen Ausgang blockieren.«
    Er nahm die Laterne und schob sie unablässig redend auf das Loch in der Kellerwand zu. »Das ist das Schöne an unterirdischen Gängen – sie haben zwei Enden. Wundert mich nicht, dass es hier einen gibt. Todsicher kommt der irgendwo auf dem Gelände der Abtei raus. Äbte haben immer eine Möglichkeit, um vor Eindringlingen zu fliehen oder vor ihren eigenen verdammten Mönchen. Und ich wette, dass Bruder Titus hier so manches Mal durchgeschlichen ist, um sich am Ale zu bedienen …«
    »Hilda hat Millie niedergeschlagen«, sagte Adelia. »Ich hab ihren Ärmel gesehen.«
    »Daran können wir im Moment nichts ändern.« Er zog sie hinter sich her und trat in den Gang.
    Die Öffnung war recht groß, aber falls Bruder Titus den Tunnel regelmäßig benutzt hatte, war seine massige Gestalt ordentlich gequetscht worden, denn fast augenblicklich wurde der Gang schmaler und niedriger, bis ihnen höchstens noch vier Fuß im Quadrat Bewegungsraum blieben, und kein Ende war absehbar. Sie mussten sich tief bücken, Rowley kroch beinahe, und schließlich musste Adelia die Lampe nehmen und sich an ihm vorbeidrücken, um die Führung zu übernehmen. Etwa alle dreißig Schritte weitete sich der Gang zu einer Nische, was Adelias geplagtem Rücken eine dringend benötigte Erholungspause ermöglichte. Rowley jedoch nutzte sie nicht. »Weiter, weiter, Frau! Mach hin!« Er keuchte. Ebenso wie sie.
    Wer auch immer den Tunnel gebaut hatte, er war ein geschickter Handwerker gewesen: gewölbte Steine umschlossen sie von beiden Seiten. Adelia, die den Kopf gesenkt hielt, sah wenig mehr als den Schlamm auf dem Boden, durch den ihre Stiefel platschten.
    Wie weit? Gott, wie weit noch? Sie hatte jedes Gefühl für Raum und Zeit verloren. Ihr eigener Atem schnürte ihr die Kehle zu. Sie hechelte nach der frischen Luft, die irgendwo über ihr war, unter einem Himmel, der kein Interesse an den armen Mäusen hatte, die durch ihre unterirdische Röhre huschten.
    Irgendwann meinte sie, Schritte

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