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Der König und die Totenleserin3

Der König und die Totenleserin3

Titel: Der König und die Totenleserin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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weil ein Mörder gedroht hatte, andernfalls ihre Tochter zu töten.
    Sie sagte: »Es hätte genügt, wenn Godwyn irgendwann Pippy gepackt und mit einem Messer herumgefuchtelt hätte. Dann hätten Emma und Roetger alles getan, was man von ihnen verlangte. Deshalb wollte ich, dass Allie von hier weggebracht wird. Schon ein Mensch mit einer Waffe reicht.«
    »Warum, um alles in der Welt, sollte irgendwer so etwas tun?«
    »Es hängt mit den Skeletten in der Abtei zusammen. Wenn nachgewiesen wird, dass sie nicht Arthur und Guinevere sind, leiden die Geschäfte der Abtei. Und auch die des ›Pilgrim Inn‹.«
    »Dann haben sie also drei Menschen die Kehle durchgeschnitten? Du phantasierst, mein Kind. Godwyn ist ein einfacher Gastwirt, Herrgott noch mal. Ein schwächlicher kleiner Mann. Gastwirte laufen nicht rum und murksen ihre Gäste ab. Jedenfalls nicht absichtlich, obwohl ich zugeben muss, dass ich schon so manchen Fraß vorgesetzt bekommen habe, von dem …«
    Adelia knirschte mit den Zähnen. »Ein schwächlicher kleiner Mann, der in Ohnmacht gefallen ist, als Mansur, Allie und ich hier ankamen. Weil ihm da klar geworden ist, dass er die Falschen getötet hat.« Sie beugte sich vor. »Rowley, ich weiß es. Wie kommt Emmas Maulesel oben auf die Weide der Abtei? Hilda und Godwyn haben Emmas Hab und Gut verkauft, nachdem sie tot war – Pferde, Wagen, Kleidung, Geschmeide. Deshalb war ich vorhin, als du angekommen bist, gerade dabei, nach irgendwas zu suchen, was aus ihrem Besitz stammt.«
    Er kippelte seinen Stuhl nach hinten. Die Laterne auf dem Tisch zwischen ihnen warf das Licht von unten auf sein Gesicht, betonte die Wangenknochen und verdunkelte die Augenhöhlen. Er war immer ein kräftiger, beleibter Mann gewesen – in seinen ersten Jahren als Bischof war er fast feist geworden wegen der vielen klerikalen Festessen und Bankette. Jetzt jedoch war er schlanker, als sie ihn je gesehen hatte. Es stand ihm gut. Aber, verdammt, er war selbstgefällig geworden, ein Alleswisser. Das macht die Macht wohl mit einem, vermutete sie. Zu viel »Jawohl, Mylord Bischof« – »Nein, Mylord Bischof«.
    »Und hast du was gefunden?«, fragte er, ihrer Antwort gewiss.
    »Nein.«
    Adelia stand auf. Sie konnten die ganze Nacht hier hocken bleiben, während sie ihm ihre Theorie vortrug und er sie in Zweifel zog. Nun, sie zumindest hatte das nicht vor. »Komm, du kannst mir suchen helfen.« Sie nahm die Laterne.
    Mit einem schweren Seufzer folgte er ihr.
    Als sie die Treppe hinaufgingen, fiel ihr plötzlich wieder die Tür zu Mansurs und Gylthas Zimmer ein. »Könnte sein, dass da jemand drin ist«, sagte sie und deutete darauf. Jetzt konnte sie mutig sein.
    »Ein Gastwirt im Blutrausch?« Er zog dramatisch sein Schwert. »Er gehört mir. Ich werde den Schurken durchbohren.«
    Sie hielt die Laterne so, dass sie beide etwas sehen konnten, während sie hinter ihm ins Zimmer trat. Ein zuckender Blitz und ein fast gleichzeitiger Donnerschlag ließ sie zusammenfahren – und eine Gestalt unters Bett schlüpfen. Sie hörten sie stöhnen.
    Adelia wurde vor Erleichterung ganz matt. »Millie, ich bin’s. Hab keine Angst! Ich bin es. Und dieser Herr ist ein Freund.« Dann fiel es ihr wieder ein. Warum versuchte sie, das Mädchen mit Worten zu beruhigen, wenn es sie nicht hören konnte?
    Sie bedeutete Rowley, sein Schwert wieder in die Scheide zu stecken, trat vor und ließ das Licht der Laterne auf Millies verängstigtes Gesicht fallen.
    Sie führten das Mädchen nach unten in den Gästesaal, wo Rowley ihr Branntwein verabreichte. »Sie kann den Donner nicht hören, sagst du?«
    »Ich glaube nicht. Aber sie hat vor irgendetwas Angst, das arme Kind. Sie weiß …« Sachte nahm Adelia das Gesicht des Mädchens in beide Hände und formte lautlos mit den Lippen: »Millie, was ist … mit der Lady passiert … die hier war … mit ihrem kleinen Sohn? Ach, das hat keinen Sinn.« Sie drehte sich zu dem Tisch um und malte mit dem Finger drei Figuren in die feine Staubschicht auf der Platte – eine große mit einem Schwert in der Hand, die einer Frau und schließlich ein Kind.
    »Diese drei, Millie«, sagte sie flehend und zeigte darauf. »Sie waren hier. Was ist aus ihnen geworden?«
    »Sie wird’s dir nicht erzählen, selbst wenn sie könnte«, sagte Rowley. »Sie wird ihre Dienstherren schützen.«
    »Das glaube ich nicht, die schlagen sie nämlich. Oh, sieh doch …«
    Verständnis dämmerte in Millies Augen. Sie nickte, zog mit einem

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