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Der König von Berlin (German Edition)

Der König von Berlin (German Edition)

Titel: Der König von Berlin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Evers
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gewesen, Helmut und Max nach den beiden Torschützen des Wunders von Bern zu nennen, was viele Jahre später die Mutter zu der Bemerkung verleitete, das Aussuchen der Namen sei der einzige Moment seines Lebens gewesen, in dem Erwin Machallik über seine Söhne nachgedacht, ja sich überhaupt für sie interessiert hätte.
    Nachdem er seinem Bruder den Kuchenteller gereicht hatte, wandte sich Max Machallik wieder Frau Jäger zu. «Sie müssen verstehen. Wir schätzen und respektieren Frau Matthes wirklich sehr. Sie ist schon länger in der Firma, als wir auf der Welt sind. Wir könnten es niemals übers Herz bringen, sie nach Hause, also in Rente zu schicken. Aber mit den heutigen vielfältigen Aufgaben einer Sekretärin ist sie natürlich vollkommen überfordert. Deshalb sind Sie nun da. Ich hoffe, es stört Sie nicht, sich die Chefsekretärinnenstelle mit Frau Matthes zu teilen. Also zumindest pro forma.»
    Julia Jäger wusste, dass schon mehrere Versuche unternommen worden waren, Frau Matthes eine junge Sekretärin an die Seite zu stellen. Bislang hatte keine von ihnen länger als vier Wochen durchgehalten. Außerdem war ihr völlig klar, dass es qualifiziertere und erfahrenere Bewerberinnen gab. Warum Frau Matthes ausgerechnet sie ausgesucht hatte, war ihr nach wie vor ein Rätsel. Möglicherweise war es sogar alles andere als ein Kompliment, von Frau Matthes ausgewählt worden zu sein.
    Als sie Helmut Machallik die Trinkschokolade neben den Kuchenteller stellte, gab er erneut ein Geräusch von sich, und obwohl dieses Geräusch bei weitem nicht die phonetischen Mindestanforderungen für ein Wort oder gar einen Satz erfüllte, spürte sie doch deutlich, dass es bereits viel freundlicher, beinah warmherzig klang. Auch Max Machallik hatte das bemerkt und wirkte ein wenig erleichtert. «Wir freuen uns jedenfalls beide sehr, dass Sie hier sind, und sind guter Hoffnung, dass Sie es auch lange bleiben.»
    Die junge Sekretärin lächelte dem etwas fülligen Max Machallik und seinem richtig dicken Bruder zu. Dann bedankte sie sich und verließ den Raum. Nachdem die schwere Stahltür ins Schloss gefallen war, stöhnte Helmut Machallik verächtlich auf: «Flirtest du etwa mit der Kleinen?»
    Max versuchte, souverän zu reagieren, konnte aber nicht verhindern, dass die Röte auf seinen Wangen bis zur Halbglatze hochkroch. «Ich wollte nur nett sein, und dir würde ein bisschen mehr Freundlichkeit auch nicht schaden. Wir suchen jetzt schon lang genug eine neue Sekretärin, weiß Gott, und die Frau Jäger scheint wirklich patent zu sein.»
    «Na ja, zumindest macht sie guten Kakao und Kuchen.» Helmut kicherte, verschluckte sich und hustete ein paar Kuchenkrümel auf sein Hemd. Ärgerlich wischte er sie weg und rieb sich dabei einige Flecken ein.
    «Ist ja auch egal», sagte Max und ließ sich zurück in den Sessel fallen. «Lass uns jetzt den Rest der Aufnahme angucken.»
    Helmut stieß die Fernbedienung angewidert von der Lehne. «Wozu denn? Als wenn wir die verdammte Aufnahme nicht schon hundertmal gesehen hätten. Ich habe keine Lust mehr auf diesen Mist!»
    «Du weißt genau, es ist vielleicht unsere einzige Chance. Irgendwo könnte Vater einen Hinweis versteckt haben.»
    «Die Aufnahme ist nur der endgültige Beweis, dass Mama recht hatte. Papa war ein Riesenarschloch und außerdem nicht ganz dicht.»
    Max guckte in seinen Kakao. Sein Bruder lag nicht ganz falsch. Wahrlich nicht. Das Video auf der DVD ging schon gut los: Erwin Machallik, mittelmäßig betrunken, sitzt in einem der Sessel in ebendiesem Büro und grölt in die Kamera. Bezeichnet das, was dann folgt, als sein Testament. Entstanden war das Video wohl kurz vor seinem Tod vor knapp zwei Monaten. Also vielleicht ein paar Tage, womöglich aber auch mehrere Wochen, bevor er vergiftet wurde. Ganz genau ließ sich das nicht sagen. Auch war unklar, wer die Aufnahme gemacht hatte, ob jemand hinter der Kamera gestanden oder ob Erwin Machallik diese selbst auf einem Stativ befestigt hatte.
    Natürlich war es kein Testament im juristischen Sinne. Erwin Machalliks wahres Vermächtnis war sehr viel bedeutender als Besitz, Anteile und Geld. Dieses Video sollte davon künden. Das ruft er zumindest in der Eingangssequenz. Drei Kopien würde er anfertigen, und seine Söhne hatten das Gefühl, er habe diese Anzahl erst während seiner Ansprache endgültig festgelegt. Jedenfalls denkt er vor und nach diesem Satz längere Zeit nach. Überhaupt wirkt seine Rede wahrlich nicht wie

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