Der König von Berlin (German Edition)
Machalliks Tod? Die Konkurrenz? Gibt es auffällige Personen, die in jüngster Zeit bei euch ein und aus gehen? Wenn wir diese Fragen beantworten, können wir auch die Todesumstände aufklären. Das spüre ich genau.»
Georg schmunzelte spöttisch, während er die wirklich sehr große Portion für Frau Adler abfüllte. «Sagt dir das alles deine hochsensible Polizistennase?»
«Genau, die sagt mir das. Allerdings. Aber ohne deine Hilfe, ohne die Insiderinformationen, die nur du mir besorgen kannst, werde ich wahrscheinlich nie etwas beweisen können.»
Plötzlich wurde Georg klar, wie erfreulich die Situation für ihn war. Er lachte. «Das heißt ja, ich bin mehr oder weniger unbezahlbar für dich.»
Lanner blieb ernst und sagte leise, aber bestimmt: «Zehntausend, du bekommst zehntausend Euro von mir, wenn ich mit deiner Hilfe den Fall löse.»
Georg hörte auf zu lachen. Die beiden schauten sich an, mindestens eine halbe oder Dreiviertelminute lang, bis kein Zweifel mehr bestand, dass sie es wirklich ernst meinten. Der Vertrag war geschlossen, weiterer Worte bedurfte es nicht, so norddeutsch waren sie dann eben doch. Als Georg schließlich zwei Teller auf den Tisch stellte, befanden sie sich bereits in einem Arbeitsverhältnis, weshalb er direkt mal nach einem Vorschuss fragte. Lanner zählte fünfhundert Euro auf den Küchentisch. «Mehr hat mir der Automat nicht gegeben, aber das sollte reichen.»
Georg nickte, zählte das Geld und steckte es ein.
Lanner erklärte nun genauer, was er wissen wollte. «Das Wichtigste ist für mich erst mal, mehr über den Abend des Todes zu erfahren. Da lässt dieser Mann ein revolutionäres Rattengift entwickeln. Speziell für seine Firma. Ein Gift, das ungleich wirksamer ist als alle anderen bisherigen Mittel, zugleich aber den Ratten einen schmerzlosen Tod beschert, weil es ein Halluzinogen enthält, das sie in einem ungeheuren Glücksrausch sanft und zufrieden sterben lässt. Machalliks großer Traum, sein Vermächtnis, der Ausdruck seines tiefen Respekts für die Ratten, die Tiere, die er sein Leben lang bekämpft hat und denen er alles verdankt. Und anlässlich dieser spektakulären Neuentwicklung lädt er fast das gesamte Führungspersonal der Stadt ein, vom Polizeipräsidenten bis zu den Bauunternehmern, vom Bürgermeister bis zum Oppositionsführer, vom Hertha-Trainer bis zum Berlinale-Chef, praktisch alle waren da. Nicht zu vergessen die Chefs der anderen Kammerjägerunternehmen. Bis heute war es unmöglich, eine genaue Gästeliste zu bekommen, aber wahrscheinlich hätte mehr als die Hälfte der Gäste einen guten Grund gehabt, den Alten zu vergiften. Zudem hat er Gratisproben verteilen lassen. Jede Menge Gratisproben seines neuen revolutionären Gifts. Jeder hatte Zugang. Angesichts dieser Umstände fällt es mir schwer, zu glauben, Machallik habe versehentlich sein eigenes Gift getrunken. Ich bin sicher, die Söhne oder die Sekretärin wissen mehr.»
Georg ging zum Herd zurück und nahm den Topf. «Ich bring Frau Adler mal gerade ihre Nudeln und den Salat. Danach können wir alles beim Essen besprechen.» Kurz vor der Tür drehte er sich um. «Das ist irgendwie krass. Ich meine, auf einmal bin ich Undercoveragent. Von dir engagiert. Mit Sonderauftrag, quasi so wie Kiefer Sutherland als Jack Bauer in ‹24›, schon der Hammer, oder?»
Lanner lächelte. «Jack Bauer, na ja. Also offen gestanden sehe ich dich eigentlich eher so wie Evelyn Hamann in ‹Adelheid und ihre Mörder›.»
Georg ärgerte sich nur kurz. Schon auf der Treppe wurde ihm klar, mit etwas Glück könnten sie trotz ihrer Zusammenarbeit Feinde bleiben. Oder sich zumindest die gegenseitige Verachtung bewahren. Alles in allem keine schlechten Aussichten.
R outiniert jagten seine Blicke über den Bildschirm. Die farbigen Punkte huschten über die Karten, während er die Bezirke durchklickte. Die Meldungen über die Kammerjägereinsätze waren spät gekommen heute. Es wurden immer mehr, von Tag zu Tag. Wie erwartet. Sowieso lief alles wie erwartet.
Er war müde. Na, wunderbar, die Nacht hatte gerade erst begonnen, und er war schon wieder müde. Immerhin störte ihn der Raum heute nicht. Es hatte zuletzt Tage und Nächte gegeben, wo er ihm wie ein Verlies vorgekommen war. Ein riesiges Verlies, aber was war schon Größe? Als Thor auf die Erde verbannt wurde, kam ihm der ganze Planet wie ein Gefängnis vor. Thor, der Gott des Donners, quasi ein Kollege.
Außerdem hatte sie natürlich wieder
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