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Der König von Berlin (German Edition)

Der König von Berlin (German Edition)

Titel: Der König von Berlin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Evers
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er zum Chef zitiert würde, um einen Monsteranschiss in Empfang zu nehmen. Doch zunächst redete Dr. Kersting in seiner fröhlichen, selbstbewussten Art weiter auf ihn ein.
    «Aber vielleicht, Herr Lanner, gestatten Sie mir doch einen wohlgemeinten Rat. Sosehr ich diese leichten, lukrativen Aufträge auch schätze und davon profitiere – Sie sollten, meine ich, in Zukunft etwas klüger, etwas bedachter agieren. Denn Sie werden sich dergleichen nicht allzu häufig leisten können, und ich fände es wahrlich schade, einen so jungen und begabten Zulieferer gleich wieder zu verlieren. Außerdem sollen Sie ein wirklich talentierter Polizist sein, solche Leute kann Berlin gut gebrauchen. Also tun Sie sich selbst einen Gefallen und jagen lieber echte Verbrecher. Sonst könnten ganz schnell Sie mal der Gehetzte sein.»
    Bislang hatte Lanner sich beherrschen können, doch jetzt purzelte es aus ihm heraus: «Mein lieber Herr Kersting, was genau wollen Sie mir damit sagen? Wollen Sie mir drohen? Oder mir liebevoll verklickern, dass die wahren Verbrecher dieser Stadt für einen Kartoffelkommissar vom Lande wie mich eine Nummer zu groß sind? Dass ich mir nicht die Finger verbrennen soll? Mich vielleicht lieber aufs Ausstellen von Parktickets konzentriere? Ist es das, ja?»
    Dr. Kersting lachte. «Uijuijui, Herr Lanner, Sie haben ja richtig Feuer. ‹Die wahren Verbrecher dieser Stadt› – Vorsicht, da bewegen Sie sich schon wieder in Steinwurfnähe zur nächsten Klage. Aber ich will mal Gnade vor Recht ergehen lassen. Sie haben schließlich fürs Erste genug Ärger. Passen Sie lieber auf sich auf. Ihr Vorgänger meinte auch, vor niemandem Respekt haben zu müssen. Ich fände es sehr schade, wenn Sie ihm auf diesem unglücklichen Weg folgten, zumal Sie für die Frühpensionierung doch wirklich noch viel zu jung sind.»
    Er zog den Handschuh wieder an, schenkte Lanner ein spöttisches Lächeln und schritt ohne Abschiedsgruß weiter den Gang hinab. Kurz bevor er Richtung Haupthalle abbog, drehte er sich noch einmal um und rief: «Sie könnten eine gute, vielleicht sogar eine große Zukunft haben! Dafür müssten Sie aber begreifen, wie diese Stadt funktioniert, durch was und wen sie zusammengehalten wird. Dann können Sie hier auch Freunde finden, Freunde, die helfen können. Selbst in schwierigen Zeiten! Und in Berlin gibt es praktisch nur schwierige Zeiten – denken Sie mal drüber nach!»

    «Fuck!» Erst nachdem er die Bürotür hinter sich geschlossen hatte, erlaubte sich Lanner eine Antwort, eine sehr kurze, wenig differenzierte: «Fuck! Fuck! Fuck! Fuck! Fuck! Fuck!» Er warf die Jacke über den Garderobenhaken, genauer gesagt gegen den Garderobenhaken, denn aus mysteriösen Gründen blieb sie nicht wie gewünscht hängen, sondern fiel zu Boden, was Lanner immerhin den willkommenen Anlass für ein weiteres «Fuck!» bot. Er gab die Jacke verloren und konzentrierte sich darauf, nicht auch noch selbst neben seinen Drehsessel zu fallen, sondern hinein, und seinen kurzen inneren Monolog mit einem konsequenten, zusammenfassenden «Fuck!» abzuschließen.
    Das In-den-Sessel-geworfen-Sein ließ ihn wieder etwas klarer denken. Eigentlich ging ihn diese ganze Ghostwritergeschichte gar nichts an. Das war Sache der Wirtschaftsabteilung. Er hatte einen Mord aufzuklären. Sonst nichts. Punkt. Und dass der Verleger, dieser Dr. Jortz, nicht der Mörder war, stand fest. Deshalb hatte er ihn ja unter Druck gesetzt, ihn verunsichert – um zu sehen, wie er auf Stress reagiert. Dabei war klargeworden: Selbst wenn dieser Mann einen Mord verüben würde, könnte er die Leiche nie mit den eigenen Händen vergraben. Der hatte weder die Nerven noch die Hände für so was. Und vor allem hatte er kein Motiv, im Gegenteil: Kaminskis Tod würde ihm am allermeisten schaden. Ob er trotzdem was darüber wusste? Wohl nicht, sonst hätte er kaum so lange auf den fünften Band der Bachinger-Reihe gewartet.
    Es klopfte, und Carola Markowitz kam in sein Kabuff. «Ich soll Sie holen. Der Chef will dringend mit Ihnen sprechen.»
    Lanner wollte aufstehen und sich auf den Weg machen, doch Markowitz bedeutete ihm, sitzen zu bleiben. «An Ihrer Stelle würde ich noch ein wenig warten. Herr Kunkeler ist im Moment wirklich sehr, sehr sauer. Wenn Sie jetzt sofort gehen, wird er Sie garantiert zerfleischen.»
    Lanner sank auf den Stuhl zurück. «Aber kriegen Sie nicht selbst Ärger, wenn Sie so lange brauchen, um mich zu finden?»
    «Sie müssen nur sagen, Sie

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