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Der Koenig von Rom

Der Koenig von Rom

Titel: Der Koenig von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giancarlo de Cataldo
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Millionen.
    Libanese spürte, wie sein wunderbares Hoffnungsgebäude in sich zusammenstürzte.
    – Hast du ihnen das schon gesagt?
    – Den Entführern? Noch nicht. Ich fürchte, sie könnten etwas Schreckliches tun.
    – Spiel mit offenen Karten, Sandro, glaub mir, das ist am Besten. Sag ihnen, wie die Dinge stehen … und lass uns hoffen.

XXVI.
    Zweihundert Millionen?
    – Für die ganze Mühe?
    – Libano, hör auf, uns zu verarschen!
    Dandi, Bufalo und Scrocchiazeppi konnten es gar nicht fassen. Libanese war am Boden zerstört. Er fühlte sich gedemütigt. Er hatte sie verraten. Auch er war verraten worden. Aber auf wen sollte er wütend sein, wenn nicht auf sich selbst? Er hätte den Coup besser planen sollen. Er hatte sich wie ein verdammter Dilettant benommen. Er steckte Dandis Gelächter ein: Wie hast du meine Geschichte damals bezeichnet? Als Schnellschuss … Tja, du hingegen …
    Libanese duldete, dass sie ihrer Wut freien Lauf ließen. Sie hatten jedes Recht dazu.
    Bufalo bezweifelte Sandros Informationen.
    – Die Reichen lügen immer, Libano. Meiner Meinung nach können die locker eine Milliarde zusammenkratzen.
    Scrocchiazeppi stimmte zu. Aber vielleicht, sagte er, sollten sie ein Druckmittel einsetzen, ihnen Angst machen.
    Bufalo schlug vor, dem Commendatore ein Ohr abzuschneiden und es in den Briefkasten zu legen.
    Dandi wollte seinen Ohren nicht trauen. Die Idee eines Neuanfangs war ja nicht schlecht, aber jemandem ein Ohr abzuschneiden, bedeutete, ihm eine Verletzung zuzufügen. Und Verletzungen mussten behandelt werden. Dazu brauchte man Medizin, Krankenschwestern, noch mehr Geld.
    – Eine Krankenschwester haben wir, sagte Bufalo stur, Marisa.
    Dandi lachte herzlich.
    – Heißen Huren jetzt Krankenschwestern, Bufalo?
    Bufalo zog eine Schnute.
    – Nimm’s nicht so tragisch, Dandi, wer sagt, dass er krank wird? Die Sarden schneiden ihren Entführungsopfern immer ein Ohr ab.
    – Ja, und die aus der Ciociara werfen sie den Schweinen zum Fraß vor, erwiderte Dandi in aller Ruhe, und schau, was aus ihnen geworden ist: alle im Knast, alle lebenslänglich … nicht einmal für zweihundert Millionen möchte ich lebenslänglich bekommen, Bufalo.
    Scrocchiazeppi schlug sich auf Dandis Seite. Bufalo argumentierte noch immer. Alle wollten mehr, aber keiner wusste, wie sie es anstellen sollten. Irgendwann, als sich die Stimmung aufgeheizt hatte und sie sich schon beinahe prügelten, sagte Libanese, dass es reichte.
    Er sprach wenig und er sprach Klartext. Es gab nur eine einzige Möglichkeit: sie mussten die zweihundert Millionen akzeptieren. Die Übergabe organisieren und das bisschen Geld einstecken, und zwar sofort. Die Entführung dauerte schon zu lange. Marisa, das Busenwunder, war nicht gerade ein Ausbund an Vertrauenswürdigkeit. Die Bullen waren schon auf dem Posten. Nembo Kid ahnte was. Mit jedem Tag zog sich die Schlinge enger zu, wurde die Gefahr größer. So lagen die Dinge. Mehr war nicht drin. Die Alternative bestand darin, mit leeren Händen dazustehen und zwanzig Jahre Knast zu kassieren. Allmählich gaben alle ihre Einwände auf und beugten sich der zwingenden Logik. Dandi bastelte seinen letzten Brief. Libanese dachte sich einen Hindernislauf aus, damit die Lösegeldübergabe nicht zur Falle wurde.
    Zwei Tage später, bei Einbruch der Dunkelheit, deponierte Sandro zwei Sporttaschen am vereinbarten Ort, mitten auf einer kahlen Wiese an der Casilina. Entsprechend den Anweisungen, die er erhalten hatte, blinkte der Junge dreimal mit den Scheinwerfern und fuhr nach Hause, um auf eine gute Nachricht zu warten. Libanese kam aus der Dunkelheit gelaufen, verscheuchte ein allzu neugieriges schwules Pärchen, nahm die Taschen, überprüfte, ob alles in Ordnung war.
    Ungefähr um Mitternacht hielt ein verwirrter Herr mittleren Alters im Trainingsanzug in der Gegend von Torraccio di Torrenova eine Streife auf.
    Der Commendatore wurde seiner Familie übergeben, mehr oder weniger in gutem Zustand, allenfalls hatte er aufgrund von Marisas Kochkünsten etwas zugenommen.
    Libanese gab Secco vierzig Mille zurück und bezahlte die Marketenderin.
    In dem Augenblick, in dem er seinen Gefährten ihren Anteil auszahlen musste, schnitt Libanese wieder das Thema der gemeinsamen Kasse an. Dandi, Bufalo und Scrocchiazeppi drucksten herum.
    – Der Camorraboss will dreihundert, Libano. Wir haben gerade mal die Hälfte.
    – Ich muss den Kalabresen von Tor Marancia was zurückzahlen …
    – Die Wohnung meiner

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