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Der Koenig von Rom

Der Koenig von Rom

Titel: Der Koenig von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giancarlo de Cataldo
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nach Ostia.
    – Ins Heim?
    Libanese schnaubte. Wirklich zwei verschiedene Welten, ja! Aber pfeif drauf. Die Aufführung war noch nicht zu Ende.
    – Arme Kinder, die sich keinen Urlaub leisten konnten, wurden ins Ferienheim geschickt.
    – Tut mir leid, Libano.
    – Man gewöhnte sich daran, es war nicht mal so schlecht. Mit einem Wort, wir waren ungefähr hundert Jungs. Einer war etwas älter, ich glaube, er hieß Enrico, ein Vorlauter, Kräftiger, der gern zuschlug. Er hatte mich aufs Korn genommen. Immer wenn wir uns begegneten, machte er sich über mich lustig. Und wenn ich antwortete, verprügelte er mich.
    – Ach, das ist ja schrecklich!
    – Warte, warte. Ich hatte beschlossen, die Prügel einzustecken, immer, immer wieder, sodass der andere gar nicht wusste, wie er dran war. „Was soll das, ich verprügle dich und du fällst hin, du stehst wieder auf, immer mit einem Lächeln auf den Lippen, und ich prügle dich wieder, und du fällst wieder hin und stehst wieder auf, und ich prügle dich wieder und du fällst wieder hin und so in alle Ewigkeit“ … Schließlich breitet er die Arme aus, kommt mir entgegen, hilft mir beim Aufstehen, streckt mir die Hand hin und sagt mit einem netten Lächeln: „Freunde?“
    – Und du?
    – Und ich: „Freunde,“ sage ich, und in dem Augenblick, in dem er ganz entspannt ist, gebe ich ihm einen Kopfstoß genau hierher, genau auf das Nasenbein … Wenn man jemandem einen Kopfstoß gibt und ihn gut platziert, bricht die Nase, Sandro, und das tut sauweh …
    – Und dann?
    – Und nach der Nase die Eier, und nach den Eiern Fußtritte, und nach den Fußtritten setzt du dich rittlings auf ihn drauf und verprügelst ihn, bis schließlich jemand von hinten kommt, dich wegzerrt und in den Karzer sperrt. Aber der, der dir so große Angst gemacht hat, liegt jetzt auf dem Boden, das Gesicht voller Tränen und Rotz, und du hast dir die wichtigste Sache in deinem Leben verdient.
    – Und das wäre?
    – Respekt, Sandro, Respekt.
    Sie begleiteten Sandro. Giada ging mit ihm hinauf. Libanese blieb lieber im Auto sitzen. Übertreiben musste man nun auch nicht. Giada kam allein zurück. Sandro hatte sich durchgesetzt. Von nun an würde er die Verhandlungen führen. Er hatte den Prokuristen, der sich um die Buchhaltung seines Vaters kümmerte, aufgefordert, die Bücher zu bringen. Giada strahlte, als habe sie ein Sonnenstrahl, der von den Göttern selbst geschickt worden war, mitten auf die Stirn geküsst.
    Und auch Libanese fühlte sich in diesem Augenblick wie ein Gott.

XXV.
    Mithilfe von Buchstaben, die er aus Zeitungen ausschnitt, bastelte Dandi eine Woche lang Briefe. Die ursprüngliche Forderung hatte sich auf zwei Milliarden reduziert. Die Geisel hatte aufgehört zu jammern. Scrocchia und Bufalo spielten und setzten ein imaginäres Vermögen auf die höchste Karte. Scrocchia gewann immer. Auch er war ein Champion, wenn es um fiktive Einsätze ging. Libanese spielte sorgfältig seine verschiedenen Rollen. Er war Giadas Liebhaber, Sandros brüderlicher Ratgeber, der Organisator der Entführung, der Boss von Giamesbonde und Marocco, die ihm jeden Abend ein wenig Kleingeld brachten.
    Aber die Verhandlungen wurden zu lasch geführt. Sandro hatte ihm gesagt, irgendetwas an den Konten seines Vaters sei merkwürdig. Libanese versuchte auf hinterhältige Weise, ihm Dampf zu machen.
    Eines Morgens tauchte Nembo Kid in
Francos Bar
auf.
    – Pasquale ’o Miracolo hat sich nach dir erkundigt.
    – Sag ihm, dass es mir gut geht.
    – Vielleicht würde es ihn freuen, wenn du es ihm persönlich sagst.
    – Ich gehe demnächst mal hin.
    Nembo Kid zündete sich eine Zigarette an.
    – Was weißt du über die Entführung?
    – Welche Entführung?
    – Die, über die alle Zeitungen berichten.
    – Ach, der Commendatore … nein, nichts. Geht die nicht auf das Konto der Sarden?
    Meinst du?
    Der wissende Blick, den Nembo Kid ihm zuwarf, als sie sich die Hand drückten, hatte ihm überhaupt nicht gefallen.
    Eine Woche später sagte Sandro, die Konten seines Vaters seien eine einzige Katastrophe. Eine Reihe von Fehlspekulationen hatte ihn ruiniert. Auf seinem Besitz lasteten Hypotheken, die Zahlungen waren eingefroren. Und noch dazu hatte ein neuer Staatsanwalt, der die Untersuchung übernommen hatte, die Güter konfisziert.
    – Eine schlimme Geschichte.
    – Was soll ich tun, Libano? Gib mir einen Rat!
    – Wie viel Bargeld kannst du zusammenkratzen?
    – Hundertfünfzig … vielleicht zweihundert

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