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Der König von Sibirien (German Edition)

Der König von Sibirien (German Edition)

Titel: Der König von Sibirien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edwin Klein
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Menge.«
    »Richtig. Unser privater Anteil wird in keiner offiziellen Statistik erfasst, das zuständige Ministerium ahnt davon überhaupt nichts. Kindergarten und Kulturzentrum und viele andere Annehmlichkeiten, die die Motivation der Arbeiter ungemein positiv beeinflussen, hätten wir uns sonst nie leisten können.«
    Alexander war überzeugt, dass Nikolai für Nilowitschs Offenheit verantwortlich war. Normalerweise hüteten die Tolkatschi ihr Wissen über bestimmte Dinge und noch mehr ihre Beziehungen, allein das machte Erfolg und Gewinn aus, wie ein Staatsgeheimnis.
    »Aber wie werden denn die ... «
    Nilowitsch legte einen Finger auf den Mund. Sie waren am Kontrollpunkt angelangt. Beide hatten sie sich nackt auszuziehen und zu duschen. »Damit keiner etwas in den Haaren versteckt.« Anschließend mussten sie ihren Mund öffnen und vorzeigen.
    »Zwanzig Karat zu schmuggeln, unter der Zunge ist das kein Problem.«
    Gewissenhaft wurden sie von den Kontrolleuren inspiziert, die vergeblich auf ein Angebot und ein lukratives Nebengeschäft zu warten schienen.
    Wieder angekleidet, suchten sie die Kantine auf. Alexander war von dem Warenangebot überrascht: Obst, Frischmilch, Käse, Wurst und verschiedene Brotsorten.
    Nilowitsch bemerkte seine Verwunderung. »Wenn die Männer schon so hart schuften müssen, dann sollen sie wenigstens einigermaßen gut versorgt werden.«
    »Alles eine Folge der ... transferierten Diamanten?«
    »Ebenso wie Bibliothek, Versammlungsraum und zugleich Kino, Erholungsheim außerhalb von Weluga und Kindergarten.«
    »Hat denn der Staat nicht die Verpflichtung ...«
    Der Tolkatsch hob theatralisch die Hände. »Manchmal werden wir hier im Osten einfach vergessen. In Magadan ist es noch schlimmer. Wissen Sie eigentlich, dass es mehr als 270 Tage dauert, bis nach einer Wahl oder Bevölkerungszählung, die Urnen werden mit Schlitten oder Geländefahrzeugen zu den verstreut lebenden Nomaden gebracht, die Resultate in Moskau eingehen?« Spöttisch sprach Nilowitsch weiter: »Aber, welch Wunder an Demokratie, der Oberste Sowjet und der Parteitag der KPdSU treten nicht erst nach 2 70 Tagen zusammen.«
    Schichtende. Allmählich füllte sich die Kantine mit Arbeitern, die, geduscht und frisch angezogen, mit Appetit ihr Essen vertilgten. Einigen schien die Zusammenstellung jedoch bereits kurze Zeit später auf den Magen zu schlagen, denn sie verschwanden auf der Toilette. Und immer, wenn sie zurückkamen, drehten sie eine Runde an Nilowitschs Tisch vorbei und steckten ihm etwas in die Jackentasche.
    »Ja, ja, so geht das jeden Abend. Die Männer essen, und ich schaue ihnen dabei zu. Das ist meine eigentliche Tätigkeit.«
    Alexander wurde aus Nilowitsch nicht schlau. Der faselte etwas davon, nicht alle Bergleute kämen in die Kantine, nur die des Bundes. Was meinte er für einen Bund? Etwa die gleiche Einrichtung, die Nikolai einmal beiläufig in Bratsk erwähnt hatte?
    Als der letzte Arbeiter die Kantine verlassen hatte, forderte Nilowitsch seinen Gast auf, ihm zu folgen. »Zum Direktor.« Dort leerte Nilowitsch seine Jackentaschen, kleine braune Kugeln rollten über den Tisch. Verzückt betrachtete sie der Bergwerksdirektor, schnappte sich eine und drückte sie auf. Heraus kam dem Aussehen nach ein Stück Glas, ungeschliffen und matt. Zweiundzwanzig Kugeln lagen schließlich auf dem Tisch, um die Umhüllung bereinigt waren es zweiundzwanzig glanzlose, milchig-undurchsichtige Diamantrohlinge unterschiedlicher Größe. Direktor und Tolkatsch führten genau Buch über Menge und Gewicht, anschließend wurde die Ware geprüft. Der Direktor füllte ein Glas mit Wasser und tauchte jeden Stein einzeln hinein.
    Alexander, er erinnerte sich an Bratsk und den Japaner Sato, der das gleiche Prüfverfahren angewandt hatte, wandte sich dem Tolkatsch zu. »Warum tut er das?«
    »Die Oberfläche von echten Diamanten hat eine seifige Struktur, auf der sich kein Wasser hält. Es läuft sofort ab, der Stein aber bleibt absolut trocken. Bei Glas haften die Tropfen.«
    Nachdem der Direktor sich auch noch mit Hilfe einer Lupe überzeugt hatte, unterschrieb er gemeinsam mit Nilowitsch eine Art Protokoll. Je einen Durchschlag gab es für ihn, für Nilowitsch und für Alexander. Der Direktor verstaute sein Blatt in einem altmodischen Safe und kam mit annähernd zwanzig anderen zurück, die er Alexander zusammen mit einem Lederbeutel, der verdeckten Produktion des vergangenen Monats, aushändigte. Dann spendierte der Direktor

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