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Der König von Sibirien (German Edition)

Der König von Sibirien (German Edition)

Titel: Der König von Sibirien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edwin Klein
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Monate und länger, Alexander genügten zwei. Bei allem vergaß er jedoch nicht, dass seine ausländischen Partner die ihm zustehende Provision auf ein von ihm zu benennendes Konto überwiesen.
    Alexanders Vermögen wuchs enorm, noch wesentlich schneller jedoch das des Bundes.
    Besonders eng wurde die Geschäftsbeziehung zu dem Deutschen Friedhelm Kurz. Mittlerweile trafen sie sich regelmäßig alle paar Monate, um neue Produktgruppen in ihr Lieferprogramm aufzunehmen. Kurz bot ihm Havarieware an - meist im Zusammenhang mit Versicherungsfällen, bei denen ein Teil verbrannt, durch Löschwasser beschädigt, angesengt oder auch nur geschwärzt worden war-, die er für einen Bruchteil des ursprünglichen Preises erstehen konnte. So kam es, dass das neue Verwaltungsgebäude der Station 22, auf der Alexander und Leonid gearbeitet hatten, mit Bodenfliesen eines Werkes aus Mettlach, einer Kleinstadt im Saarland, ausgelegt wurde, weil sie am kostengünstigsten waren. Und die Türen stammten aus einem Vorort von Trier.
    Dann wiederum besorgte Kurz Toiletten, Waschbecken, PVC-Bodenbeläge, Einbauküchen und andere Gegenstände für die vielen Neubauten, die man für die Arbeiter und deren Familien errichten musste. Im Kompensationsgeschäft gelangten Rohstoffe nach Italien, der Gegenwert wurde in Fiat-Automobilen verrechnet, die anschließend auf dem deutschen Markt landeten.
    Der Handel blühte, Alexanders Ansehen stieg, die BAM wuchs.
    Der größte Renner jedoch wurden die ersten Taschenrechner aus Japan, handliche kleine Maschinchen, um die Grundrechenarten auszuführen. Sie gingen mit einer solchen Schnelligkeit über den Ladentisch, dass Alexander vermutete, die Käufer würden sie im Keller stapeln und jeweils ihren eigenen, kleinen, privaten Zwischenhandel aufziehen.
    Leonid wurde angst und bange vor der Geschwindigkeit ihrer Entwicklung. »Kann das nicht einmal alles platzen wie eine Seifenblase?«
    »Weshalb sollte es?«
    »Weil wir die eigene Wirtschaft unterlaufen.«
    »Leonid, wir sind längst offizielle Zulieferer. Wie wir unseren Part erfüllen, interessiert niemanden. Hauptsache, es gibt keine Verzögerung. Außerdem steht das Transportministerium hinter uns, vor zwei Wochen hat man uns für den Einsatz im Sozialismus gelobt. Was willst du mehr?«
    »Du musst es wissen.«
    »Das klingt ja so, als würdest du mir alle Entscheidungen überlassen.«
    »Genauso ist es.« Leonid zog Alexander zu einer Bank. Sie setzten sich. »Hast du dich nicht gefragt, warum ich damals Nikolai so schnell zugesagt habe?«
    »Nein.«
    »Weil ich dich gut genug kannte, du mich mit deinen Ideen im Bahnbau verblüfft hast. Wer solche Ideen hat, der kann was bewegen. Da wollte ich dabei sein.«
    Alexander legte dem Freund eine Hand auf die Schulter. »Leonid, du kannst auch vieles bewegen.«
    »Nein, das stimmt nicht.«
    »Doch.«
    Fast trotzig schüttelte der Georgier, dessen Haare allmählich grau wurden, den Kopf. »Ich kenne meinen Stellenwert.«
    »Jetzt untertreibe nicht.«
    »Keine Angst. Alexander«, wenn sie allein waren, nannte er ihn immer Alexander, »ich bin der beste zweite Mann, den du dir vorstellen kannst. Du denkst, und ich setze es um. Ich bin wie ein Waggon, den man auf Schienen stellt. Du brauchst mich nur noch anzuschieben, schon geht es in die richtige Richtung.«
    Alexander gab Leonid zu verstehen, dass er ihn höher einschätzte.
    »Moment mal was heißt hier höher. Ohne mich wärst du längst nicht so weit. Ich bin doch nicht unbedeutend, wenn ich zweiter Mann bin. Ohne mich gäbe es dich als ersten nicht. Zumindest nicht in dieser dominierenden Stellung.«
    »Leonid, ich bin über dein Selbstbewusstsein beruhigt.«
    »Selbsteinschätzung«, korrigierte der Georgier. »Und noch etwas. Vielleicht das Wichtigste. Du vertraust mir heute so, wie du mir damals vertraut hast, als ich dich an einem Seil über die Schlucht schickte. Und allein dieses Vertrauen macht unsere Beziehung und unsere Freundschaft aus.«
    Alexander ließ die Worte auf sich wirken. »Kannst du dir vorstellen, dass dieses Vertrauen einmal umschlägt?«
    Leonid studierte Alexander und fragte sich, was in dessen Kopf vorging. »Nein, niemals.«
    »Ich auch nicht.«

    Nikolai junior wuchs heran. Mit zwölf Monaten konnte er laufen, die ersten Zähnchen brachen nach etlichen schlaflosen Nächten durch, er juchzte und jauchzte, wenn seine Eltern mit ihm spielten. Und Nikolai junior sollte kein Einzelkind bleiben. Er war achtzehn Monate alt, als

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