Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der König von Sibirien (German Edition)

Der König von Sibirien (German Edition)

Titel: Der König von Sibirien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edwin Klein
Vom Netzwerk:
für die wirtschaftliche Entwicklung Sibiriens.«
    »So ein Zufall.« Alexander erklärte, er sei am Bau der BAM beteiligt und liefere bestimmte Dinge.
    Für einige Zeit vergaßen sie den eigentlichen Grund ihres Treffens, weil Steinmetz sehr interessiert war an Alexanders Ausführungen und dessen Angebot dankbar annahm, ihn mit Unterlagen zu versorgen über Iransportmengen, Transportströme, Warengruppen, durchschnittliche Transportentfernung und die strategische Bedeutung des Vorhabens.
    »Ihre Nachricht kam für mich überraschend, Herr Steinmetz.«
    »Und trotzdem sind Sie gekommen. Nikolai hat es aber gewusst. Er müsste mittlerweile einige Jahre tot sein, wenn seine damalige Prognose, was seine Lebenserwartung betraf, gestimmt hat.«
    Alexander schluckte. »Sie hat gestimmt. Aber nun verraten Sie mir bitte, was der eigentliche Grund unseres heutigen Treffens ist.«
    Steinmetz begann mit der seltsamen Begegnung während der Universiade, der Weltspiele für Studenten, als ihn Nikolai in Moskau auf dem Sportplatz angesprochen und um einen Gefallen gebeten hatte. Er möge sich bitte nach einem gewissen Kurt Koenen erkundigen, der sich 1941 als Wolgadeutscher der Wehrmacht angeschlossen habe und von dem seither jede Spur fehle. Außer einem Blatt Papier, auf dem die persönlichen Daten von Kurt Koenen und die Anschrift seiner Vorfahren standen, und einigen Vermutungen, welcher Armee er möglicherweise zugeteilt worden sei, dazu ein Scheck über zehntausend Mark, einzulösen bei jeder westlichen Bank, habe er nichts erhalten.
    Alexander war zunehmend unruhiger geworden. Aus welchem Grund beauftragte Nikolai einen Deutschen, sich nach seinem leiblichen Vater zu erkundigen?
    »In der deutschen Wehrmacht, Bereich Ost, gab es neunzehn, die Kurt Koenen hießen. Vier sind zweifelsfrei im Krieg gefallen, vier weitere werden immer noch vermisst, die übrigen elf, zwei sind verstorben, habe ich in Deutschland gefunden und aufgesucht. Sie kommen nicht in Betracht.«
    »Also ist mein Vater tot oder vermisst.«
    Steinmetz nickte.
    »Kann man nach so langer Zeit überhaupt noch etwas über die Vermissten erfahren :«
    »Das ist immer möglich, unterschätzen Sie nicht die deutsche Bürokratie.« Steinmetz grinste. »Ich war mehrfach beim Roten Kreuz und anderen Einrichtungen. Zu Beginn meiner Recherchen waren sieben vermisst, inzwischen weiß man, dass drei von ihnen verstorben sind.«
    Alexander betrachtete den Deutschen mit dem rotblonden Vollbart. »Da kommt also in Moskau ein Fremder zu Ihnen und bittet Sie um einen Gefallen, schon springen Sie. Machen Sie das immer so?«
    »Sie vergessen die zehntausend Mark.«
    »Die brauchten Sie doch nur einzustecken. Keiner hätte etwas davon mitbekommen.«
    Der Hüne beugte sich nach vorn. Wie Stahlklammern legten sich seine Finger um Alexanders Unterarme und erhöhten stetig den Druck. »Wissen Sie, was es bedeutet, Wort zu halten?«
    »Ja«, presste Alexander zwischen den Lippen hervor.
    »Warum fragen Sie dann überhaupt?«
    »Welchen Anlass hatten Sie, Nikolai Ihr Wort zu geben?«
    Alexanders Unterarme schmerzten, mit harten Augen schaute der Deutsche ihn an. »Weil er mir in wenigen Minuten sein Anliegen plausibel machen konnte. Und weil mein Vater an Krebs gestorben ist. Mit dem Tod vor Augen, möchte man nur noch die ganz wichtigen Dinge erledigt sehen. Ich frage mich: War es denn für Nikolai wichtiger als für Sie, etwas über Ihren leiblichen Vater in Erfahrung zu bringen?«
    »Nein.«
    Steinmetz lockerte seinen Griff, und Alexander massierte sich die Unterarme. »Packen Sie immer so kräftig zu?«
    »Muss man das nicht manchmal in der heutigen Welt?«
    Sie wanderten durch die Turbinenhalle. Arbeiter auf Fahrrädern kamen ihnen entgegen, zu Fuß wäre es zu zeitaufwendig.
    Alexander bedankte sich bei Steinmetz für dessen Bemühungen.
    »Leider ist nicht viel dabei herausgekommen«, meinte der.
    »Besteht die Möglichkeit, dass mein Vater ...?«
    Steinmetz schüttelte den Kopf. »Eigentlich nicht.«
    »Was heißt das?«
    »Als Kurt Koenen zumindest lebt er nicht mehr.«
    Und als Alexander nicht reagierte, führte der Deutsche weiter aus: »Seinerzeit haben viele Wolgadeutsche, die sich der Wehrmacht angeschlossen hatten, im Verlauf des Krieges, als sich mehr und mehr die Niederlage abzeichnete, ihre Identität gewechselt und die eines Gefallenen angenommen.«
    »Das bedeutet also, dass ...«
    »... Ihr Väter womöglich noch irgendwo unter einem anderen Namen

Weitere Kostenlose Bücher