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Der König von Sibirien (German Edition)

Der König von Sibirien (German Edition)

Titel: Der König von Sibirien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edwin Klein
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Unsicherheit.«
    »Muss er denn so abrupt sein?«
    Barrington ließ sieh Zeit mit der Antwort. »Das Alter. Es verhindert einen fließenden Übergang. Irgendwann werden die Greise alle auf einen Schlag abserviert, und dann entsteht ein Machtvakuum. Als Folge wird es Kämpfe um wichtige Positionen geben. Genau das ist die Gefahr, die ich meine.«
    »Es sei denn, es gibt eine Persönlichkeit mit viel Charisma und Integrität, die alle Kräfte des Landes bündeln kann.«
    »Wollen Sie damit andeuten, dieser neue Held der Sowjetunion existierte bereits?«
    »Leider noch nicht.«
    »Und falls es ihn gäbe: Wie sollte er sich erfolgreich gegen die Tradition der Betonköpfe durchsetzen?« Darauf wusste Alexander keine Antwort.
    Nach so viel Theorie war es ungemein wichtig, noch etwas Konkretes mit im Gepäck zu haben, und das hieß: Digitaluhren. Alexander war selbst von diesen kleinen Wunderdingen der Zeitmessung angetan und verabredete mit Sato die Lieferung der ersten fünfzigtausend. In zwei Tagen waren sie restlos ausverkauft.

    Alexander wartete. Ihm ging es zu gut, der Familie ging es zu gut, die Geschäfte, einfach alles. Deshalb wartete er auf ein Desaster, und Alexander verspürte irgendwie Erleichterung, wenn man ihm eine Negativbotschaft übermittelte. Hier ein Lkw überfallen, Gott sei Dank gab es keine Töten, Fahrer und Beifahrer waren wohlauf; dort ein Laden ausgeraubt und abgebrannt; Material aus einem Lagerhaus gestohlen oder ein Kato-Kran über Nacht abmontiert und verladen. Als schlimmsten materiellen Verlust der letzten Monate gab es zwei aus volkseigenen DDR-Betrieben stammende Eisenbahnwaggons mit Containern aus Japan zu beklagen, die einfach unauffindbar blieben. Sibirien ist groß.
    Mit der Zeit nahmen diese Wirtschaftsvergehen gegen ihn und den Bund zu, und Alexander unterstellte sie der traditionellen Gruka, die aktiv war wie eh und je. Inwieweit Gogol, Nikolais Herausforderer, um den es nach dem Tod seines Sohnes in den letzten Jahren sehr ruhig geworden war, noch mit ihnen zu tun hatte, entzog sich seiner Kenntnis.
    Dafür gelang es Alexander, innerhalb von zehn Wochen ein neues Zwischencamp direkt an der Bahnlinie zu errichten. Der Planungsleiter hatte ihm sein Leid geklagt und darauf hingewiesen, dass immer noch Hunderte von Arbeitern mit ihren Familien in provisorischen Zelten oder baufälligen Baracken leben müssten. Mit Kurz' Hilfe organisierte Alexander 160 Wohncontainer, alle ungefähr 25 Quadratmeter groß, die einem in Konkurs gegangenen westdeutschen Bauunternehmer gehört hatten. Für vier Wohneinheiten gab es einen Wasch-und Duschcontainer, trotz aller Fortschritte und Verbesserungen immer noch ein Luxus für Bahnarbeiter. In der Mitte der neuen Anlage residierte mit der obligatorischen roten Fahne und dem Funkmast auf dem Dach die Verwaltung, der die Errichtung dieser Unterkünfte, glaubte man ihrer Propaganda, selbstverständlich und ausnahmslos zu verdanken war.
    Besmertisch, der unermüdliche Anbiederer, überbrachte Alexander persönlich eine Akte mit brisantem Inhalt. Aufgeführt waren in ihr Namen von hochrangigen Politikern, die sich hatten bestechen lassen. Alexander konnte die Summen nachlesen und die wertvollen Geschenke, die man ihnen gemacht hatte.
    »Warum übergibst du mir das?«
    Besmertisch antwortete im gewohnt freundlichen, fast schon unterwürfigen Ton: »Damit du siehst, ich bin nicht der einzige.« Alexander lachte. »Das habe ich nie behauptet.«
    »Aber im Gegensatz dazu bin ich doch sehr billig.«
    »Willst du mehr haben?«
    Besmertisch spulte den Verlegenen. »Nur wenn du der Überzeugung bist, meine Dienste seien so viel wert.«
    Alexander überlegte nicht lange. »Aber vorher eine Frage: Wo hast du die Unterlagen her?«
    Besmertisch ausweichend: »Von einem guten Bekannten.«
    »Kannst du für Nachschub sorgen?«
    »Müsste machbar sein.«
    »Ich gehe auf fünftausend Rubel im Monat hoch. Ist das angemessen?«
    Besmertisch nickte, aber sein Gesicht mit dem süßsäuerlichen Ausdruck verriet, er hatte mehr erwartet. »Besteht die Möglichkeit, durch brisantere Dinge noch im Gehalt zu steigen?«
    »Auf was spielst du an?«
    Besmertisch schaute sich in Alexanders Büro um, als befürchtete er einen Lauscher. Er watschelte sogar zur Tür und schaute nach. »Du hast enorme Kontakte zum Ausland.«
    Alexander reagierte nicht.
    »Und du wirst doch auf diesen Staat nicht besonders gut zu sprechen sein, so, wie er dich behandelt hat.« Besmertisch fiel nicht auf,

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