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Der König von Sibirien (German Edition)

Der König von Sibirien (German Edition)

Titel: Der König von Sibirien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edwin Klein
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dass er seinerzeit genau umgekehrt argumentiert hatte, um Alexander einzuschüchtern und zu erpressen.
    »Weiter.«
    »Es könnte sich da eine Gelegenheit ergeben, sich an ihm zu ... rächen.«
    »Inwiefern?«
    Besmertisch ließ seine Wurstfinger kreisen. »Indem ich dir Sachen zukommen lasse, die ihm schaden werden.«
    Alexander wedelte mit den Unterlagen. »So, wie das hier?« »Auch, aber die noch viel mehr schaden werden.«
    »Komm, sag ein Stichwort.«
    Besmertisch sah Alexander verschlagen an. »Ein gewisser Gautulin, er weilt wegen eines Unfalls nicht mehr unter uns, ist, wie ich seinerzeit auch erfahren konnte, mitten in der Taiga von einem Militärkommando aufgegriffen worden, als er für die Imperialisten spionieren wollte Er war in Begleitung eines ... Leider ist mir der Name entfallen. Aber Gautulin konnte nicht herausfinden, dass in dem Witimplateau große unterirdische Anlagen existieren, man im Notfall dort sechzigtausend Soldaten unterbringen kann mitsamt der Ausrüstung wie Panzer, Lkw und anderen Militärfahrzeuge. Und dass dort Nuklearmunition lagert für Geschütze mit einer Reichweite von über hundert Kilometern. Zufällig kann man diese Geschütze auf einen Eisenbahnwaggon montieren und mit diesem nahe an der chinesischen Grenze vorbeifahren, so wie vor Jahren im Ussuri-Konflikt. Wie gesagt, all das konnte dieser Gautulin nicht herausfinden und somit auch nicht der Sowjetunion schaden.«
    Alexander betrachtete Besmertisch, und der senkte dieses Mal nicht den Blick. Ausdruckslos waren seine Augen, dunkle Knöpfe in einem widerlichen Gesicht.
    Alexanders Meinung vom Parteichef der KPdSU Mittelsibiriens war alles andere als gut. Was der ihm aber hier anbot, mehr noch dessen geldgieriges Verhalten, das sprengte seine Vorstellungskraft. Da geht eine hohe Persönlichkeit des Staates hin und verrät diesen für Geld. Bietet seinem Erzfeind, den er über alle Maßen hassen und bekämpfen müsste, der aber zufällig Kontakte zum Ausland hat, militärische Unterlagen an.
    Alexander musste an Klimkow denken, an dessen Tätigkeit auf der Insel Nowaja Semlja und an das Dossier, das dieser in Gorudne bei Viktor Antropowitsch, einem Freund, deponiert hatte. Und dann natürlich an Leonid und die Karte mit den geheimen militärischen Anlagen, die wegen der amerikanischen Luftüberwachung durch Satelliten überwiegend in den Bergen versteckt waren.
    »Gut, Besmertisch. Ich akzeptiere dein Angebot. Aber du händigst mir die Dinge nicht persönlich aus. Ich überlege mir einen Modus, damit es zwischen uns keine Verbindung gibt. Und ich bezahle dich je nach Lieferung. Bist du damit einverstanden?«
    »Ja, wenn wir als Maßstab die heutigen Unterlagen nehmen und sie mit ... sagen wir ... zwanzigtausend Rubel gleichsetzen.«
    »Dazu muss ich sie mir erst einmal anschauen.«
    Besmertisch konnte warten. Er werde sich in einer Woche wieder melden.
    Alexander studierte noch am selben Abend die Liste der Politiker mit den ihnen zur Last gelegten Affären, Vorfällen und Peinlichkeiten. Dass sich fast alle Älteren Herren eine Freundin, einige auch einen Freund, hielten, interessierte ihn weniger, obwohl deren monatliche Apanage das Mehrfache eines sibirischen Jahresdurchschnittsverdienstes ausmachte. Brisanter waren die aufgeführten Fälle von Bestechung, die im Zusammenhang mit gewissen Projekten standen. Ein Staudamm an einem Nebenfluss des Jenisseis war verbunden mit der Zahlung von vierhunderttausend Rubel an den Vertreter des Ministers für Wirtschaft. Die Summe stammte aus Deutsehland, von einem Baukonzern, der für ein Teil der Maßnahme den Zuschlag erhielt. Oder eine Gaspipeline in Westsibirien. An den Energieminister persönlich ging, falls er Besmertischs Akte glauben durfte, eine Million Rubel, ebenfalls aus Deutschland, weil eine bestimmte Firma den Auftrag erhalten hatte. Elektrolokomotiven aus Lyon waren gekoppelt mit einer entsprechend hohen finanziellen Gegenleistung der Franzosen, da man sie gegenüber den Italienern bevorzugt hatte. Dafür kamen diese dann bei einem anderen Geschäft zum Zug und durften ein Automobilwerk errichten, und unter der Hand wanderten zwölf Millionen Rubel in gewisse Kanäle. Auf diesen Deal bezogen gab es in Besmertischs Unterlagen noch den detaillierten Hinweis, es seien auch Gelder im Ausland angelegt worden, und zwar in der Schweiz und in Osterreich. Namen der Banken mit Kontonummern lagen bei.
    Bestechungen und Vergünstigungen machten auch vor der allerhöchsten Spitze

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