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Der König von Sibirien (German Edition)

Der König von Sibirien (German Edition)

Titel: Der König von Sibirien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edwin Klein
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anderen Männer? Ihre Beschützer ?«
    »Keine Spur von ihnen.«
    Alexander trat langsam näher. Leonid wollte ihn abhalten, ließ es aber sein, als er ihn anschaute.
    Alexander blickte bückte sich umfasste die Hände seiner Kinder und von Larissa. Alle Hände legte er zusammen und umschloss sie mit seinen, als wollte er sie nie mehr loslassen. »Wir sind eine Familie. Wir bleiben eine Familie, ich liebe euch. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie ich euch liebe.« Tränen fielen auf die Hände. »Nikolai ist mein Zeuge: Ich werde die Täter finden. Und ich werde euch rächen. Ihr bekommt eure Genugtuung.«
    Nach einer halben Stunde trat Leonid an Alexander heran.
    »Wir wollen sie nach Hause bringen.«
    Alexander erhob sich, und Leonid erschrak. Die Augen, der Mund - nie würde er diesen Ausdruck von Kälte und Entschlossenheit vergessen, und auch nicht die blutig gebissenen Lippen.

    In der kleinen Kapsel auf seiner Brust trug Alexander seit drei Tagen nun insgesamt sechs Haarbüschel. Seine Familie wurde neben Nikolai beerdigt.
    Verstört sahen alle weg, wenn sie Alexander anschauten. Er kam ihnen abwesend vor, als hätte er die Tragweite des Geschehenen noch nicht erkannt. Keine Träne, keine Regung, bewegte er sich stocksteif wie eine Marionette.
    Aber nachts, wenn er allein in der Wohnung war, dann hörte Minsk ihn durchs Haus geistern. Er ging in die Zimmer der Kinder und sprach mit ihnen, wie er es immer getan hatte. Kleidungsstücke nahm er aus dem Schrank, um an ihnen zu riechen, das gleiche tat er im ehelichen Schlafzimmer. Wenn Minsk oder Leonid morgens zu ihm kamen, dann sahen sie ihn vor dem Kamin sitzen und die Fotos seiner Frau und die der Kinder betrachten.
    »Sie hatten keine Chance«, murmelte er Mal für Mal. »Was müssen das für Bestien sein, die sich an Frauen und Kindern vergreifen. Und ich habe Rekunkow nicht ernst genommen.«
    Leonid trat zu Alexander. »Keiner konnte auch nur ahnen, wie brutal er vorgehen würde. Dich trifft keine Schuld.«
    »Doch, ich hätte es wissen müssen. Ich habe die wirklich harte Schule des Lebens durchgemacht, ich kenne mich auf der Schattenseite aus. Ich hätte es wissen müssen.«
    Leonid und Minsk kamen sich hilflos vor.
    »Gibt es eine Spur von den vier Bewachern?« fragte Alexander eine Woche nach der Beerdigung. »Nein, absolut nichts.« »Wie ist es geschehen?«
    »Ein Transporter für Langholz ist auf die Hütte zugerast und hat gebremst. Alle Stämme, die über das Fahrerhaus hinausragten, sind nach vorne geschossen wie Torpedos. Insgesamt acht. Sie waren alle nass und glitschig.«
    »Dabei hat es seit Wochen nicht geregnet.«
    Leonid nickte. »Nur der Boden ist noch etwas feucht.«
    »Wird das Holz nicht an anderer Stelle aus dem Wald gebracht?«
    »Ja. Es war kein Unfall. Oder bist du anderer Meinung?«
    »Leonid, ich habe nur die Möglichkeit einkalkuliert, dass man sie gefesselt hat, um die vier Männer wegzubringen. Und dann ist vielleicht aus Versehen ...«
    Sie sahen sich an und wussten, so war es nicht.
    »Leonid, komm, wir fahren raus zur Hütte.«
    Alexander umkreiste den Rest des einstmals schönen Jagdhauses, Leonid war dicht neben ihm.
    »Sie hatten keine Chance«, hörte er ihn murmeln. »Ich konnte
    immer wieder fliehen und mich aus dem Staub machen, aber sie hatten keine Chance.«
    Deutlich waren noch die Bremsspuren des Lkw zu sehen. Die blockierenden Räder hatten den Untergrund geschrammt, das Gras wegradiert und einen Wulst vor sich hergeschoben. Alexander wanderte von der Hütte bis zum Rand einer Lichtung. Dort blieb er stehen. »Weißt du, was ich denke?« fragte er, während er zurückschaute.
    Leonid antwortete nicht.
    »Der Fahrer hat die Ladung komplett hochgebockt, und zwar so weit, dass alles über das Fahrerhaus geragt hat. Es waren insgesamt nicht mehr als acht Stämme.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Die anderen hätten bei dem brutalen Bremsmanöver sonst die Kabine durchstoßen. Außerdem wäre durch ihr Gewicht der Lkw weitergedrückt worden.«
    Leonid überlegte. »Wahrscheinlich hast du recht.«
    »Aber dazu benötigte der Fahrer Helfer und einen Kran.«
    »Ich habe mich schon erkundigt, keiner will was gesehen haben.«
    »Was sagt die Miliz?«
    »Sie spricht von Unfall und Fahrerflucht, deshalb zeigt sie auch kaum Aktivitäten.«
    »Und was hast du mittlerweile erfahren:'«
    »Sehr wenig. Welches Auto es ist, wissen wir auch noch nicht. Von unseren ist keines gestohlen worden.«
    Sie gingen langsam weiter,

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