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Der König von Sibirien (German Edition)

Der König von Sibirien (German Edition)

Titel: Der König von Sibirien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edwin Klein
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schwenkte in eine Seitenstraße. Sich zu einem gemäßigten Tempo zwingend, stapfte er in die entgegengesetzte Richtung.
    Zwar war er einigermaßen gut, aber leider nicht wintertauglich genug gekleidet, falls er zu Fuß nach Tasowskij, wie von selbst hatte sich ihm wegen Nadeikes Bruder sofort dieser Ort als Ziel angeboten, wandern wollte. Außer Pagodins Pistole, Munition und Ausweis hatte er alles in seiner Unterkunft gelassen. Deshalb suchte er Rudenkow auf und kaufte in aller Schnelle sine Ausrüstung zusammen. Rudenkow, der nach dem Ziel fragte und neben der fadenscheinigen Bemerkung, er sei Landvermesser, keine weitere Antwort erhielt, beriet ihn. Alexander zahlte einen überhöhten Preis, weil der Händler spürte, dass er es eilig hatte, dafür jedoch vergaß er auch nicht, ihm eine Schneebrille, einen Kompass, eine Karte und einen kleinen Ölbrenner anzubieten. Und die entsprechenden Nahrungsmittel, die er natürlich mit den anderen Sachen am besten auf einem handlichen Schlitten hinter sich herziehen könne, wie Rudenkow geschäftstüchtig einfließen ließ. Aber der war Alexander zu teuer, ein großer Rucksack müsse es auch tun.
    Wichtigste Requisiten waren ein leichtes Zelt und ein paar Langlaufski mit den entsprechenden Schuhen. Alexander hatte noch nie auf den schmalen Brettern gestanden.
    Bei anbrechender Dunkelheit, es war vier Uhr nachmittags und es schneite, machte sich Alexander auf den Weg. Wieder war er auf der Flucht. Aber jetzt wussten seine Verfolger genau, in welchem Teil des Landes sie nach ihm zu suchen hatten. Alexander hoffte jedoch, dass es noch bedeutungsvollere Dinge gab, als ihn zur Strecke zu bringen. Drei Stunden später, inzwischen konnte er leidlich mit den Ski umgehen, schaufelte er mit dem Klappspaten ein Viereck frei, stellte das kleine weiße Zelt auf und drückte an den Rädern den Schnee zusammen.
    Früh am Morgen ging es weiter. Der Schneefall half ihm, die Spuren zu verwischen. Aber das Wandern war mühsam, weil Alexander von der ungewohnten Schreitbewegung die Beine schmerzten. Noch mehr setzte ihm der schwere Rucksack zu, denn trotz der Felljacke als Polster drückten ihm die Gurte an den Oberarmen das Blut ab. Alle halbe Stunde musste er anhalten und mit den Armen kreisen, damit das Blut wieder einigermaßen zirkulierte.
    An Hand der Karte, auf der außer markanten Geländeeinschnitten, Flüssen und der nahen Eismeerküste nicht viel eingetragen war, hielt sich Alexander immer in unmittelbarer Nähe einer als Winterpfad ausgewiesenen Straße. Damit man sie auch bei Schnee nicht verfehlen konnte, steckten Markierungspfosten im Boden.
    Alexander wählte einen Weg parallel dazu im Abstand von vielleicht 200 Metern. Und er tat gut daran, denn unvermittelt tauchte hinter einer Schneeverwehung ein Lkw auf. Alexander, der das weiße Zelt so auf dem Rucksack befestigt hatte, dass dieser nicht zu sehen war, ließ sich kopfüber in den Schnee fallen.
    Wenige Minuten später war das schwere Fahrzeug verschwunden und mit ihm das Rasseln der Schneeketten.
    Die Einsamkeit war Alexander nicht fremd. Fremd war ihm die Umgebung, alles in ein grelles Weiß getaucht, das trotz der Schneebrille in den Augen schmerzte. Seine Sicht betrug, wenn es schneite, nur einige Meter, nicht viel mehr war es an niederschlagsfreien, diesigen Tagen. Erschwerend kam noch hinzu, dass die Konturen verschmolzen, Himmel und Erde ineinander übergingen. Für Alexander war es unmöglich festzustellen, ob dies 20 Meter oder zwei Kilometer vor ihm geschah.
    Einzige Abwechslung in dieser Monotonie waren flache, sanftkuppige Erhebungen, an der Nordseite dunkler, die der Landschaft schwache Konturen verliehen. Und kleine vereiste Birken und Sträucher, die sich wie abstrakte Gebilde durch den Schnee drückten und mit ihrer dunkleren Rinde den einzigen Kontrast boten.
    Inzwischen war es tagsüber mindestens zehn Grad unter null, nachts sank die Temperatur noch weiter ab. In Alexanders Bart setzte sich die Feuchtigkeit des Atems fest, es bildeten sich Eiszapfen, und die feinen, vom Wind getriebenen Schneeflocken drangen durch alle Öffnungen und pieksten die Haut wie feine Nadeln.
    In den folgenden Tagen hatte er einige Begegnungen, vor denen er sich noch rechtzeitig verstecken konnte Einmal war es ein Militärkonvoi aus acht schweren Fahrzeugen, ihnen eilte ein leichtes, geländegängiges mit einer kleinen roten Fahne voraus. Auf den Ladeflächen saßen dick vermummte Männer mit Gewehren zwischen den Fäustlingen.

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