Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition)
Schürze, um diesmal ihre Lesebrille hervorzuholen. „Hab ich es mir doch gedacht!“ Sie setzte sich die Brille auf und betrachtete mit zusammengekniffenen Augen die Seiten. Ihre Nase berührte dabei fast das Papier.
„Was steht da geschrieben, Oma?“ Zoé versuchte, ihr über die Schulter zu lugen, konnte aber offenkundig auch nichts erkennen.
Wortlos reichte Maria ihrer Enkelin und Parker jeweils eine der ersten Seiten. Blitzartig überflog Parker das Dokument. Es handelte sich um eine äußerst schlechte Kopie einer seltsamen Unterlage. Der kopierte Text bestand aus einer fortlaufenden Abfolge auf den ersten Blick zusammenhangloser Buchstaben und Zahlen. Weite Passagen des ursprünglichen Dokuments konnten auf der miserablen Ablichtung sehr schlecht oder gar nicht mehr entziffert werden. Parker senkte enttäuscht das Blatt und schaute die beiden Frauen an.
„Der Text ist verschlüsselt.“
Maria nahm sich die Brille von der Nase und nickte.
Nochmals studierte er das Blatt in seinen Händen und seufzte dann. Er konnte beim besten Willen keinen Sinn aus der wilden Kombination von Zahlen und Buchstaben herauslesen. „Wissen Sie, worum es hierbei geht?“
„Fritz hat mir das Paket überreicht, als ich ihn auf der Elendsalm besucht habe. Er sagte mir, dass es die wahre Geschichte der FHO von 1942 bis in die Achtziger enthält. Ich sollte es gut verwahren, hat er mir mehrmals eingeschärft. Das Dokument sei seine und meine Lebensversicherung.“ Sie hielt inne und schaute Zoé und Parker leicht zerknirscht an. „Ich habe das Paket ungeöffnet im Keller in den Tresor gelegt und niemals mehr angerührt. Ich hätte mir aber denken können, dass Fritz mir eine verschlüsselte Version übergeben hatte.“
„Den Code werden wir hier nie knacken können.“ Zoé rieb sich mit den Fingerkuppen über die Wangen. Ihre Miene spiegelte ihre Niedergeschlagenheit wider.
„In Deutschland gibt es bestimmt jemanden, der diesen alten Code entschlüsseln kann“, überlegte Parker laut.
„Klar. Wir brauchen nur beim BND anzurufen und um einen ihrer Verschlüsselungsexperten zu bitten. Die helfen uns bestimmt.“ Zoé biss sich auf die Unterlippe.
Maria hatte die Brille wieder aufgesetzt. „Das scheint ein militärischer Code zu sein. Solche Sachen habe ich täglich bei meiner Arbeit für die FHO gesehen. Es könnte ein Wehrmachtscode sein, der noch mit Hilfe der Enigma geschrieben und verschlüsselt wurde.“ Sie seufzte. „Aber natürlich hast du völlig recht, ma petite, wir werden so schnell nicht herausbekommen, was diese Zeilen bedeuten. Ich kenne keinen mehr, der davon noch etwas versteht.“ Mit beiden Händen nahm sie die Brille ab und faltete sie sorgsam zusammen. Ihre Lippen waren fest aufeinandergepresst und schienen sich nur mühsam zu lösen, als sie ergänzte: „Thalberg ist der Einzige, der noch übrig geblieben ist.“
Tiefe Falten standen auf Zoés Stirn. „Was sollen wir jetzt machen? Wir können ja schlecht einfach zur deutschen Polizei marschieren und sagen: Seht her! Hier findet ihr alles über das Bernsteinzimmer und die größte Verschwörung, die die Republik je gesehen hat!“
Parker nickte. „Wenn die Papiere in die Hände der Polizei fallen, ist alles verloren. Thalberg würde sich sofort ihrer bemächtigen.“ Er wandte sich an Zoé, die wahllos durch die alten Seiten blätterte. „Kennst du vielleicht jemanden bei einer der großen Zeitungen, dem du vertrauen kannst?“
Nachdenklich verzog sie den Mund. „Ja, beim Spiegel . Aber eigentlich wollte ich ihn in der nächsten Zeit nicht wiedersehen.“
Parker konnte das Lächeln nicht unterdrücken. „Mal abgesehen davon, dass dieser furchtbare Kerl dir das Herz gebrochen hat …“
„Hat er nicht.“ Sie erwiderte trotzig seinen Blick.
„Wie dem auch sei, vielleicht könnte deine Bekanntschaft uns weiterhelfen. Ich meine, diese Zeitung müsste doch über Möglichkeiten verfügen, die verschlüsselten Seiten sicher zu verwahren und entschlüsseln zu lassen.“
Auf Zoés Stirn standen nachdenkliche Falten. „Das mag sein. Welche Zeitung käme sonst in Betracht, wenn nicht der Spiegel? “
„Kannst du mit …“ Parker stutzte. „Wie heißt er überhaupt, dein Bekannter?“
„Frank Weber. Dr. Frank Weber, falls du es genau wissen willst.“
„Du meinst den Chefredakteur des Spiegel? “ Parker war beeindruckt.
„Ja“, sagte Zoé mit blitzenden Augen. „Es war der Chefredakteur des Spiegel, der für mich seine Frau und
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