Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition)
angezogen auf das Wasser. In diesem Augenblick befand sich Parker schon im Sprung und rammte seinen Kopf mit aller Kraft gegen die Schläfe des Killers. Der Mann schrie auf und taumelte. Seine Waffe war ihm entglitten und schlitterte über das Deck.
Parker griff blitzartig mit verschränkten Armen nach der Kehle des Mannes. Seine Hände fanden ihr Ziel am Kragen des Neoprenanzugs. Ruckartig zog er die geballten Hände über Kreuz zusammen und schnürte dem Killer das Blut an der Halsschlagader ab. Sein Gegner versuchte verzweifelt, sich zu befreien, doch Parker verstärkte den Würgegriff immer mehr. Nur wenige Sekunden später war jede Kraft aus dem massigen Körper des Gangsters gewichen. Bewusstlos sank er nach unten. Parker ließ ihn auf das Deck gleiten und taumelte zurück an die Kabinenwand.
Urplötzlich schien sein ganzes Adrenalin aufgebraucht zu sein. Er merkte, wie sich ein Schüttelfrost vom Rücken über den ganzen Körper ausbreitete und seine Beine schwach wurden. Als Jugendlicher hatte er sich intensiv dem Judo gewidmet und war froh, dass er die damals erlernten Würgegriffe noch heute beherrschte. Er schwor sich genauso feierlich wie zittrig, das vor über zwanzig Jahren unterbrochene Training bei nächster Gelegenheit wiederaufzunehmen.
Ein weiterer Schüttelfrost überkam ihn, und sein matter Blick blieb an der Pistole des Killers hängen, die vor ihm auf dem Deck lag. Er bewegte sich wie in Treibsand mit tonnenschweren Beinen auf die Waffe zu und nahm sie mechanisch auf. Dann wandte er sich wieder zur Kabinenwand, stützte sich mit seinem rechten Arm ab und musste sich übergeben.
Dunkle Gedanken fraßen sich in seinen Kopf.
Wo war Zoé? Was hatten die Gangster mit ihr und Maria gemacht?
Wieder musste er sich erbrechen.
Ein kaum merkliches Grunzen drang von hinten an sein Ohr. Er blickte erschrocken über seine Schulter, als sich zwei Hände wie ein Schraubstock um seinen Hals legten und zudrückten. Das Gesicht des Killers war nur einige Zentimeter von seinem entfernt, und der Mann starrte ihn mit wilder Mordlust an.
Parker röchelte, und ihm wurde schwarz vor Augen. Dann drückte er zum zweiten Mal an diesem Tag den Abzug einer Waffe durch.
Mit dem ohrenbetäubenden Knall ließ die Kraft seines Peinigers kurz etwas nach, aber dann wurde der erbarmungslose Griff um seinen Hals sofort wieder verstärkt. Parker war schon beinahe bewusstlos, als er erneut feuerte.
Er sah die erschlaffende Miene des Killers, der nun seine Hände vom Hals löste und nach hinten schwankte, bis seine Füße den Halt verloren, er rückwärts ins Wasser kippte und in der Tiefe verschwand.
Parker starrte noch einige Sekunden mit leerem Blick auf das Wasser und wandte sich dann zur Kabine um. Er taumelte auf die Tür zu und drückte sie nach innen auf.
Kapitel 47
Nachdem er vergeblich die Kabine durchsucht hatte, blieb er unschlüssig in der Mitte des Schiffsraums stehen. Zoé war nicht an Bord. Nachdenklich betrachtete er die Halbautomatik in seiner Hand, die dem Killer gehört hatte. Er ließ das Magazin herausgleiten und zählte zwei Patronen, plus eine im Lauf. Machte drei Schüsse, die ihm noch blieben. Er steckte das Magazin wieder zurück, sicherte die Pistole und schob sie sich im Rücken in die Hose. Dann verließ er das Bootshaus.
Von Zedernbaum zu Zedernbaum schlich er auf das Haupthaus zu. Niemand war zu sehen oder zu hören. Eine plötzliche Hoffnung keimte in ihm auf. Vielleicht waren die Gangster nur zu zweit gewesen. Vielleicht war alles schon vorüber.
Er rannte über die Rasenfläche an dem umgedrehten Wäschekorb vorbei auf die westliche Seitenfront des Schlösschens zu. Nur Sekunden später lugte er um die Ecke und erstarrte vor Entsetzen.
Der muskelbepackte Gangster aus dem Adlon stand auf dem Rasen vor dem Eingangsportal des Chateau und hatte seine Hand um Marias Genick gelegt. In der anderen Hand befand sich eine kompakte Maschinenpistole, eine Ingram, wie Parker sie oft auf dem Balkan gesehen hatte.
Der bullige Kerl trug wie seine Kumpane einen Taucheranzug, unter dem sich unwirkliche Muskelberge wölbten. Die Kapuze hatte er zurückgezogen, so dass Parker den blonden Zopf gut erkennen konnte. Und der Totschläger hatte Begleitung. Ein weiterer Mann in einem Neoprenanzug stand neben ihm und hatte seine Waffe auf Paul gerichtet, der beide Killer mit erhobenen Händen und ausdrucksloser Miene ansah.
Parkers Herz raste. Was sollte er tun?
Der Zopf-Killer packte Maria und zog sie nahe
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