Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition)
endlich nach oben trieb.
Wie von selbst bewegten sich seine Arme und Beine. Er schwamm mit kaum geöffneten Augen zu der dunklen Fläche, die nicht von dem wandernden Lichtfleck erfasst wurde. Sie lag genau im Zentrum des Bogens, den das Licht beschrieb. Ein toter Winkel.
Wenige Sekunden später stießen seine Hände gegen den Rumpf der Jacht. Er überlegte, an welcher Stelle er am besten auftauchen sollte, doch er hatte seine Selbstkontrolle längst verloren, und da, wo er war, streckte er einfach Nase und Mund aus dem Wasser.
Wie eine Fackel brannte der Sauerstoff in seinen Lungen und schien seinen Körper von innen zu zerreißen. Stoßweise und flach sog er die Luft ein. Sein Blick war verschwommen, und nur allmählich kehrten seine Sinne zurück. Jede Bewegung verursachte starke Schmerzen, aber er konnte wieder klar denken. Nach einigen Minuten reckte er den Kopf ganz aus dem Wasser und schaute sich vorsichtig um, jederzeit bereit, wieder abzutauchen.
Offensichtlich war er genau unter dem Bug des Schiffs an die Oberfläche gekommen. Er sah den Scheinwerfer nur wenige Meter vor sich über das Wasser tanzen – ohne dass er ihn erfassen konnte. Vorübergehend war er in Sicherheit.
Dann erkannte er zu seiner Rechten eine kleine metallene Leiter an der Bootsseite. Er merkte, dass sein Atem wieder gleichmäßiger wurde, und zwang sich, seine Situation ohne Emotionen zu analysieren.
Der Killer ist allein. Er kann nicht das ganze Bootshaus kontrollieren und …
Etwas riss ihn aus seinen Gedanken. Etwas, von dem er am Anfang nicht sagen konnte, was es eigentlich war. Aber etwas stimmte plötzlich nicht mehr.
Der Scheinwerfer!
Das Licht stand plötzlich still, so geschickt ausgerichtet, dass es fast den ganzen Schuppen erleuchtete.
Die logische Konsequenz dieses Faktums drang erst mit einer gewissen Verzögerung in seine Überlegungen. Der Killer hatte seine Position oben am Scheinwerfer aufgegeben.
Er ist auf dem Unterdeck. Er schleicht herum und sucht mich.
Zwei laute Schüsse beendeten seine Gedankenspiele. Sie schienen von der anderen Seite der Jacht zu kommen und peitschten ins Wasser.
Schüsse, was würde folgen? Vielleicht eine Handgranate ...
So schnell er es in seinem Zustand noch konnte, hechtete er zu der Metallleiter und schwang sich hinauf. Er presste sich fest an die Kabinenwand und verharrte völlig regungslos. Unmittelbar darauf fragte er sich selbst, ob es wirklich eine gute Idee gewesen war, aus dem Wasser zu steigen, aber er fand keine passende Antwort darauf.
Links von ihm lag das Heck mit seinem ausladenden Deck. Die Kabinentür war aus seiner Position nicht zu sehen. Rechts von ihm ging es zum Bug. Die Sekunden verstrichen, ohne dass er wagte, sich auch nur einen Millimeter zu bewegen. Dann vernahm er es: ein kaum wahrnehmbares Geräusch, das in unregelmäßigen Abständen an seine Ohren drang. Ihm stockte der Atem. Nahezu lautlos bewegte sich etwas auf ihn zu.
Der Killer wählte den Weg über das Heck, da war Parker sich sicher.
Ich brauche eine Waffe!
Verzweifelt jagten seine Blicke über das Boot, doch jemand hatte gründlich aufgeräumt. Aus seinem Innersten stieg ein grimmiger Mut auf, als er wieder die leisen Geräusche des näher kommenden Angreifers hörte.
Die Kabinenwand machte ungefähr einen Meter links neben ihm einen Knick und zog sich über das Deck zur anderen Seite des Bootes. Seine Augen starrten wie festgenagelt auf das Ende der Kabinenwand. In wenigen Augenblicken würde der Killer dort aus dem dunklen Teil des Bootes heraustreten.
Unzählige Überlegungen schossen durch seinen Kopf. Der Gangster würde ihn nicht übersehen können. Aber was sollte er tun ohne Waffe? Wieder ins Wasser springen?
Er erwog, nach rechts auszuweichen und sich zum Vorderdeck zu schleichen, doch der Weg dorthin war lang, und er befürchtete, keine Zeit mehr zu haben.
Du musst ihn angreifen! Du musst ihn überraschen und angreifen!
Parker merkte, dass er plötzlich ganz ruhig wurde. Es war, als ob er genau wüsste, was passieren würde. Langsam, aber stetig zog er seinen Gürtel aus den Laschen der Hose. Als er ihn ganz in den Händen hielt, lauschte er noch einmal eindringlich nach dem Geräusch. Dann hörte er es, und im selben Augenblick warf er den Gürtel über Bord. Die metallene Schnalle und das Leder klatschten laut. Er spannte alle seine Muskeln an, und keine Zehntelsekunde später stürmte der Killer mit der Waffe in der Hand auf die Reling zu und starrte wie magisch
Weitere Kostenlose Bücher