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Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition)

Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition)

Titel: Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Weiss
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zu akzeptieren. Er würde sie sein ganzes Leben lang vermissen, aber sie war nicht mehr da. Jetzt hatte er es akzeptiert.
    Erschöpft schloss er die Augen, und sein Kopf fiel aufs Gras. Er roch das salzige Meer. Das Rauschen der Brandung klang ihm in den Ohren, und ohne Vorwarnung stiegen Tränen in ihm auf, wellenartig entlud sich die Flut unter seinen Lidern und spülte Angst, Erschöpfung und eine alles erfassende Sehnsucht heraus. Sehnsucht nach Zoé.
    Mühsam rappelte er sich auf und näherte sich widerstrebend der entsetzlich zugerichteten Leiche des Killers. Er schaute sich kurz um, bis seine Augen die Maschinenpistole erblickten, die einen Meter entfernt im Gras lag. Er nahm die Waffe auf und lief in das schützende Unterholz des Zedernwäldchens. Mit der Waffe in der Hand robbte er auf eine Stelle zu, die ihm einen Blick auf die Fläche vor dem Schloss ermöglichen würde. Vorsichtig spähte er durch die Äste und konnte es kaum fassen. Er sah sie alle: Zoé, Maria und Paul – nur der zweite Killer war verschwunden.
    Überrascht streckte er seinen Kopf nach oben und merkte, dass er sich geirrt hatte. Der zweite Mann war noch da, allerdings lag er verkrümmt und reglos auf dem Boden. Paul stand daneben und blickte prüfend auf ihn herab, in der Hand hielt der Alte ein schmales, langes Klappmesser mit leicht gebogener Klinge.
    Benommen erhob sich Parker und trat auf die Wiese. Zoé sah ihn als Erste und kam auf ihn zugelaufen. Sie lachte, schrie, jubelte. Mit der Waffe in der Hand wischte er sich die Tränen aus den Augen und schloss sie in seine Arme. Ihr Kuss ließ Erleichterung und Freude durch seinen Körper strömen.
    Dann waren auch Maria und Paul bei ihnen. Paul säuberte das blutige Messer sorgfältig mit ein paar Grasbüscheln, und Maria hatte sich bei ihm untergehakt. Auf den Gesichtern der beiden Alten lag eine freudige Gelassenheit.
    Parker dachte an seine eigenen weichen Knie und war beeindruckt.

Kapitel 48
    Im Büro der deutschen Regierungschefin sperrten cremefarbene Jalousien die schwache Mittagssonne aus. Der an die Decke montierte Beamer warf nacheinander Lebensläufe und Porträtfotos verschiedener, durchweg männlicher Personen auf eine weiße Leinwand. Die Kanzlerin hatte ihr Kinn tief in ihrer rechten Handfläche vergraben und stützte den angewinkelten Arm auf dem Schreibtisch ab. Das grelle Licht der Projektion brannte in ihren Augen, denen sie in den letzten achtundvierzig Stunden kaum Ruhe gegönnt hatte.
    „Hörst du mir überhaupt noch zu?“
    Sie ließ die Frage des Innenministers der Bundesrepublik Deutschland eine Weile in der Luft hängen. Nachdenklich wanderten ihre blassen Augen von der Leinwand zu dem Fragesteller, der sich in seinem Rollstuhl aufgerichtet und zu ihr umgedreht hatte. Seine langen weißgrauen Haare lagen perfekt gewellt um den Mittelscheitel herum – wie bei einem in größter Würde gealterten Mitglied der Musketiere Ludwigs XIII. Vervollständigt wurde die Erscheinung des Ministers durch eine gerade Nase und ein markantes Kinn. Einem hartnäckigen Gerücht zufolge nannten ihn viele weibliche Mitglieder des Berliner Politbetriebs hinter seinem Rücken nur Aramis . Einige von den Damen waren im Laufe der Jahre dem guten Aussehen, dem Charme und wohl nicht zuletzt der Macht des Politikers erlegen – auch nach dem tragischen Tag, an dem sein Pferd ihn in vollem Galopp abgeworfen hatte.
    Sie war damals die Erste gewesen, die er an sein Krankenbett vorgelassen hatte, und nie würde sie die Kaltblütigkeit vergessen, mit der er die Querschnittslähmung hingenommen hatte. „Immerhin bleiben mir noch die Politik und der Rotwein. Das müsste reichen, jedenfalls wenn du erst Kanzlerin bist“, hatte er lächelnd verkündet, als sie sich ihm mit tränenerfüllten Augen genähert hatte.
    Vor keinem anderen ihrer Minister hätte sie sich einen derartigen Gefühlsausbruch erlaubt, aber sie hatte auch mit keinem anderen geschlafen.
    Die Sache – wie sie ihr einziges außereheliches Verhältnis bezeichnete – hatte genau eine Nacht gedauert. Am Morgen hatte sie die Affäre beim gemeinsamen Frühstück für beendet erklärt. Statt eines Liebhabers hatte sie einen politischen Weggefährten gewollt, mit dem sie die Leidenschaft eines schier unstillbaren Hungers auf Macht teilte. Es gab keinen Politiker in der Republik, dem sie vertraute, außer Arno Reißfeld.
    „Ja, Arno, ich höre dir zu!“
    Ihre Blicke trafen sich, als Reißfeld seinen Vortrag fortsetzte. „Die

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