Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition)
an sein Gesicht: „Wo sind Parker und das Mädchen?“, schrie er sie an. Erst jetzt fielen Parker Marias Hände auf, die tief in ihrer Schürzentasche verborgen waren. Ahnungsvoll starrte er auf die Finger, die sich unter dem Stoff abzeichneten. Ihm stockte der Atem, als er sah, wie Maria in der Tasche eine ruckartige Bewegung ausführte.
Der Killer deutete mit der Ingram auf Paul. „Ich werde deinen alten Freund hier erschießen, wenn du mir nicht sagst, wo Parker und das Mädchen sind!“
Teilnahmslos erwiderte Maria den Blick, und auch Paul schien völlig gelassen zu sein. Er schaute zu Zoés Großmutter herüber und schüttelte entschieden den Kopf.
Lächelnd legte der Killer auf ihn an.
„Ich bin hier!“, ertönte Zoés feste Stimme auf einmal von der anderen Seite des Geländes. Langsam trat sie hinter der Hausecke hervor, die auf der gegenüberliegenden Seite von Parkers Standpunkt lag. Er verfluchte sich innerlich, dass er nicht auf die Idee gekommen war, dort nach ihr zu suchen. Aber nun war es zu spät.
„Hol sie her!“, befahl der bullige Killer seinem Kumpan, der sich sofort mit Paul auf Zoé zubewegte.
Maria stand das Entsetzen ins Gesicht geschrieben, als sie ihre Enkelin erblickte. Sie wandte sich an den Killer und sagte voller Verachtung: „Mörder!“ Der Mann lachte auf, und da spuckte Maria ihm ins Gesicht. Er schrie sie in wilder Wut an, und seine Hand umschloss ihren Hals – und genau in diesem Moment zog Maria unbemerkt ihre Hände aus der Schürze.
Fassungslos erkannte Parker die Handgranate wieder, mit der sie ihn bei der Ankunft begrüßt hatte. Den Sicherungsstift hatte sie bereits entfernt. Die Granate war nur noch durch den Bügel gesichert, den sie mit ihrem Zeige- und Mittelfinger umfasst hielt.
Parker brach der Schweiß aus, als er sah, wie sich Marias Finger wie in Zeitlupe vom Bügel lösten. Die Handgranate war gezündet. Es blieben nur noch wenige Sekunden, bevor sie explodieren und die Metallschrapnelle Maria und den Killer zerfetzen würden.
Ein ruckartiger Impuls ließ Parker hinter der Hausecke hervortreten. Wie in Trance stand er aufrecht und ohne jede Deckung auf dem Rasen vor dem Schloss. „Und ich bin hier!“, rief er.
Ein breites Grinsen überzog das Gesicht des Killers, als er Parker erkannte und den Arm mit der Ingram auf ihn richtete und abdrückte. Die tödlichen Geschosse verfehlten ihn nur, weil Maria sich gegen den Arm des Killers geworfen hatte. Wie ein gehetztes Wild hechtete Parker zurück hinter die schützende Hausecke und sah aus den Augenwinkeln, dass der Killer auf ihn zugerannt kam. Fieberhaft suchte er nach einer geeigneten Deckung. In seinen Gedanken mischte sich Panik mit Verwunderung – und einer vagen Hoffnung. Allerdings konnte er selbst nicht glauben, was er kurz vor seiner Flucht gesehen hatte. Die Granate war plötzlich aus Marias Händen verschwunden, aber konnte das wirklich sein?
Von weitem sah er das Bootshaus – unerreichbar für ihn. Er würde es noch nicht einmal bis zur Tür schaffen. „Also los“, rief er entschlossen, riss die Waffe hoch und wirbelte im Laufen herum. Der Killer war gerade um die Hausecke gebogen und schoss aus der Maschinenpistole. Im Fallen feuerte Parker zwei Schüsse zurück, die den Killer weit verfehlten. Aber auch die Kugeln aus der Ingram jagten über ihn hinweg, nachdem er sich ins feuchte Gras geworfen hatte. Sofort schoss er einen weiteren, seinen letzten Schuss auf den Mann ab. Er schloss die Augen und wusste, dass er nun sterben würde. Im gleichen Moment wurde er von einer lauten Explosion überrascht. Er schaute auf und sah den völlig zerfetzten Kopf auf dem Körper seines Verfolgers. Entsetzt registrierte er, wie der blutüberströmte Rumpf des Killers sich noch einige Sekunden wankend auf den Beinen hielt, bevor er nach hinten kippte. Parkers linke Hand löste sich in einem unkontrollierten Zittern von der Pistole. Er hatte sich nicht geirrt. Maria hatte dem Killer die Handgranate in die Kapuze gesteckt und den Totschläger so zum Tode verurteilt. Aufgrund des Alters war die Granate wahrscheinlich erst sehr zeitverzögert, aber gerade noch rechtzeitig detoniert.
Parker wurde von Schwindel ergriffen, und er starrte auf den Rasen und den modrigen Boden darunter. War das der Mörder von Anne?
Er schluckte trocken.
Anne!
Jäh wurde ihm bewusst, dass er die letzten vierundzwanzig Stunden kaum an sie gedacht hatte. Zum ersten Mal weigerte er sich nicht mehr, ihr plötzliches Ableben
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