Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition)

Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition)

Titel: Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Weiss
Vom Netzwerk:
einer schnellen Bewegung riss er ihr die Jacke von den Schultern bis zu den Unterarmen herunter, so dass sie plötzlich wie gefesselt vor ihm stand. Sie spürte seinen säuerlichen Atem auf dem Gesicht.
    Um ihn so wenig wie möglich zu provozieren, senkte sie den Blick, und sie spürte, wie seine Augen über ihren Körper glitten. Ihre Gedanken flogen wild umher.
    Was wird er tun? Auf die Pritsche. Er wird dich auf die Pritsche schmeißen.
    Panik stieg in ihr auf und nahm ihr die Luft zum Atmen und Denken. Erst ihr aufbrechender Hass auf den Mann und die ganze Gewalt, die von ihm ausging, verscheuchte die lähmende Angst und ließ ihren Kampfgeist erwachen.
    Sie reckte das Kinn vor und war zu allem entschlossen. Ihr Blick bohrte sich in seinen, und sie hatte nur noch einen Gedanken: Auf der Pritsche ramme ich dir den Dolch in den Leib – davor oder danach, aber das überlebst du nicht. Ich schwöre es dir!
    Doch sie flog nicht auf das Behelfsbett, sondern knallte brutal gegen die hintere Wand des Raums, wo der Mann sie mit seinem muskulösen Körper umschloss und ihr nach allen Seiten den Weg versperrte. Seine linke Hand zog ihre Haare nach hinten. Aus den Augenwinkeln sah sie das Tier, das sich ihrer bemächtigt hatte. In seinem Blick lag ein gieriger Stolz. Als seine Finger über ihr Gesicht glitten, hätte sie am liebsten losgeheult, aber die Tränen blieben verborgen hinter unsichtbaren Dämmen, die so stark waren wie ihr Wille, niemals aufzugeben.
    Trotz ihrer Lage fuhr Zoé vor Anspannung zusammen, als plötzlich ein Handy ertönte. Der bärtige Mann fluchte und zog missmutig seine Hand zurück. Ohne sie aus den Augen zu lassen, holte er ein Telefon aus der Tasche und meldete sich. „Sarrow hier.“ Er kniff die Augen zusammen. „Jetzt?“, sagte er.
    Zoé stand wie angewurzelt da und beobachtete ihn. Wenn er sie auch nur für einen Moment aus den Augen ließ, würde sie zum Dolch greifen. Sie beugte ein wenig die Knie, um besser an den Stiefel zu kommen, aber sofort riss er sie wieder hoch und drückte sie gegen die Wand.
    „Ja, ich bringe sie mit“, sagte er unwillig ins Telefon.

Kapitel 61
    Im Schutz von Unterholz und dichtem Schneefall beobachtete Parker die in der Dämmerung daliegenden Gebäude. Das Anwesen bestand aus einer Art Jagdhof, den er auf mehr als dreihundert Jahre schätzte. Das ehemalige Refugium eines jagdverliebten barocken Fürsten.
    Die Gebäude standen U-förmig zusammen und bildeten einen zu einer Seite offenen Innenhof mit einem Wehr- und Lagerturm an der Unterseite sowie rechts einem großen Herrschaftshaus und links den Stallungen, die anscheinend zu Wohnzwecken umgebaut worden waren. Der Schnee türmte sich meterhoch auf den Dächern und unterstrich den romantischen Anblick.
    Vor dem Haupthaus parkte ein Mercedes-Geländewagen, und aus den Lamellen der geschlossenen Fensterläden drang spärlich Licht nach draußen. Auch im Turm und in den ehemaligen Stallungen brannte Licht. Von der offenen Seite des Hofs führte ein breiter Weg in den Wald, vermutlich zum Ausgang des Anwesens.
    Alles war ruhig, keine Menschenseele war zu sehen. Konzentriert zog er die Pistole hervor und entsicherte sie. Er würde mit dem Haupthaus beginnen, entschied er und lief geduckt zu dem Gebäude hinüber. Er erstarrte, als er die Glut sah. Eine Zigarette.
    Parker hielt den Atem an und sank ganz langsam auf den tiefgefrorenen Boden. Er konnte in der Finsternis nichts erkennen außer der glühenden Spitze der Zigarette, doch er war sich ganz sicher: Keine zehn Meter vor ihm stand eine Wache. Nach einer Weile bewegte sich der rote Punkt in der Finsternis. Parker lief eiskalter Schweiß über den Rücken, fast lautlos atmete er aus. Der glühende Punkt kam geradewegs auf ihn zu. Noch ein paar Schritte und die Wache würde zwangsläufig über ihn stolpern. Mit einer Hand umfasste er den Griff der Pistole, mit der anderen tastete er panisch über den Waldboden, ohne etwas Geeignetes zu finden. Er verfluchte sich, dass er das in Münden erstandene Jagdmesser tief ins Innere seines Rucksacks gepackt hatte, unerreichbar jetzt. Nur noch wenige Sekunden, dann würde er die Wache erschießen müssen – und durch den Schuss Thalberg warnen. Der Rettungsversuch wäre gescheitert.
    Als er die Umrisse des Mannes mit der Zigarette schon deutlich erkennen konnte, hielt der plötzlich inne und drehte sich um. Parker hörte ein Rascheln von Kleidung und dann das Platschen des Urins, der auf den Schnee fiel. In diesem

Weitere Kostenlose Bücher