Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition)
leeren Händen da. Sie musste sich mit eigenen Augen davon überzeugen, dass das Bernsteinzimmer in Volpriehausen lagerte.
Benjamin hatte sich zum Telefonhörer vorgebeugt und hörte mit. Sein Gesicht verriet eine deutliche Missstimmung, als er den Hörer zu sich hinzog. „Parker hier, Frau Kanzlerin, was haben Sie vor?“
„Parker, schön, Sie zu hören! Machen Sie sich keine Sorgen. Wir werden das Bernsteinzimmer retten – alles Weitere sehen wir dann.“
„Sie haben mir im Kanzleramt Ihr Wort gegeben, dass das Bernsteinzimmer an die Russen zurückgegeben wird.“
„Beruhigen Sie sich, Herr Parker. In den letzten Tagen ist viel passiert. Die Dinge lassen sich nun nicht mehr so leicht handhaben. Wir können es jetzt nicht einfach an die Russen übergeben. Es würde unserem Land schweren Schaden zufügen, wenn herauskäme, unter welchen Umständen es seit Kriegsende versteckt gehalten wurde. Aus Gründen der Staatsräson muss ich Ihr unbedingtes Schweigen über diese Verschwörung einfordern.“
„Bringen Sie uns nach Volpriehausen!“, platzte es aus Zoé heraus. „Wir haben unser Leben dafür riskiert.“
„Ich meines auch, glauben Sie mir, Frau Velázquez.“
Zoé war die Diskussion leid. „Ich werde die Sache publik machen – mit oder ohne Ihre Genehmigung.“
„Gar nichts werden Sie! Die Sache, wie Sie es nennen, unterliegt aus nationalem Interesse der strikten Geheimhaltung. Außerdem haben Sie keinen einzigen Beweis in der Hand. Ihre Story wäre doch nur eine weitere Räuberpistole, die sich um eine Legende rankt, mehr nicht.“ Ihre Stimme klang eisig und kompromisslos. „Keiner würde Ihnen glauben.“
„Ach ja? Und die Schießerei im Adlon?“ Zoé merkte, dass sie immer ärgerlicher wurde. „Ganz zu schweigen von der Ermordung von Falkenhayn, Reißfeld und den Spiegel -Journalisten. Ist das etwa alles nicht passiert?“
Die Kanzlerin seufzte. „Journalisten leben nun mal gefährlich – das sollten Sie eigentlich am besten wissen. Und im Adlon hat es eine bedauerliche Auseinandersetzung zwischen zwei verfeindeten Banden der Russenmafia gegeben. Der Direktor des Hotels befindet sich für die nächsten Jahre in einem Zeugenschutzprogramm, unerreichbar für die Öffentlichkeit. Reißfeld hatte einen Herzinfarkt.“ Sie legte für den Bruchteil einer Sekunde eine Pause ein. „Er starb heute Morgen friedlich zu Hause im Bett. Seine Haushälterin und seine Sicherheitsbeamten haben das ebenso bestätigt wie sein Arzt. Sie werden es bald in den Nachrichten hören. Und was Falkenhayn angeht, kann ich nur sagen, dass dieser Herr nur in Ihrer Phantasie existiert. Es gibt keinen Fritz von Falkenhayn. Niemand kennt ihn. Sein angebliches Haus in den Alpen gehört in Wirklichkeit einer insolventen Firma und wird zurzeit wegen Baufälligkeit abgerissen. Ich will es noch etwas deutlicher sagen: Ein Herr Falkenhayn war auch niemals Mitglied der Abteilung Fremde Heere Ost, geschweige denn des Bundesnachrichtendienstes. Er existiert genauso wenig wie Thalberg. Verstehen Sie mich?“
Zoé sah, wie Benjamins Kiefer mahlten. Mit ernster Miene starrte er auf den Telefonhörer. „Und Anne Kreifelts?“, sagte er mit einem Gesicht wie aus Beton gegossen.
„Frau Kreifelts’ Tod tut mir sehr leid, Herr Parker, glauben Sie mir. Aber die zuständige Staatsanwältin, Frau Troendle, hat gestern die Ermittlungen in dem Fall eingestellt, da ganz offensichtlich kein Fremdverschulden vorliegt.“
Er schlug wütend mit der Hand auf den Barschrank. „Damit kommen Sie nicht durch!“
Zoé hätte am liebsten ein paar gröbere spanische Schimpfwörter auf Deutsch in den Hörer gebrüllt, aber stattdessen sagte sie nur: „Schlampe!“, und beendete eher fassungslos als zornig das Gespräch.
Es war nicht zu glauben! Selten hatte sie sich so abgekanzelt und ausgebootet gefühlt. Aber jetzt würde die Kanzlerin sie kennenlernen! Entschlossen blickte sie Benjamin an. „Wo, sagtest du noch, steht dein Wagen?“
Kapitel 64
Als der Renault 16 sich Volpriehausen näherte, war die Nacht bereits hereingebrochen. Das gelbliche Licht aus den Scheinwerfern des französischen Wagens brachte die Eiskristalle auf dem Asphalt zum Glitzern. Parker beschlich ein mulmiges Gefühl bei dem Gedanken an die abgefahrenen Sommerreifen des Autos.
Jetzt bloß nicht bremsen!
Er fuhr eine Anhöhe hinauf, hinter der er Volpriehausen vermutete. Auf der Kuppe blendete ihn plötzlich grelles Scheinwerferlicht. Blinzelnd erkannte er einen
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