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Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition)

Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition)

Titel: Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Weiss
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nicht zu sagen, warum ihn Böhms Mitteilung über die Kisten so beschäftigte. Sie bewiesen eigentlich nur, was alle ohnehin schon wussten: Thalberg war es wirklich ernst gewesen mit der Weggabe des Kunstschatzes.
    „Hier entlang“, unterbrach Böhm seine stillen Fragen und steuerte, dicht gefolgt von Zoé, den rechten Seitenarm an.
    Parker folgte den beiden grübelnd und hatte fast Mühe, nicht den Anschluss zu verlieren.
    Es war töricht, aber ein unbestimmbares Gefühl ließ ihn an seine Halbautomatik denken, die die Soldaten ihm abgenommen hatten. Er hätte sie gerne dabeigehabt.
    Nach ein, zwei Minuten machten die Gleise der Lore einen Bogen nach links und führten abermals in einen neu angelegten, bis zur Decke betonierten Gang, der nach kurzer Zeit wiederum eine Wende nach links vollzog. Dann fiel der unterirdische Weg kontinuierlich ab.
    Sie gingen jetzt langsamer und setzten ihre Füße mit Bedacht zwischen die Gleise, um nicht auf dem abschüssigen Weg ins Stolpern zu geraten.
    Ihre Schritte schallten gleichmäßig auf dem glatten Betonboden. Erst jetzt fiel Zoé das permanente Rauschen auf, das sie seit der Basissohle begleitete. Ein Blick nach oben zeigte ihr den Grund: Durch stählerne Röhren entwich Luft, die von der Sohle mit Druck in die Gänge geblasen wurde. Kleine Ventilatoren verteilten den frischen Sauerstoff, der jedoch eine stark modrige Eigennote hatte.
    Der Gang führte sie pfeilgerade immer tiefer in den Berg hinein.
    Und sie begriff nun, warum Böhm die unterirdische Lorenbahn so schätzte. Die Kammer 984 lag wesentlich tiefer als die Basissohle, weit im Inneren des Salzbergs verborgen. Es wäre ein ziemlich mühseliges Unterfangen gewesen, jede einzelne Kiste durch das verzweigte Gangsystem zum Fahrstuhl zu transportieren.
    In diesem Moment ging das Licht aus, dann verstummte auch das Rauschen der Lüftung.
    „Stehen bleiben!“, ertönte der Befehl des überraschten Offiziers.
    Totale Finsternis umgab sie.
    „Benjamin?“ Zoé streckte ihre Hand in die Dunkelheit aus.
    Und er ergriff sie. „Hier.“
    „Herrgott noch mal!“ Böhm versuchte gar nicht, seine Genervtheit zu verbergen. „Das darf doch nicht wahr sein! Irgendein Idiot fummelt da oben an der Stromversorgung herum. Und das ausgerechnet jetzt, wenn die Kanzlerin hier unten ist.“
    Die Sekunden verstrichen und dehnten sich zu Minuten. Die Luft wurde merklich dünner.
    „Gibt es hier keine Notstromversorgung unter Tage?“, fragte Zoé.
    „Alle hundert Meter finden Sie Holzschränke mit kleinen Sauerstoffflaschen, Masken und Taschenlampen.“ Böhm seufzte. „Das ist die Notstromversorgung. Ich fürchte nur, die Geräte sind seit Jahren nicht mehr gewartet worden.“
    „Na prima. Dann können wir nur hoffen, dass Ihre Männer uns nicht vergessen.“
    „Das halte ich für ausgeschlossen“, antwortete Böhm. „Jedenfalls solange die Bundeskanzlerin hier unten ist.“
    Sie setzten sich auf die Gleise und warteten. Die Hitze schien in der Dunkelheit noch zuzunehmen und lag bleischwer in der stickigen Luft.
    Weitere Minuten vergingen, ohne dass jemand etwas sagte. Sie gaben sich Mühe, gleichmäßig und flach zu atmen, um möglichst wenig kostbaren Sauerstoff zu verschwenden.
    Regungslos lauschte Zoé nach einem Lebenszeichen. Jeden Augenblick erwartete sie die Geräusche entgegenkommender Männer zu vernehmen und Taschenlampen aufleuchten zu sehen, doch bis auf Benjamins und Böhms Atemgeräusche war es totenstill im Berg.
    Sie spürte, wie Benjamin zärtlich mit dem Daumen über ihre Hand strich, rutschte näher an ihn heran und lehnte sich an ihn.
    Nach einer unendlichen Weile rührte er sich neben ihr. Auch wenn sie es nicht genau sagen konnte, schätzte sie, dass sie schon über eine Dreiviertelstunde in Thalbergs unterirdischem Verlies ausharrten. Er strich ihr über die Wange und flüsterte. „Mir reicht es jetzt.“ Dann stand er auf. „Ich suche eine von diesen Boxen und hole eine Lampe.“
    „Sie bleiben hier!“, kam Böhms Befehl. „Wenn jemand geht, dann ich.“
    Bevor Benjamin antworten konnte, sprang das Licht wieder an.
    Als ob nichts gewesen wäre, drehte Böhm ihnen den Rücken zu, erhob sich und setzte zielstrebig den unterirdischen Weg fort.
    Sie folgten dem vorauseilenden Offizier. Der Stromausfall hatte Zoé nochmals in Erinnerung gerufen, dass sie sich über sechshundert Meter tief unter der Erde in einem nur provisorisch gesicherten Bergwerk befanden. Jetzt fielen ihr auch die kleinen

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