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Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition)

Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition)

Titel: Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Weiss
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ihres Körpers dankbar dafür, dass sie es war, die dieses Geschenk des Schicksals erhalten hatte.
    „Böhm!“ Die Kanzlerin funkelte den Offizier an. „Tun Sie was!“
    Der Offizier gab seinen Soldaten ein Handzeichen, und zwei Männer fassten Zoé rechts und links an den Armen. „Wir können die beiden für ein paar Tage gefangen nehmen“, sagte Böhm. Auf seinem Gesicht wechselten Zerknirschtheit und Ratlosigkeit einander ab. „Aber dann müssen wir Sie wohl freilassen, wenn Sie keinen Richter finden, der eine Untersuchungshaft wegen Landesverrats anordnet.“
    „Ich finde einen.“ Die Regierungschefin kniff die Lippen zusammen und griff nach Parkers Arm. „Parker, hier geht es um alles – um Deutschland!“ Sie löste den Griff wieder, als sie sein abweisendes Gesicht sah. Verbissen blickte sie zu ihm auf. Tiefe Falten hatten sich auf ihrer Stirn gebildet, und unter den Augen schienen die Tränensäcke fast zu platzen. Die Wangen hingen schlaff herunter und waren noch grauer als der Sichtbeton. Hinter der Maske der Regierungschefin erkannte Parker eine von den Strapazen der letzten Tage völlig erschöpfte Frau, deren Ratlosigkeit nur noch von ihrem unbändigen politischen Überlebenswillen bemäntelt wurde.
    Er wollte etwas sagen, wandte dann aber nur den Kopf ab. Dabei fiel sein Blick auf die Kisten. „Warum haben Sie die Kisten eigentlich nicht geöffnet?“
    Er war sich nicht sicher, ob er wirklich eine Antwort auf seine Frage erhalten würde, doch die Kanzlerin ging auf ihn ein. „Die Kunstfachleute haben dringend davon abgeraten, die alten Behälter zu öffnen. Das Bernsteinzimmer ist vermutlich ohnehin im Lauf der Jahre ziemlich vermodert. Eine plötzliche Sauerstoffzufuhr könnte den Verfall dramatisch beschleunigen. Wir verpacken jede einzelne Kiste luftdicht und schaffen sie dann nach oben. Erst im Labor werden sie geöffnet.“ Sie warf ihm einen ernsten Blick zu. „Und da werden Sie und Frau Velázquez mit Sicherheit nicht dabei sein.“
    „Haben Sie wirklich vor, uns einzusperren?“ Er legte die Hand auf seinen Oberschenkel, der seit ein paar Minuten wieder heftige Schmerzen an sein Gehirn funkte.
    „Ja, jedenfalls bis es vorüber ist. Danach wird die Bundesregierung alles abstreiten. Ich habe Ihnen das bereits am Telefon gesagt, und Sie können sich darauf verlassen.“ Mit beschwörender Stimme fuhr sie fort: „Kommen Sie zur Vernunft, Parker. Sie werden nie beweisen können, dass das Bernsteinzimmer den Krieg unversehrt überstanden hat.“ Sie stieß ihren Atem aus. „Machen Sie sich nicht lächerlich. Sie haben einen exzellenten Ruf zu verlieren, bedenken Sie das.“ Jetzt neigte sie sich zu ihm herüber. „Stellen Sie sich mir nicht in den Weg. Das haben schon ganz andere Männer versucht.“
    Parker nahm ihr jedes Wort ab. Flüchtig dachte er an ihren rasanten Aufstieg von einer unbedeutenden Unterstützerin der ostdeutschen Demokratiebewegung zur mächtigsten Frau der Welt.
    Aus den Augenwinkeln beobachtete er Zoé, dann blickte er erneut die Regierungschefin an. Aus tiefster Überzeugung sagte er: „Sie haben mir im Kanzleramt Ihr Wort gegeben, ein Museum für das Bernsteinzimmer an dessen Ursprungsort zu errichten.“
    „Das Bernsteinzimmer stammt aus dem Charlottenburger Schloss in Berlin. Sollen wir es da wieder aufbauen?“ Sie nagelte ihn mit einem spitzen Blick fest, ohne dabei mit der Wimper zu zucken.
    Das hatte sie sich damals ja sehr einfach gemacht, ging es Parker durch den Kopf. „Das Bernsteinzimmer, so wie wir es heute kennen und wie es mehr oder weniger seit 1770 besteht, ist im Katharinenpalais in Sankt Petersburg entstanden. Es war Katharina die Große, die das eher bescheidene Bernstein-Cabinett aus Berlin in seinen Ausmaßen mehr als verdoppelt hat. Erst dadurch konnte das Bernsteinzimmer überhaupt entstehen.“
    Die Kanzlerin wedelte unwirsch mit der Hand durch die Luft. „Sparen Sie sich das, Parker. Ich kenne mich mit der Geschichte ganz gut aus und kann auf Ihre Belehrungen verzichten. Zufällig habe ich ein gewisses Faible für die Zarin und weiß ganz gut, was sie gemacht hat.“
    „Die Arbeiten für das Bernsteinzimmer sind in ganz Europa in Auftrag gegeben worden. Aber der erste Entwurf, König Friedrichs altes Bernstein-Cabinett, entstammt der Geschichtsschreibung zufolge einer Eingebung, die Friedrich kurz nach seiner Krönung 1701 in Königsberg gehabt hat. Ich denke, es wäre eine feine Geste, genau dort ein Museum für das

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