Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition)

Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition)

Titel: Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Weiss
Vom Netzwerk:
Segen, dass Thalberg hier unten eine Lorenbahn hat bauen lassen. So können wir die Kisten problemlos zum Fahrstuhl transportieren“, rief Böhm ihnen zu, während er mit schwingenden Armen und schnellen Schritten den Gang entlanglief.
    Die Wärme unter Tage tat Parker gut und schien seine Schmerzen zu lindern. Vielleicht war es auch nur die Aufregung. Er konnte es kaum noch erwarten, endlich mit eigenen Augen das Bernsteinzimmer zu sehen. Wie würde das Material die lange Lagerungsdauer unter Tage überstanden haben? Ob es zwischenzeitlich in den Kisten stumpf und dunkel geworden war?
    Bernstein war in Wirklichkeit kein Stein, sondern das gehärtete Harz der weiten Kiefernwälder, die vor über dreißig Millionen Jahren das Gebiet der heutigen Ostsee bedeckt hatten. Das fossile Material reagierte empfindlich auf Umwelteinflüsse. Beruhigt dachte Parker an den Salzgehalt in der dünnen Bergwerksluft. Vor Jahren schon hatte er sich im Rahmen eines Symposiums von der unglaublichen Konservierungswirkung des Steinsalzes im österreichischen Salzbergwerk Altaussee überzeugen können.
    Nicht zufällig hatten die Nazis das dortige verzweigte Geflecht unterirdischer Gänge und Kammern für die Lagerung der aus allen Teilen Europas zusammengerafften Kunstgegenstände genutzt. Hitlers Kunsträuber waren sehr umsichtig ans Werk gegangen. Bevor der Befehl zur Einlagerung erging, hatten sie den Salzberg gründlich erforscht und in Langzeittests die Auswirkung des Salzes auf die Kunstwerke untersucht. Als Versuchskaninchen hatte ein dreihundert Jahre altes und hervorragend erhaltenes Gemälde herhalten müssen, das in der Sankt-Barbara-Kapelle des Bergwerks aufgestellt worden war. Mit einem verblüffenden Ergebnis: Die Konservierungswirkung des reinen Steinsalzes war phänomenal. Das Gemälde hörte faktisch auf zu altern.
    Nach dieser unerwarteten Bestätigung brachten die Nazis weit mehr als achttausend Kunstgegenstände in die Salzmine. Der Wert dieser Raubsammlung war unschätzbar.
    Beinahe wäre sie kurz vor dem Eintreffen amerikanischer Soldaten durch gezielte Sprengungen vollständig vernichtet worden. Auf Befehl des Gauleiters von Österreich hatten Pioniere das gesamte Bergwerk mit Sprengladungen versehen und für die totale Vernichtung vorbereitet. Nur das beherzte Eingreifen der Altausseer Minenarbeiter hatte die Katastrophe in letzter Sekunde verhindert.
    Parker hoffte inständig, dass die Kalisalze in Volpriehausen eine ähnlich gute Wirkung auf die Paneele aus Bernstein gehabt hatten wie das pure Steinsalz in Altaussee.
    Er warf Zoé einen Blick zu. Die Verzagtheit, die noch vor kurzem auf ihrem Gesicht zu lesen gewesen war, hatte sich in Luft aufgelöst. Ihre Augen glänzten. Im Gehen strich sie sich die Haare zurück und bändigte den schwarzen Zopf mit zwei Haarklammern, die sie aus dem Nichts hervorgezaubert hatte.
    Plötzlich stoppte Böhm. Genau vor ihnen verlief ein Tunnel, der nach rechts und links in den Berg führte. „Das ist der alte Verbindungsweg zwischen den Schächten. Er ist ziemlich gut erhalten, wie Sie sehen.“ Tatsächlich war der Tunnel nahezu unversehrt, soweit Parker es ausmachen konnte. Nur vereinzelt waren die Wände an beiden Seiten mit grauen Stützpfeilern aus Beton verstärkt worden. Im Licht der leistungsstarken Deckenlampen schimmerten die Salze auf den grob beschlagenen Wänden zwischen den glatten Betonabschnitten.
    „Dort“, Böhm deutete in den linken Seitenarm des Tunnels, der vollkommen unbeleuchtet war, „befindet sich in ungefähr einem Kilometer der Schacht Wittekind. Allerdings ist der Zugang komplett versperrt. Thalberg hat die Verbindung mit einer meterdicken Betonwand gekappt.“
    „Wie beruhigend“, bemerkte Zoé, die sich aber schon dem anderen, hell erleuchteten Ende des Verbindungsgangs zugewandt hatte.
    Parker starrte in den finsteren Gang, ohne etwas erkennen zu können. Thalberg hatte es tatsächlich fertiggebracht, einen ganzen Abschnitt des weitgehend zerstörten und durch eindringendes Grundwasser bedrohten Bergwerks vor der Vernichtung zu bewahren. Und das, ohne das geringste Aufsehen zu erregen.
    Beim Blick in den toten Arm der ursprünglichen Verbindung zwischen Wittekind und Hildasglück schlich sich bei Parker ein Gedanke ein, den er nicht einfach beiseiteschieben konnte. Böhm hatte von Kisten gesprochen, die in Kammer 984 lagerten. Also hatte Thalberg das Bernsteinzimmer bereits für den geplanten Verkauf verpacken lassen. Parker vermochte selbst

Weitere Kostenlose Bücher