Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition)
bemerkt, dass sie angerufen hatte.“
„Haben Sie eine Ahnung, was Frau Kreifelts von Ihnen gewollt hat?“
Er schüttelte den Kopf und schaute die Ermittlerin direkt an. „Sagen Sie mir, wie Frau Dr. Kreifelts gestorben ist.“
Die Staatsanwältin zögerte und strich sich ein nicht vorhandenes Haar von ihrer Kostümjacke. „Die Staatsanwaltschaft hat am Mittag auf Grundlage einer richterlichen Anordnung durch Dr. Beltram eine Leichenöffnung durchführen lassen.“ Sie hielt inne und sah ihm in die Augen. „Das Ergebnis liegt bislang noch nicht vor. Dr. Beltram wird in Kürze seine Untersuchungen abschließen und ein rechtsmedizinisches Gutachten verfassen. Es tut mir leid, aber Sie werden verstehen, dass ich Ihnen zum jetzigen Zeitpunkt keine weiteren Angaben machen kann.“
Er atmete aus. „Frau Staatsanwältin, Sie haben eine Leichenöffnung beantragt. Das heißt, Sie können ein Fremdverschulden nicht ausschließen“, stellte er fest. „Nach deutschem Recht liegt es bekanntlich nicht im freien Ermessen der Staatsanwaltschaft, die Autopsie einer Leiche anzuordnen. Das ist nur zulässig, wenn Anhaltspunkte für ein Verbrechen vorliegen und ein Richter diese Einschätzung zuvor bestätigt hat.“
Ungerührt hörte sie seinen Ausführungen zu, die Arme vor der Brust verschränkt.
Er trat auf sie zu. „Warum haben Sie die Leichenöffnung beantragt?“
Die Staatsanwältin musterte ihn lange, bevor sie erwiderte: „Es ist, wie Sie sagen. Wir sind verpflichtet, eine Obduktion vorzunehmen, wenn die Umstände des Todes Anlass dazu geben.“ Sie wechselte einen kurzen Blick mit dem Arzt, der mit teilnahmsloser Miene neben ihr stand. „Und genau so verhielt es sich hier.“
„Was meinen Sie damit? Ist Sie umgebracht worden?“
„Herr Parker, ich sagte Ihnen bereits, dass der gerichtsmedizinische Bericht noch nicht vorliegt“, erwiderte sie und fügte hinzu: „Kann es sein, dass die Verstorbene unter großen psychischen Problemen litt?“
Parker war überrascht. „Völlig ausgeschlossen.“ Aber dann hielt er inne. „Natürlich brachte ihr Beruf als Anwältin eine Menge Stress und Druck mit sich, aber ich hatte immer den Eindruck, als ob sie dem Druck nicht nur problemlos standhielt, sondern ihn geradezu brauchte, um ihre Leistung zu erbringen.“
„Irgendwelche Anzeichen von Burnout?“
„Nein.“
„Drogen, Medikamente?“
Er schüttelte den Kopf.
„Was ist mit Alkohol?“
„Sie trank fast nie welchen.“ Während er sprach, glitten seine Augen erneut über Annes reglosen Körper. Die Fragen kamen ihm vollkommen abwegig vor. Anne hatte über eine ausgeprägte Lebenslust verfügt. Irgendwelche Rauschmittel hatte sie nicht gebraucht, um diese auszuleben. Ihre Aufputschmittel waren große Prozesse oder Männer, deren Herzen sie so leicht zu brechen vermochte. So wie sein eigenes, das zudem gleich mehrere Sollbruchstellen aufgewiesen hatte.
Der Mediziner hatte dem Gespräch in einigem Abstand gelauscht. Parker hörte das Rascheln seines Kittels, als er seinen schweren Körper auf den zweiten Seziertisch hievte und dort Platz nahm.
„Herr Parker, wir haben berechtigten Grund zu der Annahme, dass Frau Kreifelts psychisch keineswegs so gefestigt war, wie Sie gesagt haben. Deshalb frage ich Sie noch einmal, ob Sie von psychischen Problemen der Verstorbenen wussten.“
„Ich kenne Frau Kreifelts seit fast zwanzig Jahren, und ich sage Ihnen nochmals, sie hatte Nerven wie Drahtseile und selbst in den größten Krisen einen sehr gesunden Schlaf. Wie kommen Sie nur auf die absurde Idee, dass Anne psychisch labil gewesen sei?“
„Ich kann Ihnen nicht viel sagen. Das Gutachten ist noch nicht fertig“, wich sie aus.
„Wenn in dem Bericht steht, dass Anne seelisch krank war, können Sie ihn auch gleich wegschmeißen.“
Die grauhaarige Frau verzog missbilligend das Gesicht. „Es ist verständlich, dass Sie die Verstorbene verteidigen wollen.“ Ihr Blick wurde ernst, und mit einem ausgestreckten Finger zeigte sie direkt auf sein Gesicht. „Aber woher nehmen Sie eigentlich die Gewissheit, so genau über Frau Kreifelts Bescheid zu wissen? Sie haben sie doch seit längerer Zeit weder gesehen noch persönlich gesprochen. Oder irre mich da, Herr Parker? Haben Sie die Tote vielleicht doch in letzter Zeit getroffen?“
„Was soll das heißen?“
„Das soll heißen, dass jetzt der Augenblick gekommen ist, uns die Wahrheit zu sagen!“
„Verdächtigen Sie mich, mit ihrem Tod etwas zu tun zu
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