Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition)
haben?“ Er hatte das Gefühl, die Staatsanwältin habe die Frage erwartet.
„Wir haben die Zeit genutzt, um uns über Sie zu erkundigen. Wir wissen, dass Sie ein alter Freund von Frau Kreifelts sind. Auch nach Ihrer Trennung im letzten Jahr, scheint es, haben Sie den Kontakt nicht abgebrochen“, stellte sie fest und fuhr mit ausdrucksloser Miene fort: „Sie sind gestern spätabends aus Heidelberg nach Berlin gekommen. Anscheinend auf Veranlassung des Bundeskanzleramts, das Ihnen im Hotel Adlon ein Zimmer reserviert hatte.“
„Wo ich dann die ganze Nacht mit meinen Vorbereitungen zugebracht habe.“
„Ja, für gestern Nacht haben Sie ein Alibi.“ Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. „Der Concierge des Adlon konnte sich noch lebhaft an Sie erinnern. Zwischen zweiundzwanzig Uhr und fünf Uhr morgens haben Sie eine Bestellung nach der anderen aufgegeben.“
„Tee“, bemerkte Parker.
Die Ermittlerin nickte. „Grüner Tee, Drachenbrunnen, nach chinesischer Art zubereitet. Sie hätten sich gestern noch nicht einmal für eine halbe Stunde unbemerkt aus Ihrem Zimmer entfernen können. Und das hätte nie gereicht, um zu Frau Kreifelts’ Wohnung zu gelangen und rechtzeitig wieder zurückzukehren.“
„Ungefähr um vier Uhr habe ich noch etwas zu essen bestellt“, ergänzte er.
„Steak mit Bohnen, medium raw, auch das ist bestätigt, genauso wie Ihr längeres Gespräch mit dem Concierge über das Für und Wider trockengereiften Fleischs. “
Parker schluckte. Ja, er hatte sich schön die Zeit vertrieben, während Anne gestorben war, dachte er bitter, bevor er weitersprach. „Damit kennen Sie nun die Wahrheit. Ich war im Adlon und habe gearbeitet.“ Er seufzte leise und zwang sich, seinen Blick aus dem leeren Nichts zu lösen, in dem er sich verfangen hatte. „Was ist Anne Kreifelts zugestoßen?“
Sie zögerte und wandte sich schließlich dem Arzt zu, der ihren Blick skeptisch erwiderte. Erst ihr angedeutetes Nicken veranlasste den Mediziner schließlich, sich vom zweiten Seziertisch zu erheben und sich ihnen zu nähern.
„Sagen Sie ihm, was er wissen will. Erzählen Sie ihm, woran die Frau gestorben ist“, forderte sie den Forensiker auf.
Parker sah gespannt den Arzt an, der sich mit verschränkten Armen vor ihm aufgebaut hatte.
„Tja, wie soll ich sagen, Herr Parker? Die Tote ist an Apnoe und Kardioplegie gestorben.“
Als Jurist freute er sich normalerweise über die Klarheit und Deutlichkeit der deutschen Sprache, dies hatte ihn allerdings nicht davon abgehalten, sich im Laufe der Jahre medizinische Grundbegriffe einzuprägen.
„Sie meinen Atemlähmung und Herzstillstand?“, vergewisserte er sich ein wenig verdutzt.
„Richtig“, sagte der Rechtsmediziner mit einer gewissen Anerkennung in der Stimme. „Hervorgerufen durch einen wilden Mix aus schnellwirksamen Barbituraten, Aufputschmitteln und vor allem Heroin. Die ganze Palette.“
Parker starrte den Mediziner verständnislos an. Sein Kopf schmerzte, als ob sich die alten Erinnerungen an Anne gegen die neuen Bilder wehrten, die drohten, alles Vergangene zu zerstören. Sein Blick ging wieder hinab zur Toten. Wächsern leuchtete ihr erstarrtes Gesicht im kalten grellen Licht der Neonröhren.
„Herr Parker, Frau Dr. Kreifelts war vollständig unbekleidet, als ihre Haushälterin sie heute Morgen tot im Bett gefunden hat“, bemerkte die Ermittlerin und schaute ihm fragend in die Augen.
Doch er ließ seinen Blick auf Annes steifem Körper ruhen und legte seine Hand auf die vom Laken bedeckte Schulter seiner Freundin.
„Die Spurensicherung konnte zudem Spermaspuren sicherstellen, die wir gerade untersuchen lassen. Kurz vor dem Eintritt des Todes hatte Frau Dr. Kreifelts Geschlechtsverkehr. Haben Sie eine Vermutung, mit wem?“
Parker streichelte Anne zärtlich über die Wange und deckte dann das weiße Laken wieder über ihr Gesicht. „Nein.“ Mit der Hand stützte er sich auf dem kalten Tisch ab.
Welchen verhängnisvollen Weg war Anne bloß gegangen, seit sie sich im Oktober zum letzten Mal gesehen hatten? Mit einem knarrenden Geräusch öffnete jemand die schwere Tür zum Obduktionssaal.
„Ist Herr Professor Parker hier anwesend?“, hallte eine Stimme durch den gekachelten Raum.
Alle drehten sich um. In der Tür erkannte Parker einen hochgewachsenen, breitschultrigen Mann mit militärischem Kurzhaarschnitt. Mit seiner rechten Hand hielt er einen Ausweis in die Höhe.
„Ich bin Parker.“
„BKA. Sicherheitsdienst
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