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Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition)

Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition)

Titel: Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Weiss
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uns treffen?“
    „Ja“, stieß er heiser hervor.
    „Kommen Sie bitte in die Rechtsmedizin der Charité, Turmstraße 21. Sagen wir um siebzehn Uhr? Dann dürfte die Obduktion abgeschlossen sein.“
    „Ja“, sagte er nochmals und beendete das Gespräch.
    Die Tränen, die unvermittelt in seine Augen stiegen, unterdrückte er nicht. Taumelnd verließ er den Museumsbau und trottete langsam zurück zum Hotel Adlon.
    Als er wieder auf dem Pariser Platz vor dem Brandenburger Tor angelangt war, richtete er seinen Blick nochmals hinauf zur Quadriga.
    Klar und deutlich sprangen ihm nun die berüchtigten Symbole des preußischen Militarismus ins Auge, welche die Viktoria an ihrer Lanze in die eiskalte Wintersonne hielt. Das Eiserne Kreuz und der Preußische Adler glänzten über ihm.

Kapitel 4
    Kurz vor siebzehn Uhr bog Parkers Porsche langsam in die Turmstraße ein. Über Berlin war die winterliche Dunkelheit hereingebrochen, und am Nachmittag hatte der Schneefall wieder eingesetzt; weiß-graue Schneeflocken schwebten im Licht der Laternen, die wie mahnende Zeigefinger aufgereiht die Straße säumten. Eine Seite der Straße wies eine nahezu geschlossene Bebauung auf, wobei sich ältere und neue Gebäude wahllos abwechselten, auf der anderen lag in undurchdringlicher Dunkelheit der Tiergarten.
    Die Rechtsmedizin der Charité befand sich innerhalb eines weitläufigen medizinischen Gebäudekomplexes. Parker stellte seinen Wagen an der Straßenseite vor dem Eingang ab und ging mit hochgeklapptem Kragen durch den kalten, nassen Schnee auf den Eingang zu. Ein Pförtner beäugte ihn misstrauisch aus einem Wachhäuschen, das seit vielen Jahren keinen Anstrich mehr erhalten hatte.
    „Zur Rechtsmedizin?“ Parker setzte einen fragenden Gesichtsausdruck auf.
    Er war sich nicht sicher, ob der Mann ihn verstanden hatte, aber dann wies der Pförtner ihm mit ausgestrecktem Arm den Weg. „Immer geradeaus. Haus L.“
    Er schritt im Halbdunkel des Laternenlichts durch einen sparsam begrünten Innenhof, bis er einen Wegweiser fand, der ihn zur Rechtsmedizin geleitete. Kurze Zeit später stand er vor einem imposanten Klinkerbau aus dem frühen 19. Jahrhundert.
    Vor der Eingangstür, zu der eine breite Treppe aus schweren Granitplatten führte, stand eine ältere grauhaarige Frau, die ihn unverhohlen musterte. Regungslos ließ sie ihn näher kommen. Ihr Atem bildete weiße Nebelschwaden, die aufstiegen und dann im Schneegestöber verschwanden.
    Sie trug ein schlichtes schwarzes Kostüm aus dicker Baumwolle, das keiner bestimmten Mode zuzuordnen war. Weder Schmuck noch Schminke machten auf ihr blasses und unscheinbares Gesicht aufmerksam. Ihre Haare hatte sie nach hinten gekämmt und streng zu einem Knoten zusammengebunden.
    Obwohl der Schneefall stetig zunahm, hatte sie ihren Mantel nicht angezogen, sondern ihn sich über den Arm gelegt. Trotzdem schien sie nicht zu frieren.
    „Professor Parker, nehme ich an. Mein Name ist Troendle“, begrüßte sie ihn. „Mein Beileid.“
    Er schüttelte ihre Hand und glaubte ihr nicht.
    Gemeinsam betraten sie eine hell beleuchtete Eingangshalle, von der rechts und links lange Flure abgingen. Alles war in gelblichen und gräulichen Farbtönen gehalten, die im Laufe der Jahre verblasst und verschmutzt waren. Am Ende des Eingangsbereichs führten großräumige Treppen und Aufzüge weiter hinein in das Gebäude.
    Das einzige Möbelstück im Empfangsbereich war eine abgenutzte schmutziggelbe Plastikbank für Besucher. Eine junge blonde Frau in einem weißen Arztkittel hatte darauf Platz genommen.
    „Bitte entschuldigen Sie die Formalität“, sagte die Staatsanwältin, „aber ich muss Sie nach Ihrem Personalausweis fragen.“ Die schonungslose Beleuchtung zeigte, dass die Zeit bereits viel Farbe aus ihren grauen Augen gezogen hatte. An der Intensität ihres prüfenden Blicks änderte das jedoch nichts.
    Er nahm seinen deutschen Pass aus der Brieftasche, reichte ihn der Staatsanwältin und blickte sie freundlich an. Sie nickte ihm kurz zu, als ob es sich um eine Grenzkontrolle an einem internationalen Flughafen handelte, und gab ihm den Pass zurück.
    „Sie haben einen englischen Namen“, stellte sie fest.
    „Einen amerikanischen. Mein Vater ist Amerikaner. Meine Mutter war eine Deutsche“, sagte er, und wieder nickte sie.
    „Sie wohnen zurzeit im Hotel Adlon?“
    Jetzt war es an ihm zu nicken.
    „Bitte warten Sie hier einen Augenblick. Ich benachrichtige den zuständigen Arzt. Er wird uns zu der

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