Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition)

Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition)

Titel: Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Weiss
Vom Netzwerk:
Stoß mit dem Schaft der Kalaschnikow am Kopf. Ihm wurde schwarz vor Augen, und er kippte zurück in den Wagen. Dann verlor er das Bewusstsein. Wie lange er so in dem Wagen gelegen hatte, wusste er nicht, aber als er wieder erwachte, war Fowler tot.
    Die Obduktion in der darauffolgenden Nacht ergab, dass der rechte Lungenflügel und mehrere Arterien durch die Geschosse aus einer Kalaschnikow zerfetzt worden waren. Mit Kalaschnikows war in den neunziger Jahren jede reguläre oder irreguläre Armee auf dem Balkan ausgerüstet. Wer die Schüsse abgegeben hatte, konnte nie geklärt werden.
    Obwohl Parker genau wusste, dass Ian Fowler aufgrund der schweren Verletzungen nicht die geringste Überlebenschance gehabt hatte und selbst bei sofortiger Hilfe nicht mehr hätte gerettet werden können, fühlte er seitdem eine schwere Schuld. Die Schuld, einen Freund verloren zu haben.
    Fowlers Antlitz verschwand vor Parkers innerem Auge, und stattdessen erblickte er Anne. Sie beugte sich über ihn und schob ihre Hand unter sein geöffnetes Hemd – genau auf sein Herz.
    Er riss die Augen auf und starrte schweißgebadet an die Decke, die im indirekten beigen Licht sanft über ihm schwebte. Langsam atmete er aus und rieb sich die Augen. Wie lange hatte er geschlafen?
    Mühsam erhob er sich vom Bett und ging ins Badezimmer. Mit gesenktem Kopf setzte er sich auf die Kante der Wanne und ließ das Wasser einlaufen. Er fing etwas davon auf und spritzte es sich ins Gesicht. Allmählich wurde er wach und versuchte, seine Gedanken zu ordnen.
    Unschlüssig überlegte er, was er vom seltsamen Auftrag der Kanzlerin zu halten hatte. „Das Bernsteinzimmer befindet sich in Deutschland, davon können Sie bei Ihrer Suche ausgehen“, erinnerte er sich an ihre Worte. Er schüttelte den Kopf und fragte sich, warum er sich bloß dazu hatte überreden lassen, den Bernsteinpaneelen, diesem aus der Ostsee entsprungenen Phantom, nachzujagen. „Ein so kostbares und berühmtes Werk wird früher oder später auf dem Markt auftauchen“, hatte die Kanzlerin mit ernster Miene verkündet – eine gewagte Theorie, wie er fand. Schließlich wurden bedeutende Kunstwerke auf dem schwarzen Markt oft verkauft, ohne dass die Öffentlichkeit etwas davon erfuhr. Und entgegen einer weitverbreiteten Meinung steckte hinter diesen dunklen Geschäften kein schwerreicher und kauziger texanischer Kunstliebhaber, sondern die straff organisierte Drogenmafia. Auf die Gangster übten Kunstwerke einen ganz besonderen Reiz aus: Sie waren ein Faustpfand gegenüber der Staatsanwaltschaft im Falle der Verhaftung, das sich für eine Strafmilderung einsetzen ließ, und ein ideales Sicherungsmittel in einem Geschäftsgebiet, in dem Bankbürgschaften nur schwer zu bekommen waren. „Eine Ladung Kokain geht erst auf den Weg nach Europa, wenn gezahlt worden ist – und als Sicherheit für die unversehrte und mangelfreie Lieferung erhält der Käufer bei Bezahlung einen Picasso“, hatte er der Kanzlerin erläutert. Außerdem hatte er keinen Hehl aus seiner Skepsis gegenüber der Existenz des sagenumwobenen Zimmers gemacht.
    Das Bernsteinzimmer galt seit dem Fall von Königsberg im April 1945 als verschollen. Für viele waren die wertvollen Wandtäfelungen spätestens beim Sturmangriff der Roten Armee im Königsberger Schloss verbrannt. Obwohl die abenteuerlichen Theorien über den Fortbestand des Lieblingsraums der Zarin nicht mehr gezählt werden konnten, hatte es seit 1945 keinen einzigen belastbaren Hinweis auf den Verbleib der berühmten Wandtäfelungen gegeben. Doch die Kanzlerin schien unerschütterlich an die Existenz des alten Zarenschatzes zu glauben.
    „Können Sie sich die Nummer merken?“, hatte sie ihn gefragt und eine Handynummer auf einen Zettel geschrieben.
    Er hatte die Zahlen überflogen und genickt.
    „Wenn Sie etwas über den Verbleib des Bernsteinzimmers erfahren, reden Sie mit niemandem darüber, sondern rufen Sie mich sofort an.“
    In Gedanken versunken, bemerkte er plötzlich ein Klopfen an der Zimmertür. Er rührte sich nicht, in der Hoffnung, das Geräusch würde von allein wieder verschwinden.
    „Herr Parker, entschuldigen Sie die Störung“, schallte es durch die verschlossene Tür. „Hier ist ein Kurier mit einer persönlichen Nachricht für Sie. Wollen Sie bitte öffnen?“
    Er wollte überhaupt nicht. Die Ereignisse des Tages hatten ihm schon gereicht. Das Klopfen kam wieder und verriet eine gewisse Hartnäckigkeit des Hotelangestellten. Nochmals

Weitere Kostenlose Bücher