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Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition)

Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition)

Titel: Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Weiss
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Kunstwerk unter Umständen mehr Aufmerksamkeit und Pflege als in einem deutschen Museum, wo es nur eines unter vielen ist. Und schließlich meine letzte Bedingung: Der Schatz, den ich für Sie finden soll, kommt an seinen alten Platz zurück, und Deutschland wird auch Sorge tragen, dass dort ein angemessenes kulturelles Umfeld entsteht.“
    Ernst betrachtete Parker die Kanzlerin. Ihr Gesicht zeigte keine Reaktion. Die Sekunden verstrichen.
    „Die Politik wird in Deutschland noch immer von Parlament und Regierung bestimmt. Ich kann Ihnen nichts versprechen.“
    Er erwiderte wortlos ihren Blick.
    „Wir werden die Provenienzforschung verstärken.“
    Er lächelte.
    „Und ich gebe Ihnen mein Wort, dass ich mich dafür einsetze, dass das gesuchte Werk nicht nur zurückgegeben wird, sondern die Restitution darüber hinaus auch durch den Aufbau und die Finanzierung eines Museums unterstützt wird. Und zwar dort, wo das Werk vor Jahrhunderten geschaffen wurde.“ Aufmerksam betrachtete sie ihn. Er glaubte, den Hauch eines Lächelns zu erkennen, das ihre Mundwinkel umspielte. „Einverstanden?“
    Tonnenschwer lasteten ihre Hände auf ihm. Von unten sah er in ihr ungeduldiges, fragendes Gesicht. Er war sich mittlerweile sicher, dass sie ein Lächeln unterdrückte. Doch jetzt gab es kein Zurück mehr.
    „Einverstanden“, besiegelte er den Pakt. „Was kann ich für Sie tun?“
    Mit einem Klaps auf seine Schultern befreite sie ihn aus seiner unbequemen Lage und schritt zu ihrem Schreibtisch.
    Ein erlöstes Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus, als sie sich auf den großen ledernen Bürostuhl setzte. Sie zückte einen goldfarbenen Füllfederhalter und schlug die erste der drei Unterschriftenmappen auf. Für einen kurzen Augenblick hob sie noch einmal den Kopf, richtete den Blick auf ihn und sagte: „Finden Sie bitte das Bernsteinzimmer!“

Kapitel 12
    Steil erhob sich der alte Wehrturm über dem herrschaftlichen Jagdhaus. Die Spitze des Turms war in dem Schneegestöber nahezu verschwunden, nur die starken Flutlichter zeichneten vage Umrisse in den Himmel.
    Thalberg lehnte mit dem Rücken am dicken Mauerwerk der Ställe und betrachtete zufrieden die Anlage, die erstmals 1578 urkundlich erwähnt worden war. Er hatte die Anlage nach dem Krieg entdeckt. Die heruntergekommenen Stallungen, das verwahrloste Haupthaus und der baufällige Turm hatten seine Augen zum Glänzen gebracht; vom ersten Moment hatte ihn der verwunschene Ort in seinen Bann gezogen – nicht zuletzt wegen des einzigartigen, märchenhaften Bestandes von über tausendjährigen Eichen, gelegen inmitten der sanften Hügel und weiten Täler eines der berühmtesten Jagdgebiete Deutschlands.
    Er schüttelte sich den Schnee vom Lodenmantel und zog den dunkelgrünen Hut tiefer ins Gesicht. Wenn der Schneefall nicht nachließ, würde er am nächsten Morgen jemanden auf die Dächer schicken müssen, um die alten Balken und Ziegel von der Last zu befreien. Im ganzen Land fielen die Flocken seit Stunden vom Himmel, und die Wettervorhersage vermochte kein baldiges Ende auszumachen. Seine Gedanken wanderten nach Berlin, und ihn überkam der Drang nach einer Zigarette. Grübelnd zündete er sich eine an. Seit heute Morgen wartete er auf den erlösenden Anruf. Heftig zog er an der Zigarette, die genau in dem Augenblick tiefrot aufleuchtete, als sich ein warmer, weicher Körper an seine rechte Wade schmiegte. Er senkte den Blick und sah den Hund mit dem kurzen, grau glänzenden Fell, der hechelnd neben ihm stand. Die Weimaraner genannte Hunderasse war für ihre Schärfe auf der Jagd bekannt, doch das schmale, elegante Tier hatte ihn auf der Treibjagd abermals enttäuscht und vor seinen Jagdgenossen blamiert.
    Als seine feine Nase die Rotte Wildschweine in der Dickung gewittert hatte, war es sofort mit eingezogenem Schwanz zu ihm zurückgelaufen und hatte sich vor Angst zitternd auf den Boden gekauert. Ein armseliges Häufchen, das ihn mit traurigen, um Hilfe flehenden Augen anschaute. Thalberg hatte diese offene Feigheit als erbärmlich und seiner Rasse unwürdig empfunden. Seine Entscheidung war unwiderruflich: Es war der dritte und letzte Jagdeinsatz des Hundes gewesen.
    Er schnippte die Zigarette in hohem Bogen weg und stapfte mit dem Hund im Schlepptau durch den Schnee, erst an den vormaligen Ställen entlang, wo heute seine Männer untergebracht waren, und dann den kleinen Hügel hoch zum nahen Waldrand. Ein guter Ort für einen Hund, ging ihm durch den Kopf,

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