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Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition)

Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition)

Titel: Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Weiss
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abstrahlte.
    Vier zellenartige Ausbuchtungen, in denen marmorne Bänke standen, zweigten vom zentralen Mittelraum ab – die Hitzekammern des Hamam . Parker setzte sich in eine der winzigen Zellen und genoss die hohe Temperatur, die ihm die Kälte aus den Knochen trieb.
    Nach einer Viertelstunde hatte er genug und legte sich auf die warme Marmorplatte, die den Mittelpunkt des Bades bildete.
    Langsam kehrte die Müdigkeit zurück, aber diesmal ging sie einher mit einer alle Knochen und Muskeln erfassenden Entspannung. Kurz bevor er einschlief, kam ihn in den benebelten Sinn, dass der geheimnisvolle Brief von Annes Freundin noch in der Tasche des Bademantels steckte.
    Als er aufwachte, war über eine Stunde vergangen. Er stützte sich auf den Marmor und stellte fest, dass von der jungen Frau nach wie vor jede Spur fehlte – das Rendezvous war offenkundig geplatzt.
    Eine kalte Dusche brachte seine Sinne wieder ins Leben zurück. Kaum abgetrocknet, zog er sich den Bademantel über, wobei seine rechte Hand im Ärmel auf ein sorgfältig zusammengefaltetes Papier stieß. Verblüfft zog er es hervor und faltete die Botschaft auseinander:
    Lieber Herr Parker,
    vielen Dank, dass Sie gekommen sind! Verzeihen Sie mir die ungewöhnliche und etwas umständliche Kontaktaufnahme. Es geschieht alles nur zu Ihrer und meiner Sicherheit. Ich warte in der Präsidentensuite auf Sie. Bitte kehren Sie auf keinen Fall zurück in Ihr Zimmer, sondern kommen Sie sofort zu mir!
    Ich danke Ihnen nochmals von ganzem Herzen.
    xxx
    Beeindruckt pfiff Parker durch die Zähne. Offensichtlich verfügte die geheimnisvolle Absenderin über genügend Kleingeld, um sich die teuerste und exquisiteste Suite in Berlin leisten zu können.
    Keine fünf Minuten später stand er vor der großen Tür mit dem goldenen Schild Präsidentensuite – Adlon, hinter der die sündhaft teuren und höchst luxuriösen Räume lagen, und strich seinen weißen Frotteemantel glatt.
    Er erinnerte sich daran, dass Anne ihm von der legendären Suite erzählt hatte. Sie hatte für einen schwerreichen libanesischen Geschäftsmann gearbeitet, den eine qualvolle Sorge um sein Leben plagte, die mehr oder minder begründet gewesen war.
    Anne hatte ihn in der Präsidentensuite des Adlon untergebracht, dem sichersten Ort, den man in Berlin für Geld mieten konnte. Die Hotelleitung hatte schon vor Jahren Handwerker und das Bundeskriminalamt beauftragt, einen aufwendigen Umbau der Suite vorzunehmen, was Staatschefs aus aller Herren Länder, arabische Ölscheichs und russische Oligarchen zu schätzen wussten. Zentimeterdickes Panzerglas schützte die gut betuchten Gäste ebenso vor Anschlägen wie die verstärkten Innenwände und die gepanzerte Eingangstür. Für einen unbemerkten Zugang sorgte ein Lift, der die Suite unmittelbar mit der Tiefgarage verband. Lachend hatte Anne ihm von den beiden Besuchern erzählt, die bei einer der Hotelführungen in der weitläufigen Hochsicherheitssuite vergessen worden waren: Gefangene in einem goldenen Käfig, aus dem der Hoteldirektor sie erst nach Stunden befreite.
    Parker schaute lächelnd in die Kamera, die den Flur von oberhalb der Eingangstür beäugte. Dann drückte er auf den goldenen Knopf, der als Klingel diente. Nach einem kurzen Augenblick ertönte ein Summen, und die die schwere, holzverkleidete Stahltür schwenkte nach innen auf.
    Bewundernd betrachtete er das von Hand bemalte chinesische Lackpaneel aus dem 18. Jahrhundert, das den Eingangsbereich der Luxussuite ausfüllte. Die Chinoiserien erinnerten ihn an die preußischen Könige, die ganz versessen auf asiatische Kunstgegenstände gewesen waren. Behutsam setzte er die schwarzen Hausschuhe des Adlon auf das edle Parquette de Versailles . Hinter ihm glitt die Tür nahezu lautlos wieder ins schwere Schloss.
    Links neben dem tiefroten Lackpaneel öffnete sich der Eingangsbereich zum Wohnzimmer. Parker erkannte voluminöse Sofas aus dicken, rötlichen Stoffen, die um einen kleinen rechteckigen Tisch aus schwarzem Carrara-Marmor gruppiert waren. Auf dem Tisch stand ein silberfarbener Laptop, und im Hintergrund, unter einem Gemälde Friedrich des Großen, loderte knisternd ein Feuer in einem offenen Kamin. Das Wohnzimmer schien menschenleer zu sein.
    Ihn beschlich ein beklemmendes Gefühl hier in der streng abgeschotteten Luxussuite. In dem noch feuchten Bademantel fühlte er sich plötzlich wie der schiffbrüchige Professor Arronax auf der Nautilus, und ehrfurchtsvoll flüsterte er die

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